Schon bevor das Musical nach dem Märchen von Hans Christian Andersen begonnen hatte, war in der Eingangshalle der Süßener Kulturhalle klar, dass besonders Kinder sich darauf gefreut hatten. Viele hatten sich standesgemäß als Königin verkleidet; einige Kronen und mancher Zauberstab hatten das Kinderzimmer verlassen und sofort ging es hinein in einen Wintertag, so wie es gerade auch in Süßen manchen gab, zauberhaft und gefährlich zugleich. Die Bäume auf der Bühne waren blau gefroren. Zwei lustige Raben (Stephan Leitmeier und Melina Helmdag) machten Quatsch miteinander. Sie sollten Alt und Jung im Saal erzählen, worum es ging und ihre Gäste durch das ganze Stück begleiten. Ausgelassen tanzten Kai und Gerda (Alexander Lenk und Isabelle Fobo) gerade zu einem fröhlichen Lied, da geschah etwas ganz Unglaubliches: Kai hatte einen Splitter ins Auge bekommen. Augenblicklich war er nicht mehr der nette, anständige Junge. Durch den Splitter, die winterliche Zaubermacht der Schneekönigin (Noraleen Amnansend), kannte Kai Gerda nicht mehr; er benahm sich plötzlich ausgesprochen rüpelhaft. Gerda verstand überhaupt nicht, was jetzt auf einmal mit ihm los war! Auch die Schneekönigin tauchte plötzlich auf, die Musik wurde ernst und kalt. Und zu allem Unglück wurde der verstummte und teilnahmslose Kai in der Kutsche der Königin in deren Eispalast entführt! Aber es ging anders als erwartet weiter: Die Musik wurde sofort wieder munter und die Bäume glänzten angenehm grün: Der Frühling war eingezogen. Die einsame Gerda taute wieder auf und tanzte, ein Frühlingslied trällernd, auf der Bühne herum. Sie war nicht verzweifelt, sondern nahm all ihren Mut zusammen und machte sich auf die gefährliche Suche nach ihrem geliebten Kai. Auf einem heiteren Frühlingsfest fühlte sie sich wieder wohl und es überkam sie der Gedanke, dass sie dort bleiben könne. Die Kinder klatschten begeistert. Die Stimmung im Saal und droben auf der Bühne war wundervoll! Aber ein trauriges Lied der Flöte erinnerte Gerda daran, dass sie ja große, riskante Aufgaben zu lösen habe, zum Beispiel den Überfall einer Räuberbande. Ein schwermütiges Lied des Cellos kündigte schließlich die Ankunft im winterlichen Schloss der Schneekönigin an. Jetzt erstarrte das Publikum vor Schreck, weil Kai immer noch der verzauberte Rüpel war, der Gerda nicht einmal erkannte. Aber hoffnungsvolle, gemeinsame Musik löste den Bann: Durch Mut und gute Musik waren sie gerettet worden. So hatte sich am Ende das aufmunternde Klatschen der Kinder im Saal doch noch gelohnt. Dann ging es zum Fotografieren mit der Schneekönigin ins Foyer…
Ulrich Kernen, NWZ