Welcher Beruf passt zu mir? Welche Studiengänge gibt es? Vor allem die Welt der technischen Berufe wirkt oft unübersichtlich und wenig konkret. Hier setzt das Programm COACHING4FUTURE an. Es möchte Jugendlichen helfen, sich in der weiten Welt der MINT-Disziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu orientieren. Am Ottheinrich-Gymnasium Wiesloch hatte der Jahrgang der neunten Klasse nun die Chance, durch Workshops und praxisorientierte Vorträge herauszufinden, was hinter Berufen wie Maschinenbau, Informatik oder Medientechnik steckt.
Um allen Schülern des ausgewählten Jahrgangs die Teilnahme zu ermöglichen, fand der Workshop an zwei Tagen statt. Julian Rössler und Annika Wiedmann von Coaching4Future starteten mit einem interaktiven Vortrag, der anhand konkreter Projekte vorstellte, woran man als MINT-Absolvent arbeiten kann. Wiedmann, die eine technische Ausbildung und im Anschluss ein pädagogisches Studium absolviert hat, und Physiker Rössler stellten immer wieder Fragen an die Schüler, um sie aktiv einzubinden.
Die Coaches stellten sechs Bereiche vor, und die Schüler sollten per Handzeichen abstimmen, in welchen Bereich sie tiefer einsteigen wollten. So hörten die Teilnehmer im Bereich „Wohnen“ von der Möglichkeit, mit 3D-Druck Gebäude zu drucken und sahen Kochroboter im Einsatz. Im Bereich „Mobilität“ ging es um selbstfahrende Autos, kugelrunde Reifen und Hochgeschwindigkeitszüge. Hochleistungsprothesen und neueste Krebstherapien wurden im Bereich „Menschen helfen“ behandelt und Drohnenlogistik im Bereich „Maschinen und Roboter“. Im Themengebiet „Lifestyle“ war ein Freiwilliger gefragt. Ein Schüler ließ sich in einer speziell beschichteten Jacke fotografieren. Das Material, das auch bei Prominenten beliebt ist, führt durch die Spiegelung dazu, dass nur die Umrisse der Person auf dem Foto zu erkennen sind. Das Gesicht ist nur ein schwarzer Fleck. In der sechsten Kategorie „Welt retten“ wurden Projekte gegen Mikroplastik und Ölkatastrophen vorgestellt.
Beim Votum war „Mobilität“ der klare Favorit. Die Coaches tauchten mit den Schülern in Details des „Hyperloop“ Zuges ein. Der Zug sollte mit 1000 km/h fast doppelt so schnell in Deutschland unterwegs sein, wie die bisher schnellsten Hochgeschwindigkeitszüge, die in Japan genutzt werden. Auch wenn das Projekt mittlerweile gestoppt wurde, lieferte die Vorstellung interessante Einblicke in die verwendete Technik und erste Testläufe, die vor Projektende stattgefunden haben. Wie sollte die Beschleunigung funktionieren? Wie wurde verhindert, dass sich die Beschleunigung auf die Fahrgäste überträgt? Alle Fragen wurden von den Coaches kompetent und altersgerecht beantwortet.
Nach dem Vortrag teilte sich die Schülergruppe auf, um in kleineren Gruppen selbst Hand an die Technik zu legen. Die Schüler bauten eigene Roboter. Dabei wurden verschiedene Bauteile verwendet, die die Grundprinzipien der Robotik wie Sensorik und Aktionen vereinten. Ziel war es, einen Roboter zu konstruieren, der autonom einer schwarzen Linie folgt. Inspiriert war die Übung von realen Lagerlogistikrobotern, die in großen Lagern automatisch auf markierten Wegen fahren. Die Aufgabenstellung war herausfordernd und zum Ende wurde die Zeit knapp. „Es war gar nicht so einfach, den Roboter zum Laufen zu bringen“, sagt ein begeisterter Schüler. „Aber es hat Spaß gemacht zu sehen, wie er immer besser funktionierte, je mehr wir ausprobiert haben.“
Neben der praktischen Arbeit gab es zahlreiche Impulse, wie vielfältig und zukunftsorientiert technische Berufe sein können. Die Coaches erklärten den Jugendlichen nicht nur, was sie in diesen Berufen tun, sondern auch, wie der Weg dorthin aussieht. Vom Studium über die Ausbildung bis hin zu dualen Studiengängen – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, in den MINT-Bereich einzutauchen und dabei aktiv an gesellschaftlichen Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Digitalisierung oder der Medizin der Zukunft zu arbeiten. Über den „Karrierenavigator“ von Coaching4Future können Jugendliche über interaktive Fragen zu ihren Interessen passende Ausbildungswege entdecken.
Das Gymnasium Wiesloch hatte mit der Bewerbung für das Coaching-Programm Glück. Es gibt nur zwei Coaching-Teams für ganz Baden-Württemberg, und die Wartezeiten sind lang. Die Coaches passen den Workshop jeweils an den Schultyp und die Klassenstufe der teilnehmenden Schüler an. Das Bildungsprogramm Coaching4Future ist ein gemeinsames Projekt der Baden-Württemberg Stiftung, des Arbeitgeberverbands Südwestmetall und der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, das Schülerinnen und Schülern hilft, den für sie passenden Berufsweg zu finden und technische Berufe als zukunftsträchtige Optionen näherzubringen. Weitere Informationen sowie den Karrierenavigator, der Schülerinnen und Schülern hilft, den für sie passenden MINT-Beruf zu finden, gibt es unter www.coaching4future.de (ch)