Kommunalpolitik

CDU besichtigt Gemüsehof Schmitt

„Wir stehen ständig unter einem riesigen Druck.“ Wer das romantische Bild eines Landwirts im Kopf hatte, der wurde bei der jüngsten Betriebsbesichtigung...
Die Betriebsbesichtigung des Gemüsehofs war für alle Beteiligten sehr interessant. Auf dem Bild sind Helene Schmitt (5. von rechts) sowie Tobias Schmitt (1. von rechts), sowie die stellvertretende CDU Vorsitzende Bärbel Hesping (2. von rechts)  zu sehen.
Die Betriebsbesichtigung des Gemüsehofs war für alle Beteiligten sehr interessant. Auf dem Bild sind Helene Schmitt (5. von rechts) sowie Tobias Schmitt (1. von rechts), sowie die stellvertretende CDU Vorsitzende Bärbel Hesping (2. von rechts) zu sehen.Foto: Markus Fuchs

„Wir stehen ständig unter einem riesigen Druck.“

Wer das romantische Bild eines Landwirts im Kopf hatte, der wurde bei der jüngsten Betriebsbesichtigung der CDU Hockenheim auf dem Gemüsehof Schmitt im Siegelhain schnell eines Besseren belehrt.

„Auf gut 130 Hektar Ackerflächen pflanzen wir Salat, Karotten, Kohlrabi sowie Spargel“, so Tobias Schmitt einleitend, der zusammen mit seiner Frau Helene und unter tatkräftiger Mithilfe der Eltern den Hof bewirtschaftet. In der Erntesaison werden Woche für Woche 400.000 - 500.000 Salatköpfe geerntet. Dazu bedarf es einer Mannschaft von 60 rumänischen Erntehelfern sowie acht Traktoren.

Die Salatköpfe werden noch auf dem Feld gewaschen, danach auf den Hof im Siegelhain gefahren und dort in Kisten verpackt. „Jeder Kunde hat andere Qualitäts- und Ernteanforderungen, sowie unterschiedliche Verpackungswünsche. Der Eine möchte den Salat lose in Leergutkisten, der Andere möchte jeden Salatkopf einzeln in Tüten verpackt und mit Etiketten versehen, damit der Salat im Supermarkt direkt über die Kasse gezogen werden kann“, so Helene Schmitt. Alle vier Stunden kommt ein LKW, der den Salat in die umliegenden Lebensmittelmärkte, aber auch schon mal bis nach Dortmund bringt.

„Wie lange dauert es von der Ernte des Salats bis zum Verkauf?“, fragte Ulla Mack. Darauf antwortete Helene Schmitt: „Etwa ein bis zwei Tage. Schneller und frischer geht es nur über unseren Hofladen in der Heidelberger Straße. Hier kommt der Salat praktisch direkt vom Feld auf die Theke.“

Jede Woche bestelle der Betrieb drei LKWs mit Leergutkisten – ein Kostenpunkt von weit über 150.000 Euro. „Dafür treten wir genauso in Vorleistung wie bei der Verpackungsmaschine, die einfach mal so 100.000 Euro kostet“, rechnete die gelernte Betriebswirtin vor.

Doch die Vorgaben der Lebensmittelhändler gingen soweit, dass sogar der Abnahmepreis jeden Donnerstag neu festgelegt werde. Tobias Schmitt fügte hinzu: „Natürlich können wir den Preis ablehnen. Doch wenn wir das zu oft tun, dann werden wir aus der Lieferantenliste gestrichen. Und das können wir uns nicht leisten.“

Eine anschließende Frage war, wie sich dann der Betrieb über Wasser halten könne? „Wir machen eine Mischkalkulation: Die Erträge zu Beginn und zum Ende der Saison müssen die Verluste während der Saison ausgleichen“, so Helene Schmitt, während Tobias Schmitt ergänzte, dass dank des milden Klimas der Rheinebene die Saison früher als woanders beginne.

So wie Schmitt seinen Alltag beschrieb, erinnerte er eher an einen Börsenmakler, der ständig am Telefon ist, um die Wünsche seiner Kunden entgegenzunehmen. Mal kurzfristig fünf Paletten mehr oder weniger, dann die komplette Auftragsstornierung (Schmitt: „Auf den Kosten bleiben wir sitzen“) oder ein Spontanauftrag, auch wenn es die ganze Woche geregnet und er somit gar nicht genügend Salat habe. „Im Büro herrscht immer dasselbe Wetter. Bei uns in der Landwirtschaft halt nicht“, so der Landwirt nüchtern.

Sehr illusionslos zeigte sich das Inhaberehepaar auf die Frage von Simone Müller, warum die Saisonkräfte aus Rumänien und nicht aus Deutschland kommen. Die harte Arbeit auf dem Feld sei in Deutschland nicht gefragt und unvereinbar mit einem Work-Life-Balance-Denken.

Natürlich bezahle der Betrieb den deutschen Mindestlohn, bei vielen Mitarbeitern sogar mehr, auch wenn er damit einen eklatanten Nachteil zu ausländischen Bauernhöfen habe. Die Lohnkosten je Salatkopf bezifferte Tobias Schmitt auf zehn bis zwölf Cent.

Die größten Probleme seien die fehlende Planbarkeit und die Ungleichbehandlung mit ausländischen Betrieben. Denn vieles, was im Ausland als Pflanzenschutzmittel eingesetzt werde, sei in Deutschland verboten. „Ich bin mit Leib und Seele Landwirt. Aber wir stehen ständig unter einem riesigen Druck. Das geht an die Substanz“, so der gelernte Landmaschinenschlosser.

Dieses Gefühl der Ohnmacht und der Unzufriedenheit war es auch, das Stadträtin Bärbel Hesping dazu veranlasst hatte, diese Betriebsbesichtigung vorzuschlagen. Selbst von einem Bauernhof auf der Brühler Kollerinsel kommend, weiß sie von ihrem Vater Helmut Straub, dass Landwirt vielmehr als nur ein Beruf ist: Es ist eine Berufung. Und das wurde einmal mehr bei der Besichtigung des Gemüsehofs Schmitt deutlich.

Ein großer Applaus war der Lohn der fast zweistündigen Betriebsbesichtigung und CDU- Fraktionssprecher Markus Fuchs nutzte die Gelegenheit, sich mit einem kleinen Präsentkorb zu bedanken. (mf)

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