„Was geht mich mein Geschwätz von gestern an.“ Das Zitat wird Konrad Adenauer zugeschrieben. Erstaunlich, dass er so lange Bundeskanzler geblieben ist, denn in der Politik ist eine wichtige Eigenschaft die Verlässlichkeit, denn sie schafft Vertrauen – und ohne Vertrauen ist ein harmonisches Miteinander in Politik wie im Leben kaum denkbar.
Unsere Fraktion stand stets hinter den Plänen des Baus einer Moschee, wir konnten uns dabei oft mehr vorstellen als die anderen Fraktionen bezüglich der Ausstattung rund um das künftige Moschee-Gebäude. Wir haben in unserer Haushaltsrede explizit betont, dass wir eines Tages eine fertige Moschee haben wollen, um ein gutes Ende hinter dem jahrelangen Rechtsstreit zu setzen, der von vielen Versäumnissen geprägt war. Bei einem Treffen des Gemeinderates samt Verwaltungsspitze mit den Muslimen vom Verein VKBI und dem Verband VKIZ sahen wir das Licht am Ende des Tunnels. Vertreter beider Gruppen sprachen mehrfach wortwörtlich davon, dass das umstrittene Schülerwohnheim, das den Rechtsstreit ausgelöst hatte, in den weiteren Plänen für eine Vollendung des Projektes keine Rolle mehr spiele.
Als wir nach drei Wochen das neue Konzept von VKBI und VIKZ erhalten hatten, wurden wir unsanft an das Adenauer-Zitat erinnert. In diesem Konzept war ein Schülerwohnheim neben der Moschee das zentrale Vorhaben, der VKBI begründete dies damit, die Mitglieder hätten dies so gewünscht. Unsere Fraktion war vor dem Kopf gestoßen, perplex, enttäuscht und verärgert, weil die Ursache des Übels wieder zur Priorität erhoben worden war.
Politik ist immer eine Bewertung von Plänen und Tatsachen. Diese Forderung nötigte uns, die gesamte Situation neu zu betrachten und einzuordnen – mit dem Ergebnis: Eine weitere vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit mit VKBI und VIKZ ist nicht mehr möglich. Sie ist ausgeschlossen und daher müssen auch wir einen Schlussstrich ziehen. Aufgrund dieser neuen Entwicklung sehen wir uns von unserem gegebenen Wort entbunden, das Projekt Moschee in Leinfelden-Echterdingen zu einem guten Ende zu bringen und eine Glaubensstätte für Muslime zu erhalten. Mit dem eingangs erwähnten Adenauer-Zitat hat unsere Entscheidung deshalb absolut nichts zu tun.
PS: Muss das unvollendete, mangelhafte Gebäude wirklich abgerissen werden? Sollte sich ein Investor finden, der es in eine andere Nutzung überführen will, stehen wir diesen Plänen offen gegenüber.