Freie Wähler Bürgerliste Mühlhausen-Rettigheim-Tairnbach e. V.
69242 Mühlhausen
NUSSBAUM+
Kommunalpolitik

Dachsanierung Schwimmhalle und Schule Rettigheim

In der Februarsitzung des Gemeinderates befasste sich das Gremium mit dem o. g. Tagesordnungspunkt. Die Thematik war bereits im Vorfeld der Sitzung...
Planung für Variante 3
Planung für Variante 3Foto: Quelle: Architekturbüro E. Reiss (Sitzungsunterlagen)

In der Februarsitzung des Gemeinderates befasste sich das Gremium mit dem o. g. Tagesordnungspunkt. Die Thematik war bereits im Vorfeld der Sitzung im Ausschuss für Umwelt und Technik sowie Verwaltung und Finanzen intensiv und emotional vorberaten worden.

Architekt E. Reiss war in der Sitzung zugegen und präsentierte den Ratsmitgliedern insgesamt drei ausgearbeitete Varianten:

Variante 1:

Sanierung des Dachs der bestehenden Feuerwehrgerätehalle sowie einer Teilfläche des Schwimmhallendaches (insg. 195 m2). Die Kostenschätzung für die ursprüngliche Sanierung und Erweiterung der Feuerwehrgerätehalle Rettigheim beträgt 69.847,05 €.

Variante 2:

Zusätzliche Sanierung der gesamten Dachfläche der Schwimmhalle sowie einer Teilfläche des Schuldachs Rettigheim (insg. 435 m2). Die Kostenschätzung für diese Variante beträgt 144.495,75 €

Variante 3:

Zusätzliche Sanierung der gesamten Dachfläche der Schwimmhalle sowie zweier Teilflächen des Schuldachs Rettigheim und des nördlichen Schulgangdachs außerhalb des Schulgebäudes (insg. 690 m2). Diese Variante wurde aufgrund eines bestehenden Wasserschadens im westlichen Eingangsbereich zum Schulgebäude aufgenommen.

Die Kostenschätzung für diese Variante beträgt 193.244,10 €. Zu diesem Betrag sind zusätzlich die Kosten von Variante 1 zu addieren, sodass eine Gesamtsumme von 263.091,15 € zu Buche schlägt.

Über die Notwendigkeit der Dachsanierung war man sich unisono einig. Nach einer längeren, teilweise recht kontrovers geführten Diskussion, einigte man sich auf die Variante 3.

Hier die Stellungnahme von GR Oliver Grigoras-Stelli für die Freie Wähler – Bürgerliste e. V.

„Liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates und liebe Verwaltung,

zunächst möchte ich mich für die Präsentation bedanken. Die geplante Dachsanierung der Schwimmbadhalle und ein Teil des Schulgebäudes sind mir aus dem UT und VF-Ausschuss bestens bekannt.

Vorweg möchte ich eines klarstellen ... die bauliche Notwendigkeit der Dachsanierung ist nicht von der Hand zu weißen. Hier gibt es keine zwei Meinungen. An der eigenen Infrastruktur sollte man nicht sparen. Instandhaltungsmaßnahmen werden seitens der Freie Wähler Bürgerliste e. V. daher immer begrüßt und wenn möglich unterstützt. Wenn wir heute als Gesamtgremium die Dachsanierung bewilligen, dann ist das ein erfreuliches Ereignis und wir dürfen uns insbesondere für den Ortsteil Rettigheim mit freuen, denn dort geht es einen Schritt vorwärts. Zumindest meinerseits wäre die Freude für Rettigheim gegeben.

Leider wird dieses erfreuliche Ereignis im Hintergrund jedoch ziemlich getrübt, denn in den beiden Ausschüssen wurde dieses Vorhaben teils sehr hitzig diskutiert. Es ging jedoch nicht darum, dass die bauliche Notwendigkeit aus Sicht der Mitglieder nicht gegeben ist oder das Geld nicht ausgegeben werden möchte. Nein, das ist nicht das Problem. Das Problem ist ein ganz anderes und wir sollten es endlich beim Namen nennen: Wir haben in unserer Gemeinde einen Instandhaltungsstau und kein wirkliches Konzept, wie wir dringend erforderliche Instandhaltungsmaßnahmen zumindest in den nächsten 5 bis 10 Jahren erfolgreich angehen wollen.

Wer jetzt behauptet, dass das ein generelles Problem der Gemeinden ist, dem kann ich nur mit auf den Weg geben, dass wir diesbezüglich nur vor unserer eigenen Haustür kehren sollten und wir schauen müssen, dass wir es besser machen und uns nicht bei jeder Gelegenheit hinter der Aussage verstecken: „Das Problem haben alle Kommunen.“

Ich habe den Eindruck, dass wir im Bereich der Instandhaltung unserer Infrastruktur ohne klare Linien unterwegs sind. Zumindest konnte mir bis zum heutigen Tage niemand das Gegenteil aufzeigen. Die jetzt zu beschließende Sanierung der Schwimmbadhalle darf daher als absolutes Sinnbild unserer Situation verstanden werden.

Warum das so ist, kann ganz leicht erklärt werden: Das Dach der Schwimmbadhalle und Teile des Schulgebäudes bestehen aus Eternitplatten. Diese Platten waren letztes Jahr in einem katastrophalen Zustand, und auch schon vor 5 Jahren und spätestens vor 10 Jahren musste man sich bereits eingestehen, dass die Bedachung in absehbarer Zeit keine Zukunft mehr haben wird. Von einer Dachsanierung war bisher jedoch an keiner mir bekannten Stelle die Rede gewesen und in keiner Planungsunterlage für Instandhaltungsmaßnahmen (wenn es überhaupt eine solche Unterlage gibt) enthalten, bis plötzlich Ende letzten Jahres die Verwaltung die Planungen zur Dachsanierung aufgenommen hat.

Als Grund hierfür werden zwei kleinere Wasserschäden genannt, bei denen geringe Mengen Wasser ins Gebäude eintreten. Diese Schäden sind ebenfalls nicht von der Hand zu weisen und unterstreichen die Notwendigkeit einer Dachsanierung. Die zwei Wasserschäden stellen jedoch nur den Tropfen Wasser dar, der das Fass letztlich zum Überlaufen bringt.

Wir hätten schon eine längere Zeit mit dieser Situation rechnen müssen und trotzdem überrascht die Dachsanierung gefühlt uns alle, insbesondere unseren Haushalt. Was sagt uns das? Wir reagieren nur, anstatt zu agieren. Wenn sich manche fragen wo der Unterschied ist? Reagieren ist bequemer als agieren. Agieren bedeutet zu reflektieren, den Kontext zu analysieren und eine Reihe von Entscheidungen zu treffen, die es uns ermöglichen, Situationen zu antizipieren. Reagieren dagegen ist ein Verhalten, das erst auf eine eingetretene Situation antwortet.

Jetzt reagieren wir, und zwar mit einer Dachsanierung, die uns als Gemeinde knapp 200.000 Euro kostet. Hinzu kommen noch weitere Kosten für eine neue Photovoltaikanlage, die mit der Dachsanierung verpflichtend einhergeht und uns voraussichtlich weitere 70.000 bis 80.000 Euro kosten wird. In Summe sind das rund 300.000 Euro an zusätzlichen Aufwendungen, die unseren Haushalt belasten und den Titel „unvorhersehbare Kosten“ tragen. Ob die Kosten tatsächlich so unvorhersehbar waren, dazu kann jeder seine eigene Meinung bilden.

Die Fraktion Freie Wähler Bürgerliste e. V. wird der Dachsanierung letztlich zustimmen, da die Maßnahme an sich und der dahinterstehende Mehrwert nicht in Frage stehen. Es ist vielmehr der dahinterstehende Prozess, der uns Gedanken macht.

Ein wichtiges Thema möchte ich noch im Zusammenhang mit der Dachsanierung hervorheben. Als Fraktion haben wir uns darüber Gedanken gemacht, ob eine Dachsanierung der Schwimmbadhalle im zeitlichen Zusammenhang mit dem Bau des Feuerwehrgebäudes der Abteilung Rettigheim einen vergaberechtlichen Nachteil der Gemeinde Mühlhausen zur Folge hat. Konkret geht es uns darum, dass ggf. Schwellenwerte im Vergaberecht überschritten werden, da die Dachsanierung der Schwimmbadhalle und der Bau des Feuerwehrgebäudes als zusammenhängendes Bauprojekt gesehen werden können. Das hätte dann zur Folge, dass wir in ein nationales Vergabeverfahren rutschen und ggf. den Auftrag an ein auswärtiges Unternehmen vergeben müssen.

Die Verwaltung hat uns diesbezüglich versichert, dass wir in vorliegender Konstellation bei der Dachsanierung der Schwimmbadhalle in kein nationales Vergabeverfahren kommen. Auf diese Aussage verlassen wir uns als Fraktion und möchten nochmals betonen, dass wir bei Instandhaltungsmaßnahmen unserer eigenen Infrastruktur stets darauf achten sollten, örtliche oder zumindest lokale Unternehmen zu beauftragen, sofern die restlichen Rahmenbedingungen stimmen.

Abschließend will ich klarstellen, dass ich hier nicht als Kritiker verstanden werden möchte, der nur das Negative sieht. Ganz im Gegenteil, wer mich kennt, der weiß, dass es mir immer um das große Ganze geht und ich gerne positiv gestalten möchte, um uns als Gemeinde voranzubringen. Dazu gehört aber auch, die Dinge ungefiltert anzusprechen, die nicht so rund laufen. Das sind wir auch den Wählerinnen und Wählern schuldig, die uns am 9. Juni letzten Jahres als ihre Vertreter im Gemeinderat gewählt haben.“

GR Reimund Metzger äußert Bedenken hinsichtlich der präsentierten Berechnungszahlen für die Variante 3 (Komplettumbau).

Als Gesamtsumme wurde durch das Architekturbüro Reiss für die angestrebte Variante 193.244,10 € beziffert. Dies scheint aber nicht die tatsächliche Gesamtsumme zu sein, da verschiedene Aspekte nicht mit eingepreist wurden.

Eine große Unbekannte ist z. B. der Zustand der Dachkonstruktion an sich. Wie ist der Zustand des Gebälks? Ist die aktuelle Konstruktion ausreichend für eine flächendeckende Photovoltaikanlage? Architekt Reiss selbst sagt, dass er selbstverständlich nicht vor dem Abdecken der Eternitplatten etwas Fundiertes zu dieser Thematik sagen kann. Im günstigsten Fall ist alles okay, vielleicht müssten auch nur Teile ausgetauscht werden, im schlimmsten Fall die komplette Dachkonstruktion.

Die Kosten für eine großflächige Photovoltaikanlage kommen bei der o.g. Gesamtsumme noch mit hinzu. Bei einer ungefähren Schätzung des Architekturbüros würden hier 70.000 € – 80.000 € anfallen!

Eine weitere Unbekannte ist das vorhandene Stromnetz. Reicht dieses aus, um den von der Photovoltaikanlage zusätzlich produzierten Strom aufzunehmen? Ggf. müsste auch hier nachgerüstet werden, was natürlich wieder einen erhöhten Kostenaufwand bedeuten würde. Die Installation eines Stromspeichers als evtl. Alternative gibt es auch nicht zum Nulltarif.

Unter Berücksichtigung der o. g. Überlegungen erscheint die vorgelegte Gesamtsumme wenig realistisch.

Für die Freie Wähler-Bürgerliste e. V.

Reimund Metzger, Gemeinderat

Erscheinung
Gemeinderundschau Mühlhausen
NUSSBAUM+
Ausgabe 10/2025

Orte

Mühlhausen

Kategorien

Kommunalpolitik
Politik
Wählervereinigungen
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto