Zum gemütlichen Beisammensein im Kleeblatt Murr eingeladen hatte der Kleeblatt Förderverein, die sommerlichen Temperaturen kamen ohne Einladung. Froh gelaunt ließen sich die Gäste aus der Pflege und dem Betreuten Wohnen von den Damen des Fördervereins die leckeren Gebäcke, wie Rhabarber- oder Erdbeerkuchen zum Kaffee servieren.
Nach der Stärkung folgte diesmal etwas ernstere Kost: Frau Heidi Gühring, schon einmal zu Gast bei uns, erzählte und berichtete vom Wiederaufbau der Stadt Stuttgart nach dem zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren.
Spannend und eindrucksvoll konnte sie mit vielen Bildern und mittels Tatsachenberichten, Zeitungsanzeigen, Anekdoten und Geschichten „so wurde mir erzählt“, die Zuhörer in ihren Bann ziehen. Ja, und da kamen auch bei den Gästen in Murr viele Erinnerungen auf.
Schon das erste Bild – Trümmerhaufen in der Königsstraße, im Hintergrund der zerstörte Hauptbahnhof – ein Bild der Hoffnungslosigkeit. Aber ein schnell gewählter, tatkräftiger Bürgermeister, nämlich Arnulf Klett, konnte die Bürger zum Anpacken motivieren.
Relativ schnell, waren die Straßenbahngleise vor dem Hauptbahnhof wieder gelegt. Noch war das Netz klein, aber die Bevölkerung konnte zur Arbeit gelangen. Der Bahnhof wurde repariert und das zerstörte neue Schloss wurde dank einer Stimme Mehrheit im entscheidenden Gremium nicht abgerissen, sondern wieder aufgebaut.
Die nur 130 Meter lange Schulstraße wurde schon 1953 zur ersten autofreien Straße in einer Großstadt. Das erregte Aufsehen. So auch das Breuninger-Kaufhaus, das nicht so sehr beschädigt war, machte Schlagzeilen mit Rolltreppen. Zur Freude der Kinder, abschreckend für die ältere Kundschaft – da unheimlich! Ebenso wie der Paternoster im Stuttgarter Rathaus! Die Abwärtsfahrt müsse man möglichweise im Kopfstand machen!!
Der Flughafen Stuttgart wurde bald wieder aktiv. Finanzkräftige Kunden flogen ein und holten sich ihren flotten Sportwagen bei Mercedes oder Porsche ab!
Und dann forderte der Süddt. Rundfunk wegen des schlechten Empfanges beim aufkommenden Fernsehen im hügeligen Stuttgart den Bau eines Fernsehturmes. Der Gemeinderat der Stadt Stuttgart lehnte rigoros ab: „soo‘ ann‘ Zahnstocher brauchet mir net!“ Der verschandelt des ganze Panorama! Und bei Sturm wird der 217 m hohe Turm schwanken und gar umfallen! Nein! Aber der Rundfunk ließ nicht locker. Der Architekt Fritz Leonhard plante 1955 auch ohne städtischen Zuschuss den ersten Fernsehturm der Welt, ein „Urmodell“, ein ästhetisches und architektonisches Meisterwerk, bis heute. Die Welt schaute auf Stuttgart!
„Der Zahnstocher mit Bienenkorb“ war plötzlich der Stolz der Stadt und von überall her kamen die Besucher und bewunderten ihn, bis heute.
Ein weiterer Besuchermagnet wurde die Wilhelma. Man hat sie eigentlich dem „Schlitzohr“ Albert Schöchle zu verdanken. Die Wilhelma war ein herrlicher botanischer Garten und mit Tricks hat der legendäre Wilhelma-Direktor Schöchle Stadt und Land überrumpelt, so dass sie ab 1951 zu Tieren kam und heute zu einem der schönsten Zoos in Europa zählt.
Das Bild „Vier Pinguine bummeln über den Zebrastreifen in der Königsstraße“ war eine hervorragende Reklame für die Wilhelma.
Etliche, heute kaum vorstellbare, aber sehr erfreuliche solcher Geschichten, launig vorgetragen von Frau Gühring, ließen die Zeit nur so verfliegen. Und wir, die Zuhörer und Zuseher sind heute schon gespannt, wie es weitergeht mit dem Wirtschaftswunder in unserem Schwobeländle! Fortsetzung folgt.