Die BVU hatte zu einem Vortrag von Hermann Josef Kimmerle am 7. Juni 2024 eingeladen. Wir bedanken uns für den interessanten Austausch von Argumenten, Sichtweisen und die insgesamt sehr positiven Rückmeldungen. Im Folgenden dazu die inhaltliche Zusammenfassung:
Klimagerechte Entwicklung der Bebauung in Unterensingen
Bereits Ende der 1970er-Jahre prophezeiten Klimaforscher einen durchschnittlichen Temperaturanstieg aufgrund des Treibhauseffekts von 2 bis 3 Grad, was damals noch nach „Science Fiction“ klang. Heute ist klar: Diese Prognose wird in etwa zutreffen. Zwei bis drei Grad klingt nach nicht viel, die Folgen sind jedoch gravierend und wir müssen uns auf erhebliche Veränderungen einstellen:
Neben diesen Veränderungen des Wetters gibt es noch weitere Veränderungen, zum Beispiel Wassermangel und Dürre, Veränderung der Flora und Fauna usw. Die sehr wichtige Frage lautet also: Wie können wir uns auf den Klimawandel vorbereiten und Unterensingen an die Veränderungen anpassen? Ein paar Dinge sind offensichtlich, so zum Beispiel, dass wir für mehr abgeschattete Flächen sorgen sollten. Wichtig zu wissen ist aber auch, dass sich die Luft über niedrig bewachsenen Grünflächen (z. B. Wiesen) in der Nacht stärker abkühlt als insbesondere über bebauten Flächen.
Daraus folgen einfache Hinweise für die zukünftige Ortsentwicklung (Einige Maßnahmen helfen auch bei Stark-Regenereignissen, weil sie eine Art „Schwammfunktion“ ausüben):
In vielen Städten und Gemeinden gibt es inzwischen Klima-Anpassungsprogramme, zum Beispiel Flächen-Entsiegelungsprogramme oder auch die Förderung und Beratung privater Maßnahmen. Eines der bekanntesten Programme dürfte das „170.000 Bäume-Programm“ der Stadt Paris sein. Die Stadtverwaltung möchte diese gewaltige Anzahl Bäume zusätzlich pflanzen. Auch die Bundesregierung hat reagiert und das „Klimaanpassungsgesetz“ (KAnG) verabschiedet, welches Länder und Kommunen in die Pflicht nehmen soll, je nach Größe in unterschiedlicher Art und Weise.
Was könnte Unterensingen konkret tun?
Für den Anfang wäre ein kleines (100 ?) „Bäume-Programm“ eine gute Idee. Unter Federführung eines der örtlichen Vereine oder auch einer Bürgerinitiative könnten, unterstützt durch bürgerschaftliches Engagement (z. B. Baumpatenschaften), private und öffentliche Flächen identifiziert werden, auf denen dann Bäume gepflanzt werden.
Das bedeutet nicht, dass sich die öffentliche Hand hier aus der Verantwortung „stehlen“ kann, aber es wäre ein Anfang.
Eine wichtige weitere Maßnahme wäre der Verzicht auf Nachverdichtung zugunsten von Grünflächen. Hierzu wäre zunächst nur ein Grundsatzbeschluss des Gemeinderates erforderlich. Natürlich kollidiert dies mit der Idee, Wohnraum durch Nachverdichtung zu schaffen, denn man kann eine Fläche entweder durch ein Haus versiegeln oder als Grünfläche offenhalten. Es gilt also, Prioritäten zu setzen! Angesichts des Klimawandels sollte die Priorität auf der Grünfläche liegen. Vielleicht hilft auch die Überlegung, dass Vertreter der Bauwirtschaft betonen, zur Schaffung von günstigem Wohnraum (und auf den kommt es schließlich an) sei standardisiertes Bauen auf unbelasteten Flächen, mit möglichst wenig bürokratischen Eingriffen, notwendig - was sich mit „Nachverdichtung“ sowieso nicht verträgt.
Viele weitere Maßnahmen sind denkbar. Am Anfang könnte zunächst auch eine Bestandsaufnahme der in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zur Verfügung stehenden Mittel bzw. möglicher Umschichtungen und Zuschüsse z. B. der Region Stuttgart sein. Dies führt zum letzten Punkt: Die Anpassung an den Klimawandel wird Geld kosten und Aufwand verursachen. Ein oft gehörter Einwand ist, dass beispielsweise durch Bäume auch mehr Entsorgung von Laub im Herbst durch den Bauhof erforderlich ist. Das ist sicher richtig. Aber darum werden wir nicht herumkommen – und je später wir dies akzeptieren, desto teurer wird es. Ein junger Baum kostet weniger und wächst leichter an.
Autor: Hermann Josef Kimmerle. Bei der Erstellung wurden Publikationen der FAZ, FAS, der Region Stuttgart und der Stadt Coburg verwendet.