Begeistertes Klatschen bis hin zum letzten Klang und Ton auf einem fast bis auf den letzten Platz gefüllten K2 in der Kreuzstraße 29, der zweiten Spielstätte des Kammertheaters in Karlsruhe, beweist: Das Publikum ist hellauf begeistert. Sowohl „Der Kleine Prinz“, als auch die Band „Crazy Diamonds“, die Pink Floyd verkörpern, kommen gut beim Publikum an.
An diesem Samstagabend der Vorwoche ist es der zweite Spieltag von Daniel Kozians Theater- und Konzertabend mit dem Titel „Dark Side of the Moon“ (wir berichteten). Besonders die Band „Crazy Diamonds“ kam gut bei den Zuschauerinnen und Zuschauern an, wie aus einigen Gesprächen in der Pause des rund eineinhalb Stunden langen Stückes zu hören war. Der Titel des Stückes kommt nicht von ungefähr. „The Dark Side of the Moon“ (1973) der Band Pink Floyd, die sich 2015 auflösten, verkaufte sich weltweit über 50 Millionen Mal und ist damit das drittbestverkaufte Album (The Wall, 1979), wie dem Programmheft zu entnehmen ist.
Doch auch demjenigen, dem Antoine de Saint-Exupérys Stück „Der Kleine Prinz“ im wahrsten Sinne des Wortes am Herzen liegt, kam auf seine Kosten und ging sicherlich erfüllt und mit Frieden im Herzen nach Hause. „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ ist die Kernbotschaft des Stückes. Johanna Serenity Miller, die den Kleinen Prinzen spielte, entführte das Publikum zusammen mit Gideon Rapp, der es ebenfalls ausgezeichnet verstand, jede seiner Rollen perfekt und authentisch rüberzubringen, in die Welt der Tugenden und Untugenden des Menschseins sowie alle Gefühle drumherum.
Immer ist der Kleine Prinz im Stück darum bemüht, seine eine Rose zu finden und zu pflegen. Welche Bedeutung die Dornen haben, fragt er sich. Schließlich findet er nach einer überleitenden Gesangseinlage zu ihr. Gideon Rapp blüht in dieser Szene förmlich auf. Er räkelt und streckt sich und sorgt für einige Lacher, die von Sympathie für das Gesehene zeugen.
Später zeigt die Band dem Prinzen weitere Rosen. Der Prinz wird traurig und begibt sich auf die Suche nach der Einzigartigkeit der Dinge und des Daseins in der Welt. Er kommt im wahrsten Sinne des Wortes von einem anderen Planeten, zu dem er am Ende zurückreist und trifft immer wieder auf Menschen, die in ihren Alltagsgewohnheiten drinstecken. Manche wie der Laternenanzünder (ebenfalls sehr überzeugend: Gideon Rapp) finden daraus gar nicht mehr heraus.
Bei dieser Figur merkt man im Publikum, wie angesichts des technischen Fort- oder auch Rückschritts vieles auf der Strecke bleibt. Er muss dreimal schneller als gewohnt, seine Laterne an- und auszünden. Anlass, sich auch im Publikum zu hinterfragen, was der Preis technologischer Entwicklungen wie seinerzeit der Raumfahrt, heute auch Entwicklungen wie der Künstlichen Intelligenz ist.
„Die Menschen haben keine Zeit mehr, um etwas kennenzulernen“ ist ein Zitat und eine Quintessenz des Stückes. Denn wo bleibt die Menschlichkeit, Empathie, Freundschaft oder die Liebe bei allem Fortschrittsglauben? Beispielhaft kommt Gideon Rapp als König daher. Er befiehlt dem Kleinen Prinzen, sein Untertan zu sein. Er herrsche über das ganze Volk, sagt er ihm. Der Kleine Prinz sieht kein Volk. Nun, dann müsse sich der Kleine Prinz ihm alleine unterwerfen, meint der König. In einer weiteren Szene verkörpert Gideon Rapp eine der Volkskrankheiten überhaupt, die Persönlichkeitsstörung Narzissmus. Er lobt sich selbst, wiederum als König der Welt. Er hält seinen Spiegel selbstverliebt vor sein Gesicht und säuselt Worte, die von Eigenverliebtheit zeugen.
Egal, ob der Kleine Prinz seinem Gegenüber zum Beispiel als Fuchs oder in anderen Konstellationen begegnet, es wird klar: Menschlichkeit, Freundschaft und Liebe sind es, die die Menschen weiterbringen. Der Fuchs (Gideon Rapp) spricht davon, dass man ihn zähmen muss, damit er ein Freund sein kann. Möglicherweise ist das ein Appell an uns alle, mehr Mitmenschlichkeit zu zeigen. (war)
Weitere Schlüsse kann der oder die Betrachter noch bis zum Sonntag, 2. März, 18.30 Uhr, ziehen. Es sind noch wenige Karten verfügbar.