Katharina Zorn & Jasna Fritzi Bauer, else
Roman, Kiepenheuer & Witsch, 267 Seiten. 2025
Else ist eine Frau, die wir von all ihren Seiten kennenlernen dürfen: als sudetendeutsches vertriebenes Kind, bei ihrem sozialen Aufstieg, der angeblich nur ihrem Ehemann Willy zu verdanken ist, und bei ihrer emotionalen Emanzipationsreise, als sie entscheidet, heimlich einen Taxischein zu machen. Sie fährt uns stolz, fein und modern durch die Frankfurter Nächte der Sechziger- bis Achtzigerjahre und parkt uns in einer berührenden Szenerie an der Côte d’Azur, wo sie mit ihrer Enkelin auf eine letzte große Reise geht.
Roman, Knaur, 331 Seiten, 2025
Endlich die Fortsetzung von „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ wo der begnadete Buchapotheker Jean Perdu (Mitte 50) nach vier Jahren Glück in der Provence auf seinem Bücherschiff Lulu in den Champs-Élysée-Hafen von Paris zurückkehrt, um Menschen und Bücher zusammenzubringen. Mittlerweile trägt sein vor 40 Jahren umgebauter Frachtkahn 9.837 ausgewählte Bücher, anwendbar bei 1.5001 Leiden, die er über Jahre sorgfältig definiert hat. Außerdem bietet er eine Video-Blog-Sprechstunde an, um Neuerscheinungen vorzustellen. Unterstützt wird er von der „Apothekerin in Ausbildung“ Pauline (17), die Neuerungen wie Bücherreisepässe für Kinder eingeführt hat; ferner von der Waisen Marie, die samstags aus subversiven Büchern vorliest. Wortgewandt verbindet die Autorin mit untrüglichem Gespür für verschwiegene Wünsche, Sehnsüchte, Träume, Zugehörigkeit und Liebe von einzelnen Menschen und lässt die Leser die Kraft der Literatur nachempfinden.
Krimi, Dumont, 491 Seiten, 2025
In den griechisch-römischen Ruinen des Freilichtmuseums von Glanum, einer antiken Stadt nahe Saint-Rémy am Nordrand der Alpilles-Bergkette in der Provence, wird in einem Brunnenschacht die Leiche des Archäologen Gaspard Rouge gefunden, getötet durch einen Pistolenschuss aus nächster Nähe. Die Museumsleiterin und die Ausgrabungsleiterin sind fassungslos. Wurde ein Göttinnen-Altar entweiht und der Mord ein Racheakt einer esoterischen Spiritistin? Oder eine Tat aus Eifersucht, Neid oder Konkurrentenstreit? Da geben die akribisch vorangetriebenen Ermittlungen von Capitaine Roger Blanc und seinem Team über ein 25 Jahre zurückliegendes Verbrechen und die Entführung eines damals dreijährigen Jungen dem Fall eine völlig neue Wendung. Ein an Überraschungen reicher, durchdacht inszenierter und wie stets mit anschaulichem südfranzösischen Lokalkolorit, viel Atmosphäre und authentischen Figuren erzählter Polizeikrimi, der bis zum Schluss fesselt. Auch für Archäologie-Fans interessant.
Tamara Böhm, Büchereimitarbeiterin