Natur- und Vogelschutzverein Odenheim 1950 e. V.
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Tiere, Natur & Umwelt

Das Eichhörnchen – Kulturfolgender Kletterkünstler (Archivartikel)

Liebe Naturfreundinnen und Naturfreunde, dieses Mal möchten wir Ihnen einen weiteren beliebten Vertreter unseres heimischen Wildtierbestands etwas...
Foto: NABU-Frank Derer

Liebe Naturfreundinnen und Naturfreunde,

dieses Mal möchten wir Ihnen einen weiteren beliebten Vertreter unseres heimischen Wildtierbestands etwas näherbringen, das Eichhörnchen. Dieses tagaktive Nagetier erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa 20-25 cm. Dazu kommt noch sein buschiger Schwanz mit ca. 15-20 cm Länge, der sowohl als Steuer- und Balanceruder als auch der Kommunikation mit Artgenossen dient. Weiterhin wird der Schwanz zur Thermoregulation genutzt, da er ein zusammengerollt liegendes Eichhörnchen komplett bedecken kann. Im Schnitt wiegen Eichhörnchen zwischen 200 – 400 gr. und werden bis zu 10 Jahre alt. Die Fellfarbe der Eichhörnchen gibt es in allen Nuancen von Hellrot bis schwärzlichem Braun, nur der Bauch bleibt immer weiß. Die genetisch bedingte Farbe ist von Umwelteinflüssen, wie beispielsweise dem Klima, abhängig. In höher gelegenen Nadelwäldern sind die dort lebenden Tiere eher dunkel gefärbt als in Laubwäldern des Flachlandes. Grund dafür ist die bessere Tarnung vor Feinden. In Mitteleuropa sind Eichhörnchen in der Regel rötlich bis dunkelrot. Als Kulturfolger des Menschen sind die putzigen Pelztiere auch häufig in städtischen Gärten und Parkanlagen anzutreffen. Hier finden sie meist bessere Lebensbedingungen als in forstwirtschaftlich geprägten Wäldern vor. Daher nahm in den letzten Jahrzehnten die Zahl der Eichhörnchen in den Wäldern ab, in den Städten hingegen deutlich zu. Sie leben vor allem von energiereichen Früchten und Samen wie z.B. denen von Buche, Eiche, Kiefer, Ahorn und Fichte, aber auch Kastanien und Nüsse. Um eine regelmäßige Verfügbarkeit dieser Kost zu gewährleisten, benötigen sie einen differenzierten Baumbestand in Bezug auf Alter und Art der Bäume. Weiterhin verschmähen Eichhörnchen aber auch Knospen, Blüten, Pilze und andere pflanzliche Nahrung nicht. Bei nicht ausreichendem oder zu einseitigem Nahrungsangebot kann es vorkommen, dass sie als Beutegreifer auch Jungvögel oder Eier aus deren Nestern rauben, das sind jedoch Ausnahmefälle. In der freien Natur bewohnen sie Reviere von etwa 2 – 5 Hektar Größe, allerdings kann ihr gesamter Aktionsradius viele Dutzend Hektar umfassen. Eichhörnchen haben sich mit Ihren auffallend großen Füßen, an denen sich starke Krallen befinden, perfekt an ihre Lebensweise angepasst. Mit einem Sprung können die Tiere leicht Entfernungen von vier bis fünf Metern überbrücken, wegen ihres geringen Gewichts wagen sie sich auch auf sehr dünne Zweige. Dabei bewegen sie sich stets springend vorwärts und sind damit jedem Verfolger überlegen. Auch auf dem Boden bewegen sie sich in Sprüngen fort und nicht im Galopp wie andere Vierbeiner, daher sind sie dort relativ langsam und können leicht von Hunden und Katzen gegriffen werden. Darüber hinaus erlaubt die außergewöhnliche Anatomie der Sprunggelenke, dass sie ihre Füße um 180 Grad nach hinten drehen können, was ihnen ein sicheres Kopf-abwärts-Klettern an Bäumen und Fassaden ermöglicht. Zum Schlafen und Ruhen bauen Eichhörnchen Nester, die Kobel genannt werden. Dabei handelt es sich um hohlkugelförmige Bauten, die in der Regel in einer Astgabel oder an der Basis eines Astes in Höhen über sechs Metern platziert werden. Der Außendurchmesser eines Kobels beträgt etwa 30 bis 50 cm, während der Innendurchmesser bei 15 bis 20 cm liegt. Er wird aus Zweigen, Nadeln und Blättern errichtet und innen mit Moosen, Blättern und Gras ausgepolstert. Er ist beinahe wasserdicht und durch die dicke Wandstärke bietet er im Winter einen ordentlichen Wärmeschutz. Diese Nester besitzen mindestens zwei Schlupflöcher, wobei eines davon immer nach unten weist, weil Eichhörnchen, anders als Vögel, von unten in ihre Behausung gehen. Eichhörnchen bauen bis zu etwa acht solcher Kobel und nutzen diese auch gleichzeitig. Dabei wird unterschieden zwischen Schlafkobeln für die Nacht und Schattenkobeln für Ruhephasen am Tage. Einzelkobel beherbergen nur einen Benutzer, sogenannte Wurfkobel die Mutter samt Nachwuchs. Das Eichhörnchen ist ganzjährig aktiv, es hält also keinen echten Winterschlaf. Allerdings kann es in strengen Wintern verminderte Aktivität zeigen, bei der es das Nest nicht verlässt. In diesem Fall spricht man von Winterruhe. In sehr warmen Sommern halten sie in ihren Kobeln einen ausgiebigen Mittagsschlaf, an heißen Tagen streifen sie dann nur sehr früh am Morgen oder am Abend umher, um sich mit Nahrung zu versorgen. Paarungen finden ab etwa Dezember/Januar bis in den Sommer hinein statt. Männchen riechen paarungsbereite Weibchen auf über anderthalb Kilometer Entfernung, allerdings sind die Weibchen die treibende Kraft des Paarungsvorgangs. Sie entscheiden auch, welches Männchen nach tagelanger Werbung zum Zug kommt. Nach ca. 38 Tagen Trächtigkeit kommen zwei bis fünf jeweils etwa zehn Gramm schwere Junge zur Welt, um die sich die Mutter alleine kümmert. Die ersten Fellhaare sprießen ab dem achten Lebenstag, mit 32 Tagen öffnen sich die Augen der Jungtiere. Mit frühestens zwölf Monaten wird der Nachwuchs selbst geschlechtsreif. Das erste Jahr überlebt nur etwa jedes vierte oder fünfte Junge, was vor allem an Fressfeinden wie dem Habicht und dem Baummarder liegt. Über die Bestandssituation der Eichhörnchen weiß man eher wenig. Ihre Zahl schwankt in Abhängigkeit des Nahrungsangebotes. Bis in die 60er-Jahre gab es noch deutlich größere Bestände als heute. Eine schlechtere Waldqualität und die Landschaftsverinselung könnten zum Rückgang der Eichhörnchen beigetragen haben. Positive Bestandstrends in Süddeutschland führt man auf hohe Fuchszahlen zurück, da diese den Marderbestand in Grenzen halten.

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Östringer Stadtnachrichten
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Ausgabe 35/2024

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von Natur- und Vogelschutzverein Odenheim 1950 e. V.
30.08.2024
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