Die reiche Bankiersfamilie Van Laar unterhält seit vielen Jahrzehnten ein Sommercamp für Jugendliche in einem Naturreservat in den Adirondack Mountains. Als im Sommer 1975 Barbara, die Tochter der Van Laars, ein rebellischer Teenager, spurlos aus dem Camp verschwindet, ist die Aufregung groß, umso mehr, als ihr Untertauchen schmerzliche Erinnerungen wachruft. Denn 14 Jahre zuvor ist ihr Bruder Bear ebenfalls in den Wäldern verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Während nun erneut eine fieberhafte Suche beginnt, vertraut die junge Ermittlerin Judyta mehr auf ihr Bauchgefühl als auf vermeintliche Fakten. Sie beginnt, tief in der Vergangenheit zu graben und kratzt an der Fassade der hoch angesehenen, aber immer auf ihren Vorteil bedachten Familie. Moore nähert sich dem Kern ihrer Geschichte langsam, auf zwei Zeitebenen und aus den unterschiedlichsten Perspektiven und enthüllt so, Schicht um Schicht, tragische, lange verschleierte Wahrheiten. Spannung auf hohem literarischem Niveau.
Beim Junggesellenabschied der vier schwedischen Freunde am Cap d'Antibes kommt es in einer Bar zu einem bewaffneten Überfall, als Amir an die Theke geht. Er wird als Terrorist verdächtigt, kommt in Untersuchungshaft in das berüchtigte Gefängnis Fleury-Mérogis, herausgerissen aus seinem Leben. Bei Eurojust bearbeiten die schwedische Staatsanwältin Esther Edh und ihre italienische Chefin Fabia Moretti den Fall. Im 1. Band ihrer Reihe über die beiden Staatsanwältinnen thematisiert die Privatdozentin für Strafrecht und Staatsanwältin Terrorismus und die Zusammenarbeit des Eurojust (Agentur der Europäischen Union für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen) in Den Haag. Die für diesen Krimi ausgezeichnete Autorin bietet den Lesenden ihre juristischen Erfahrungen gepaart mit einem klug durchdachten Plot, dynamischen Dialogen und tiefgründigem Einfühlungsvermögen.
Der große DDR-Chronist legt mit 80 Jahren noch einmal einen fulminanten Roman vor. Hauptprotagonistin ist Kathinka, die Tochter des kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf der Flucht verschollenen jüdischen Ingenieurs Jonathan Schwarz und seiner Geliebten Yvonne Lebinski, die ihr halbjüdisches Kind vor den Nazis retten konnte. Yvonnes und Kathinkas Schicksal in der neu gegründeten DDR wird verknüpft mit vielen Personen, die dem Staat sowohl positiv wie negativ gegenüberstehen und versuchen, für sich den jeweils besten Weg zu finden, ob als überzeugte SED-Anhänger, ehemalige Nazis oder kritische Intellektuelle, die sich auf dem Titel gebenden Narrenschiff wähnen. Christoph Hein schafft es trotz seiner geradlinigen und eher distanzierten Sprache, die nie ins Emotionale abgleitet, sondern immer beschreibend bleibt, einen Roman von 750 Seiten so spannend zu gestalten, dass ein historisches Panorama einerseits wie eine sehr persönliche Geschichte andererseits die Lesenden gefangen nimmt und dabei bestens unterhält. Ein großartiger Roman zur deutschen Zeitgeschichte.
Tamara Böhm, Büchereimitarbeiterin