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Bujnoch Artur

Erinnerungen an den Heimatvertriebenen Artur Bujnoch Artur Bujnoch zählte zu den wohl bekanntesten Heimatvertriebenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg...
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ohneFoto: R. Stegmeier

Erinnerungen an den Heimatvertriebenen Artur Bujnoch


Artur Bujnoch zählte zu den wohl bekanntesten Heimatvertriebenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg und nach der Vertreibung aus dem Sudetenland in Malsch eine neue Heimat gefunden haben. Geboren
wurde Artur am 23. Juni 1914 in Botenwald, einem malerischen – einst urdeutschen – Städtchen, das heute in der CSFR liegt und von dem schon Freiherr Josef von Eichendorff in seinen Aufzeichnungen schwärmte. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule erlernte Artur Bujnoch in der in Botenwald ansässig gewesenen Waggonfabrik den Beruf eines Bauschlossers.
Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in die CSFR arbeitete er als Dienstverpflichteter bei der Fa. Krupp in Rheinhausen. Danach zog es ihn wieder zurück in die Waggonfabrik nach Botenwald, wo mittlerweile nicht nur Schienen-, sondern auch Straßenfahrzeuge und Flugzeuge für die Deutsche Wehrmacht gebaut wurden. Europa schlitterte in den Zweiten Weltkrieg und auch Artur Bujnoch musste zu den Waffen eilen. Als Kradschütze war er auf verschiedenen Kriegsschauplätzen eingesetzt. Am 31. Januar 1944 wurde der damals knapp Dreißigjährige in Italien schwer verwundet. Damit begann ein schwerer Leidensweg durch unzählige Kriegslazarette. Die Entlassung aus der Wehrmacht erfolgte schließlich am 7. März 1945, weil Artur Bujnoch aufgrund seiner schweren Kriegsverletzungen nicht mehr als Soldat verwendungsfähig war. Es folgte der Zusammenbruch des Dritten Reiches und die Gefangennahme durch die Tschechen. Die Devise der tschechischen Regierung lautete: „Alles den Volksdeutschen wegnehmen, außer einem Taschentuch, damit sie sich ausweinen können!“ Welche Gräueltaten die Tschechen an der deutschen Bevölkerung nach Kriegsende in der CSSR verübten, kann man an dieser Stelle mit Worten gar nicht beschreiben. Mitte 1946 überreichte der Briefträger auch der Familie Bujnoch die Ausweisung. Der Exodus aus der Heimat nach Westdeutschland nahm seinen Beginn. Artur Bujnoch kam mit seinen Angehörigen in ein Sammellager nach Hockenheim und schließlich nach Malsch. Eine große Hilfe bei der Einquartierung der Heimatvertriebenen war zu dieser Zeit Bürgermeister Josef Bös und der damalige Gemeinderat, allen voran Peter Bender. Artur Bujnoch
machte damals – wie viele andere Heimatvertriebene auch – das einzig Richtige: Er integrierte
blitzschnell in die Malscher Dorfgemeinschaft ein und wurde aktiver Sänger beim MGV Frohsinn Malsch. Darüber hinaus wurde er zum Flüchtlingsvertrauensmann gewählt. Nicht genug, damit wählte man diesen stets umsichtigen Mann im Jahre 1953 in den Gemeinderat. Dieses verantwortungsvolle Ehrenamt übte er bis 1965 aus. Über Jahrzehnte hinweg war er auch ein treuer und gewissenhafter Kassenleiter der Kassengeschäfte des Vereins heimattreuer Kuhländler e. V.
Auch beim örtlichen VdK brachte er sich in dessen innerer Vorstandschaft ein. Sein Lieblingshobby aber war das Singen. Bis zu seinem Tod im Jahre 1996 versäumte Artur keine einzige Singstunde! Mir selbst war Artur zeitlebens ein guter Sangesfreund gewesen. Nach den Singstunden saßen wir oft zusammen und Artur erzählte mir aus seinem reichhaltigen Leben. Für den MGV Frohsinn Malsch und seinen damaligen Dirigenten Gerold Emmerich war es ein großer Schock, als die Sänger erfahren mussten, dass ihr Sangesfreund Artur wenige Tage kurz vor Vollendung seines 82. Lebensjahres versterben sollte. Bei seinem 80. Geburtstag überreichte ihm der seinerzeitige Vorsitzende Willi Maier für Arturs jahrzehntelange Treue zum Deutschen Chorgesang den goldenen Sängerring. Die überaus große Zahl derjenigen, welche bei seiner Beerdigung dabei waren, zeichnete Arturs Bescheidenheit und Geradlinigkeit aus. Malsch hatte mit Arturs Tod einen liebenswürdigen, wertvollen Menschen verloren. Auch 28 Jahre nach seinem Tod verneigen wir uns vor einer großen Persönlichkeit und werden ihm auch weiterhin ein ehrendes Gedenken bewahren ...


Foto: Helmut Pfeifer
Text: Reinhold Stegmeier

Erscheinung
Malscher Gemeinde Rundschau
NUSSBAUM+
Ausgabe 38/2024
von Gemeinde Malsch bei Heidelberg
18.09.2024
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