18 Verletzte bei Säureaustritt in Industriehalle
Ein größerer Gefahrguteinsatz hat am vergangenen Mittwochmorgen die Feuerwehr, den Rettungsdienst und Spezialkräfte aus der Region nach Calmbach alarmiert. In der Galvanikabteilung des Unternehmens Hittech Prontor in der Gauthierstraße war es gegen 8.30 Uhr zu einer chemischen Reaktion gekommen, nachdem Eisen in ein mit rund 1000 Litern Salpetersäure gefülltes Becken geraten war. Dabei entstand ein Säuregasgemisch, das sich in der Halle ausbreitete und schließlich zum Alarm um 8.56 Uhr führte.
Vorbildliches Verhalten im Unternehmen
Noch vor Eintreffen der Feuerwehr hatte das Unternehmen betroffene Gebäudeteile geräumt. „Das war absolut vorbildlich – wir trafen eine ruhige und besonnene Situation an“, lobte Kreisbrandmeister André Weiss. Die Feuerwehr rückte mit rund 70 Einsatzkräften an, darunter die Gefahrgutzüge aus Nagold und Pforzheim mit speziellen Messgeräten. Einsatzleiter Gerhard Wurster erhöhte die Einsatzstufe und forderte unter anderem die Führungsgruppe der Feuerwehr Calw zur Koordinationsunterstützung an. Die Höfener Feuerwehr stellte in Bad Wildbad währenddessen den Grundschutz sicher.
18 Verletzte nach Einatmen von Säuredämpfen
Da sich bei mehreren Mitarbeitenden Symptome wie Augen- und Atemwegsreizungen zeigten, aktivierte KBM Weiss einen MANV (Massenanfall von Verletzten). „Da sich deren Anzahl kontinuierlich steigerte, rief ich einen MANV auf und informierte den Bezirksbrandmeister“, schilderte Weiss. Der Rettungsdienst rückte mit 15 Fahrzeugen und 30 Kräften aus, darunter ein Leitender Notarzt sowie ehrenamtliche Kräfte. Insgesamt wurden 18 Betroffene auf vier Kliniken in Calw, Nagold und Pforzheim verteilt.
Spezialeinheit in Chemikalienschutzanzügen im Einsatz
Parallel dazu richtete die Feuerwehr zwischen den Gebäuden eine Dekontaminationsstation ein. Spezialkräfte in Chemikalienschutzanzügen (CSA) und unter Atemschutz erkundeten die Halle, in der das Gasgemisch entstanden war. Um die Dämpfe zu neutralisieren, wurde Adblue zugesetzt. Laut dem Fachberater Chemie trat keine Flüssigkeit aus dem Becken aus, jedoch war die Salpetersäure auf rund 60 Grad erhitzt. Die Abkühlung werde sich nur langsam vollziehen – etwa zehn Grad in 24 Stunden.
Fachfirma übernimmt weitere Maßnahmen
Auf Empfehlung des Chemiefachberaters und in Abstimmung mit dem Unternehmen wurde eine Fachfirma zur Entgiftung hinzugezogen. Die Feuerwehr überwachte bis zu deren Eintreffen die Dampfentwicklung weiterhin mit Messgeräten. Gegen 14.30 Uhr konnte der Einsatz beendet werden. Die endgültige Freigabe des betroffenen Bereichs liegt nun bei der Spezialfirma.
Bürgermeister dankt allen Einsatzkräften
„Mein großer Dank gilt unseren Feuerwehrleuten sowie allen beteiligten Einsatzkräften der hinzugezogenen Spezialisten und Rettungsdienste“, erklärte Bürgermeister Marco Gauger. Auch die Polizei war mit vier Beamten und zwei Fahrzeugen vor Ort. (pm/red)