Comedy-Duo Mundstuhl bringt die Stadthalle zum Toben

Zwei Stunden Angriff auf die Lachmuskeln Die Echopreisträger des Jahres 2000 stehen nun schon seit 26 Jahren auf der Bühne und sind nach wie vor...
Klimaaktivisten Torben und Sören ohne Druck
Klimaaktivisten Torben und Sören ohne DruckFoto: GK

Zwei Stunden Angriff auf die Lachmuskeln

Die Echopreisträger des Jahres 2000 stehen nun schon seit 26 Jahren auf der Bühne und sind nach wie vor in der Lage, die Zuschauer in die Säle zu locken, wie auch am 17. November 2024 wieder in der Stadthalle in Hockenheim.

Vor zwei Jahren fanden allerdings noch zwei völlig ausverkaufte Aufführungen statt, bei denen der gesamte Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Im Gegensatz dazu war der Saal am vergangenen Sonntag jedoch nur zu etwa zwei Dritteln belegt, was einen deutlichen Rückgang der Besucherzahlen im Vergleich zu den früheren Veranstaltungen zeigt. Aber das Spektakel scheint trotz allem kein Ende zu nehmen: Zwei Stunden lang gab es einen direkten Angriff auf die Lachmuskeln. Manchmal wurde es ziemlich derb und geschmacklos, dennoch sind die Besucher von Mundstuhl bestens darauf vorbereitet, was sie erwartet. Die beiden streiten sich, brüllen sich an und mögen sich doch. Im gegenwärtigen Zeitalter von Bewegungen wie "metoo", dem Veganismus und dem Gendern stellen die beiden Künstler die Zuschauer vor eine Herausforderung, indem sie Lieder präsentieren, die sich mit Themen wie "Downies" oder einer kreativen "Ode ans Fleisch" befassen. Wer´s mag, In ihrem Programm "Kann Spuren von Nüssen enthalten" treffen auf der Bühne sowohl beliebte alte Charaktere aber mit dem “Dscheeses” auch eine neu Figur aufeinander. Die beiden Protagonistinnen, Peggy und Sandy, die bekanntlich als die "Plattenbaugören" auftreten, dürfen dabei keinesfalls fehlen. Wie gewohnt bedienen sich Ande und Lars gängiger Klischees. Rechts orientiert, ohne Arbeit und mit Sex als ständigem Thema, berichten Peggy und Sandy von ihrem alltäglichen Leben – und Ande und Lars setzen dies natürlich im typisch breiten Sächsisch um. Sandy, selbst 24, hat drei Kinder. Das älteste ist 13 Jahre und zweifache Oma. Den roten Vibrator, den sie im Sexshop kaufen will, bekommt sie nicht: Es ist der Feuerlöscher. Vollkommen verrückt und absolut überdreht. Blitzschnell tauschen Ande und Werner die Rollen. “Under Pressure”, der Kulthit von QUEEN erklingt, Zeit für den Auftritt der “drucklosen” Klimaaktivisten Torben und Sören. Wenn sie sich nicht irgendwo festgeklebt haben, laufen sie durch den Wald und spüren die Vibrationen der Bäume. Sie haben auch die erste Hymne auf Kai Pflaume im Repertoire. “Kai Pflaume, lalala”, mehr Text braucht man nicht. Auch die notorisch schlechtesten Zauberer der Welt, Sickroy und Fried, sind erneut dabei und präsentieren ihre Magie, die wirklich niemand sehen möchte. Das Publikum ist begeistert und lacht ununterbrochen bei diesem humorvollen Frontalangriff, sodass kein Auge trocken bleibt. Natürlich sind Dragan und Alder wieder dabei. Die Vorstadtproleten kommunizierten wie gewohnt in ihrem Kanaken-Kaudawelsch. Als Erfinder der Kultkanaken bleibt Mundstuhl unerreicht. Auch der cholerische Prolet Andi, der ausrasten könnte, wenn er von seiner neuen, übergewichtigen Freundin erzählt, und der “Grillschorsch” sind mit von der Partie. Es sind die schrillen, überzeichneten Kunstfiguren, die den Erfolg der hessischen Comedians ausmacht. Und nur sie schaffen es, Männer, Frauen und Diverse - die allerdings den Männern zugeschlagen werden - in wechselnden Rollen in einem Song über häusliche Gewalt mitzusingen.

Ob sie nun als die bekannten Protagonisten Ande und Lars auf die Bühne treten oder in der Verkleidung einer ihrer kreativen Kunstfiguren, die beiden Künstler von Mundstuhl bieten unermüdlich und mit vollem Enthusiasmus eine Darbietung an, die geprägt ist von ihrem typischen, unwiderstehlichen Nonsens. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass die Besucher der Hockenheimer Stadthalle ohnehin nicht mit einer besonders feinsinnigen, politisch und gesellschaftskritisch ausgerichteten Kabarettaufführung gerechnet haben. Vielmehr war die Erwartung auf eine unterhaltsame, humorvolle Show gerichtet, die die Zuschauer zum Lachen bringt, ohne sich allzu sehr mit ernsten Themen auseinanderzusetzen.. (GK)

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Hockenheimer Woche
Ausgabe 47/2024
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion Nussbaum
20.11.2024
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