Gemeinde Mühlhausen
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Kultur

Chako Habekost: Persönlich, direkt, ungeschminkt, nachdenklich

Der Pfälzer Comedian begeistert bei seinem „Schlussakkord“ in der ausverkauften Kraichgauhalle Mühlhausen – rka – Komödiantisch und nachdenklich...

Der Pfälzer Comedian begeistert bei seinem „Schlussakkord“ in der ausverkauften Kraichgauhalle Mühlhausen – rka – Komödiantisch und nachdenklich zugleich, persönlich, direkt und ungeschminkt, so präsentiert sich der Kurpfälzer Kabarettist Christian Chako Habekost in seinem Programm „Life is ä Comedy“ seinem Publikum bei „Kultur im Bürgerhaus“, dieses Mal in der ausverkauften Kraichgauhalle. Übrigens war es für dieses Programm der „Schlussakkord“. Dabei präsentiert sich Chako als Hauptdarsteller auf der Bühne seines eigenen Lebens: Von seiner Geburt über den Mannheimer Kinderhort bis ins „Capitol“, vom hochdeutsch erzogenen Brillenträger bis zum kurpfälzischen Spaßvogel, vom Klassenkasper im Gymnasium über die Neckarstadt an die Pfälzische Weinstraße.
Was dabei herauskommt, sind zwei Stunden beste Unterhaltung von einem Ausnahme-Comedian. Einfach einmalig, unübertroffen! Sein Programm ist eine Art Lebenslauf unter dem Motto „Frieher hot´s des net gewwe.“ Chako feiert dabei sein bewegtes Leben, seine treuen Fans, die Kunst des Überlebens – und auch ein wenig sich „selwer“. Dazu braucht er keine Requisiten und keine Kostümierung. Ihm reicht ein Tisch, ein Trinkglas, ein Mikrofon. Dazu liefert es Pointen im Sekundentakt.
Er erzählt, wie ein braver Bub seine hochdeutsch sprechende Familie mit pfälzischer Mundart unterwandert. Doch dann beginnt er von seinen Ursprüngen zu erzählen, von seinen „glücklichsten Momenten als befruchtete Eizelle im Mutterleib“, wo er „all inclusve“ versorgt worden sei. Es folgt der erste Schreck, als er im tiefsten, schwäbischen Dialekt von der Hebamme begrüßt wird: „Der wird mol Sänger, oder so.“
Aus dem Sänger wurde nichts! Dann verfolgt er mit Interesse die „Comedy-Show“ der familiären Bewunderer, die sich beim Anblick des Babys um den Hals fallen, in Richtung Kind Grimassen schneiden, wirres Zeug in den Kinderwagen reden. Der erste Kulturschock ereilt ihn bei einer Begegnung mit dem Hausmeister, der einen „neuen Sound“ ins Haus bringt: „Hawwe, se Wäsch?“ Pfälzisch! Ja, so möchte er sprechen.
Dazwischen schiebt Habekost gedankliche Ausflüge in die Gegenwart: „Die Zeiten sind drastisch und schwer,“ so stellt er fest, dazu die irren Verschwörungstheorien, mit denen alle möglichen Unwahrheiten verbreitet werden. Da helfe doch sein Blick auf seine „regionale Landsmannschaft“, die Kurpfälzer, ein lustiges, umtriebiges Völkchen im Gegensatz zu den Schwaben, die nicht verstehen, „dass wir Spaß haben.“ Zum Beispiel bei Weinwanderungen. Kein Verständnis hat Chako dafür, dass man sich hierbei das Trinken durch „sinnloses Rumdabbe von einer Abfüllstation zur anderen erarbeiten muss.“
Dann fällt Chakos Blicke wieder zurück in die Kindheit und Jugend, wo viele Stationen in typischer Habekost-Manier zur Sprache kommen. „Dramatische Schlüsselerlebnisse mit traumatischen Nachwirkungen“ waren das Erlernen der Blockflöte, ein Solo im Kirchenchor mit Anzug und Krawatte oder mit 13 Jahren die erste Brille. „Besser koi Abitur als e Brill.“ Es folgt eine Mahnung an alle Lehrer im Saal: „Wenn ein Lehrer keinen Humor hat, hat er seinen Beruf verfehlt.“ Später findet Habekost Kontakte zu seinen ersten jugendlichen Vorbildern Rudi und Brenner, die sein Leben verändern. Bei ihnen erfährt er, dass der Dialekt der „Überlebens-Kitt“ der Jugend sein kann. Was steckte wohl in der Schallplatte mit rosa Hülle und schwarzen Fragezeichen darauf? Ein Pornohörspiel, seine erste sexuelle Erfahrung nach dem Lesen von Dr. Sommers „Bravo“. Nach all diesen Jugenderlebnissen folgt Chakos Entschluss: „Ich werde Comedian, aber nie unter der Gürtellinie.“
„War früher wirklich alles besser?“ Diese Frage beschäftigt den Comedian nach der Halbzeit. Natürlich habe sich vieles verändert. So könne man zum Beispiel heute sein Geschlecht neu wählen. Auf einen Besuch der italienischen oder griechischen Küche, die landestypische Spezialitäten servieren, möchte er lieber verzichten. Dann lieber „gut pfälzisch in eine alte Woistub essen gehen.“ Sie sei für vieles bekannt, „aber nicht für ihre Fettarmut.“ Bei seinem Auftritt schwingt Chako immer wieder sein „Dubbeglas“, das „Objekt der Mitmenschlichkeit“, das gerne von Mund zu Mund bis zum letzten Schluck herumgereicht wird. Warum das größte Weinfest im pfälzischen Bad Dürkheim ausgerechnet „Wurstmarkt“ heißt, bleibt ihm selbst ein Rätsel. Rätselhaft sind ihm auch die pfälzischen Gespräche, die auf den Toiletten geführt werden.
War die „gute, alte Zeit wirklich besser?“ so fragt er sich. Wurde nicht überall geraucht? Lernte man nicht im total verdreckten Rhein das Schwimmen? Cremte man sich nicht zum Schutz vor der Sonne mit „Tiroler Nussöl“ mit Schutzfaktor null ein? Wurden nicht die Patienten beim Operieren „uffgeschnitte wie beim Metzger“? Klar ist für ihn: „Die Großeltern und die Eltern habe ihr Bestes gegeben.“ Und heute? „Wir leben in der Vergangenheit oder in der Zukunft“, so stellt er sehr realistisch fest. „Warum nicht im Jetzt? Die Zukunft isch a nimmer, was sie emol war.“
Zum guten Schluss wird Habekost doch noch politisch. In Amerika habe man einen Kriminellen zum Präsidenten gewählt, und dann sei in Deutschland noch zeitgleich die Ampel-Koalition geplatzt, ein „doppeltes, emotionales Ereignis“, das Hebekost lieber auf zwei emotionale Ereignisse verteilt hätte. Es folgt noch Persönliches: Die Premiere seines Programms „Life is ä Comedy“ sei zeitgleich mit dem Ukraine-Krieg gestartet und beim heutigen „Schlussakkord“ tobe der Krieg noch immer. Leider! Aber das Publikum habe immer zu ihm gehalten, dafür sei er sehr dankbar.
Immer wieder lebte das Comedy-Programm vom Miteinander von Künstler und Publikum, das begeistert mitmachte, nicht mit Szenenapplaus sparte und schließlich Chako stehend verabschiedete. Trotz aller Probleme und Sorgen wolle er sich „positiv verabschieden“ und rief sein Publikum zum „positiven Denken“ auf. Einen großen Beitrag dazu könne die „Menschen verbindende Mundart“ leisten, die in ihrer Vielfalt leider vom Aussterben bedroht sei. Aber: „Jeder Dialekt verdient Respekt.“

Erscheinung
Gemeinderundschau Mühlhausen
NUSSBAUM+
Ausgabe 47/2024

Orte

Mühlhausen

Kategorien

Kultur
von Gemeinde Mühlhausen
21.11.2024
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