Von der Schönheit und der Härte des einfachen Lebens, von der Gnade der Freundschaft und dem Moment des Verlusts
Der alte Max hat alle Zeit. Draußen vor dem Fenster legt sich der Schnee wie eine Decke über das Dorf. Da dringt das Läuten des Totenglöckchens durch die Stille. Es schlägt für den Schorsch, der viel mehr war als nur ein Freund, ein Leben lang. So macht sich Max am Abend auf zur Totenwacht, wo die Alten zusammenkommen, um des Verstorbenen zu gedenken und sich zu erinnern.
Eine ganze Nacht erzählen sie von den Freuden bei der Ernte, von Abenden in der Wirtsstube, vom kleinen Glück. Und vom Schorsch. Aber auch von der Enge im Dorf und dem eisigen Schweigen. Erst im Morgengrauen kehrt der Max heim. Im Licht des neuen Tages ist ihm klar: Nichts davon wird wiederkommen. Nur die Erinnerungen an dieses Leben bleiben, solange er da ist …
Austhal – da steckt schon Aus, Ende, Schluss drin. Und darum geht es: Ein sterbendes Dorf im tatsächlichen und übertragenen Sinn. Max hat den Schorsch, seinen Nachbarn, besten Freund, Kumpel, wortlosen Versteher und Gleichgesinnten verloren. Die langen Stunden der Totenwache und ein paar Tage danach erlebt man einfühlsam, sensibel und präzise geschildert in der Erzählung mit. Goerz hinterfragt und deutet an, kramt Erinnerungen hervor, lässt das Dorf und seine ungeschriebenen Gesetze und Regeln lebendig werden. So ganz ist es dann also doch nicht aus!
L.K., Sandhausen