Der Welt ist nur mit der Komödie beizukommen … zu diesem Urteil kam der Schweizer Autor Friedrich Dürrenmatt bereits in den 60er-Jahren, an Aktualität und Brisanz hat diese sarkastische Erkenntnis in unserer Zeit, geprägt von Kriegen, Klimawandel und politischem Rechtsruck nichts verloren. Ebenso aktuell ist die Frage nach der Verantwortung der Wissenschaft, mit welcher sich Dürrenmatt in seinem Werk „Die Physiker“ auseinandergesetzt hat, früher war es das Zerstörungspotential der Atomphysik, heute sind es unter anderem die Gefahren, die vom sorglosen Umgang mit KI ausgehen. Der Welt mit der Komödie beizukommen, dieser Herausforderung stellte sich nun die Theater-AG des Enztal-Gymnasiums und meisterte diese im Rahmen zweier Abendveranstaltungen und einer Vormittagsaufführung mit Bravour. Sieben Schauspielerinnen und Schauspieler hauchten unter der Regie von Markus Sutmöller dem modernen Klassiker „Die Physiker“ neues Leben ein, ohne das Wesen des Stücks zu verfremden.
Dabei entführten die Darstellerinnen und Darsteller ihre Zuschauer in ein Sanatorium für Geisteskranke, in welchem die Patienten Johann Wilhelm Möbius, Einstein und Newton untergebracht sind und – eigentlich bei bestem Verstand seiend – ihre Krankenschwestern töten, um nicht enttarnt zu werden.
Möbius, in herausragender Weise gespielt von Mia Bäthis, die durch ihr Mitwirken bei den Ettlinger Schlossfestspielen bereits über reichlich Bühnenerfahrung verfügt, stellt sich der Verantwortung der Wissenschaft, in dem er seine Erkenntnisse, inklusive der Weltformel, der Menschheit vorenthält, um sie vor der Vernichtung zu schützen.
Doch seine Mitinsassen Einstein und Newton, welche in eindrucksvoller Weise von Polina Smirnova und Jolene Rau verkörpert wurden, sind im Auftrag ihrer Regierungen hinter den Formeln her.
Als sich herausstellt, dass die leitende Ärztin, Mathilde von Zahnd, in deren Rolle sich Lehrkraft und AG-Leiter Markus Sutmöller aufgrund eines gesundheitlich bedingten, kurzfristigen Ausfalls wiederfand, die verrückteste Person im Irrenhaus ist, kippt die Handlung ins Tragische.
Doch in diesem Moment bringt die modernisierte Version des Stücks mit neu erfundener, durch die Nebelmaschine effektvoll inszenierte Tanznummer von Ärztin und deren Pflegern, welche von Kali Castaneda, Alyona Smirnova und Katharina Riexinger gespielt wurden, das Komische zurück.
Neben den Pflegern verkörperten die drei genannten Schülerinnen noch weitere Figuren des Stücks, unter anderem die Familie Möbius sowie die Krankenschwester Monika. Ohnehin hatten sämtliche Darstellerinnen und Darsteller ein gewaltiges Textpensum zu absolvieren, was durchweg in beeindruckender Manier und mit scheinbarer Leichtigkeit gelang.
Zu diesem Zeitpunkt des Stücks hatte sich Kriminalinspektor Richard Voß, alias Steven Loomis, bereits aus der Handlung verabschiedet. Im Zuge seiner Ermittlungen hinsichtlich der Tötungsdelikte in der Anstalt hatte er die Sinnlosigkeit und Absurdität des Geschehens durchschaut. Nach rund neunzig Minuten endete die Vorstellung unter großem Applaus des begeisterten Publikums.
Schulleiter und Physiker Andreas Enderle richtete abschließend anerkennende Worte des Lobes und des Dankes an die Darstellerinnen und Darsteller. Zudem überreichte er sowohl dem ETG-Theater-Guru Markus Sutmöller als auch seinen Schützlingen potenziell wissenschaftlich angehauchte Geschenke. Sutmöller lobte abschließend sein Ensemble nochmals eindringlich, ein besonderes Dankeschön richtete er an Fabian Storn, der als Techniker die Aufführung in tragender Funktion unterstützt hatte. Der Blick richtet sich nun zunächst in die nahe Zukunft, denn bereits am Donnerstag, den 24.07., wird im Ludwig-Hofacker-Haus wieder Theater gespielt, dann steht das Ensemble des Curiosum minimum auf der Bühne und wird das Stück „Alice im Wunderland“ zum Besten geben. Sutmöller lieferte zudem einen Ausblick auf das kommende Jahr, dann feiert das Curiosum als Theater-AG des ETG sein zwanzigjähriges Jubiläum, ein Ereignis, bei welchem auf ein ausverkauftes Haus zu hoffen ist!
Kriminalinspektor Richard Voß (Steven Loomis) macht sich hinsichtlich der skurrilen Szenerie seine eigenen Gedanken und Notizen …
Möbius (Mia Bäthis) erdrosselt seine geliebte Krankenschwester Monika (Katharina Riexinger).
Waffeneskalation zwischen Einstein (Polina Smirnova) und Newton (Jolene Rau).
Unter Bewachung der Security (Alyona Smirnova) offenbart die Ärztin ihren Wahnsinn.
Moderne Inszenierung, inklusive Beats und Nebelmaschine!
Möbius‘ Ex-Frau und der gemeinsame Sohn (Alyona und Polina Smirnova) sowie Missionar Rose (Jolene Rau).
Möbius am Rande des Wahnsinns.
Schulleiter und Physiker Andreas Enderle bedankt sich würdigend bei „den Physikern“.
Fotos & Bericht: B. Köhl