Offenaus langjähriger Hausarzt übergab nach 30 Jahren das Stethoskop an einen Nachfolger – Vermieterin Gemeinde frischte Praxisräume in der Hauptstraße 9 auf
Draußen regnet es Bindfäden vom dunkel verhangenen Sommerhimmel. Im ersten Stock des Apothekengebäudes in der Offenauer Hauptstraße 9 empfängt die Besucherschar ein helles Ambiente. Verschwunden sind die dunklen Holzvertäfelungen, der Empfangstresen trägt lichtgrau statt Eiche rustikal. Für den Wechsel in der Hausarztpraxis zum 1. Juli hat sich die Gemeinde Offenau als Vermieterin ins Zeug gelegt.
„Sehr sportlich“ sei die Renovierungsaufgabe gewesen, erinnert Architekt Thomas Steinbrenner aus Bad Wimpfen bei dem kleinen Ortstermin am 3. Juli, zu dem die Gemeindeverwaltung alte und neue Ratsmitglieder, das Praxisteam, Weggefährten sowie den neuen und den alten Hausherren in die renovierten Praxisräume geladen hat.
Zwei Zeitfenster in den Faschings- und Osterferien habe man Zeit gehabt, insgesamt nur rund knapp viereinhalb Wochen. Hauptaufgabe: Der Umbau des vorhandenen WCs zu einer barrierefreien Toilette sowie die Beseitigung des Höhenunterschieds im Praxisflur durch eine Rampe.
Voll des Lobs über die Zusammenarbeit mit den Handwerkern und Bauamtsleiter Reiner Koch im Offenauer Rathaus ist nicht nur der Architekt. „Wir sind sehr zufrieden“, ruft das Praxisteam spontan und das Publikum schmunzelt.
„Dankeschön“, sagt auch Bürgermeister Michael Folk beim anschließenden Abendessen im kleinen Saal des Kulturforums zu Andreas Hartmann. Nach 30 Jahren als Hausarzt in Offenau hat er zum 1. Juli das Stethoskop an seinen Nachfolger Eric Tanke Dasse übergeben. Seinen Abschied aus den Praxisräumen in der Offenauer Hauptstraße 9 habe Hartmann der Gemeinde frühzeitig, nämlich zwei Jahre davor, angekündigt, erinnert der Schultes. So habe Verwaltung und Gemeinderat, gemeinsam mit der Kommunalberatung Dieter Bopp aus Löwenstein, Zeit gehabt, sich auf die Veränderung vorzubereiten und einen Nachfolger zu suchen.
Dieser fand den Weg dann parallel und dank des Engagements der Offenauerin Annina Siefermann mit Kontakten in die Welt der Medizin beinahe allein in die Neckargemeinde. Eric Tanke Dasse aus dem hessischen Hüttenberg, wie Andreas Hartmann ebenfalls Facharzt für innere Medizin, kennt die Region schon länger; über einen Bekannten arbeitete er seit 2013 alle zwei Wochenenden beim Bereitschaftsdienst im Klinikum am Plattenwald.
Jetzt hat der Familienvater einen Teil seines Lebensmittelpunkts ganz ins Neckartal verlegt und pendelt, solange die Kinder noch zur Schule gehen, zwischen Hessen und Baden-Württemberg hin und her.
Die Neugierde auf das neue Umfeld ist auf beiden Seiten groß, weiß der neue Offenauer Hausarzt von seinen Patienten in der Hauptstraße 9 gerade in den ersten Tagen zu berichten: „Die hatten nicht unbedingt einen Notfall. Die wollten mich sehen. Und die haben immer wieder gesagt ,Schön, dass Sie da sind.'“
Ganz selbstverständlich da für die Offenauerinnen und Offenauer war Andreas Hartmann. Seine Bilanz nach 30 Jahren Hausarzttätigkeit: „Ich habe es gern gemacht.“ Die Coronazeit, während der auch er als Arzt angefeindet worden sei, habe ihm viel von seiner Kraft geraubt, erzählt er. Hartmanns besonderer Dank gilt seinem Praxisteam für die „lange, lange, lange Tätigkeit“ und seiner Ehefrau Christa. Die bleibt dem neuen Offenauer Hausarzt Eric Tanke Dasse noch einige Zeit erhalten. „Mir würde der Kontakt mit den Leuten fehlen“, sagt sie.
Was der „alte“ Hausarzt und passionierte Fotograf Andreas Hartmann im Ruhestand so alles tun könnte, und weitere Geheimnisse aus dem Leben eines Mediziners verrät auf Einladung der Gemeinde der „singende Facharzt“ und Gaststar Dr. Peter Trunzer in gefälligen Eigenkompositionen zu bekannten Melodien aus Rock, Pop, Schlager und Swing. Angetan mit weißem Kittel, Gitarre und Stirnspiegel singt er zum Abschluss auf die Melodie des Flipper’schen Ohrwurms „Ohne Dich“, und der Saal fällt gern ein: „Wir sagen Danke, Dr. Hartmann, machs gut. Und dem Eric wünschen wir Glück und Mut.“ (her)