Gemeinderat

Bürgermeisterwahl 2026

Mit der folgenden Rede gab Frau Bürgermeisterin Carmen Marquardt in der öffentlichen Gemeinderatssitzung vom 26. Juni 2025, ihre Entscheidung bezüglich...

Mit der folgenden Rede gab Frau Bürgermeisterin Carmen Marquardt in der öffentlichen Gemeinderatssitzung vom 26. Juni 2025, ihre Entscheidung bezüglich einer möglichen weiteren Amtszeit bekannt.

"Sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderates, sehr geehrte Damen und Herren,

im Jahr 2026 steht die Bürgermeisterwahl in Adelberg an. Bereits mehrfach wurde mir die Frage gestellt, ob ich erneut kandidieren werde. Nach sorgfältiger Abwägung habe ich mich dazu entschlossen, meine Planung einer erneuten Kandidatur nicht weiter zu verfolgen.

Mein bisheriges Ziel war eine dritte Amtszeit, da die Umsetzung von Projekten in Gemeinden äußerst zeitintensiv ist. Für mich ist die Zusammenarbeit mit allen, die für unsere Kommune tätig sind, eine echte Herzensangelegenheit. Ich schätze den Austausch mit dem gesamten Personal im Rathaus, Kindergarten, Bauhof, der Schülerbetreuung sowie mit den Lehrerinnen der Grundschule, beauftragten Ingenieuren, Planern, Architekten, Zweckverbänden und anderen Kommunen sehr. Diese Zusammenarbeit war stets geprägt von gegenseitigem Respekt und Engagement, und ich hätte diese Arbeit gern fortgesetzt.

Doch seit den letzten Kommunalwahlen im vergangenen Jahr haben sich im Gemeinderat einige Entwicklungen ergeben, die konträr zu meiner politischen Haltung stehen.

Vier Widersprüche gegen Gemeinderatsbeschlüsse innerhalb eines Jahres sind eine außergewöhnliche Situation. Zwei dieser Beschlüsse wurden zwar durch den GR revidiert, doch beispielsweise ein Beschluss, der die Vorbereitung der Beschaffung eines Mannschaftstransportwagens für die Feuerwehr verhindert, bleibt bestehen. Diesen Beschluss kann ich bis heute nicht mittragen – er steht im Widerspruch zu meiner Überzeugung und Verantwortung gegenüber der Gemeinde.

Verantwortung habe ich mein ganzes Berufsleben lang gern getragen. Aber Verantwortung für Entscheidungen zu übernehmen, die der Gemeinde und ihren Bürgerinnen und Bürgern schaden, lehne ich ab.

Als ich 2010 mein Amt antrat, befand sich Adelberg in einer akuten finanziellen Krise mit Millionen an Schulden und zusätzlichen Fehlbeträgen. Gemeinsam haben wir es geschafft, die Lage zu stabilisieren und die Gemeinde wieder lebenswert zu machen.


Trotz des bereits damals bestehenden Sparzwangs konnten mit Hilfe von insgesamt über 5 Mio. € an Zuschüssen, zahlreiche kleinere und auch große Projekte umgesetzt werden.

Im November letzten Jahres geriet die Finanzlage erneut in eine Schieflage, bedingt durch geringere Zuweisungen und höhere Umlagen, wie z.B. die Kreisumlage. Wir haben darüber ausführlich berichtet.

Anstatt im Gemeinderat zusammenzuhalten und gemeinsam nach verträglichen Lösungen zu suchen, wurde beispielsweise in der letzten Sitzung ein Antrag verlesen, der das Personal – das Rückgrat unserer Gemeinde – in Frage stellte. Das ist für mich absolut inakzeptabel!

In den vergangenen Jahren haben wir mit wenig Personal, aber großem Teamgeist, zahlreiche Aufgaben gemeistert und Adelberg als attraktive Gemeinde vorangebracht. Der Zusammenhalt der Beschäftigten im Kindergarten, in der Schülerbetreuung und im Rathaus war stets vorbildlich. Überstunden und gegenseitige Unterstützung waren selbstverständlich – darauf bin ich als Vorgesetzte sehr stolz und den Beschäftigten sehr dankbar.

Ein entsprechender Dank und eine Anerkennung seitens des Gemeinderates wären wünschenswert gewesen. Stattdessen fordert man Stellenstreichungen, was ein harter Schlag für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für mich als Vorgesetzte ist. In einer Zeit, in der qualifiziertes Personal immer schwerer zu finden ist, ist es wichtiger denn je, gute Mitarbeitende zu halten, anstatt mit Streichungen zu drohen.

Ein weiterer Grund für meine Entscheidung ist die Uneinigkeit im Gemeinderat bezüglich der Kinderbetreuung. Die Bildung unserer Kinder ist für mich ein zentrales Anliegen. Wenn es nicht gelingt, den Kindern frühzeitig gute Bildungschancen zu bieten, schränkt das nicht nur ihre Zukunft ein, sondern gefährdet auch die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes.

In den vergangenen Monaten standen unser Kindergarten und die Schülerbetreuung wiederholt im Mittelpunkt der Spardiskussionen im Gemeinderat. Diese Debatten haben bei den Mitarbeitenden und Eltern große Unruhe und Unsicherheit ausgelöst.


Selbstverständlich ist es notwendig, dass unsere Gemeinde spart. Doch diese Einsparungen müssen auch weiterhin mit Bedacht und an der richtigen Stelle erfolgen. Wenn durch Kürzungen das Personal überbelastet und der laufende Betrieb unserer Einrichtungen gefährdet wird, haben wir letztlich nichts gewonnen – im Gegenteil, wir verlieren das, was wir aufgebaut haben und ein Wiederaufbau verursacht umso höhere Kosten.

Die Perspektiven, die sich mir durch die Beratungen und Beschlüsse der letzten Monate aufzeigen, kann ich persönlich nicht mittragen. Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Gremium seit den letzten Kommunalwahlen sehe ich jedoch kaum eine Chance, diese Entwicklung noch zu beeinflussen.

Ich habe gelernt: Wenn man eine Situation nicht ändern kann, ist es an der Zeit, sich selbst zu verändern. Daher werde ich meine Planung für eine dritte Amtszeit nicht weiterverfolgen.

Selbstverständlich werde ich alle laufenden Projekte bis zum Ende meiner Amtszeit verantwortungsvoll weiterführen und bin bereit, eine/n potenzielle/n Nachfolger/in einzuarbeiten, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten."

Erscheinung
Schurwaldbote – Gemeindeverwaltungsverband Östlicher Schurwald
NUSSBAUM+
Ausgabe 28/2025
von Gemeinde Adelberg
09.07.2025
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