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Das Grafenwappen an der Herzogskirche III: Vor allem Kirche oder vor allem Fruchtkasten?

Herzog Friedrich I. betrieb also sehr viel Aufwand, sein Territorium nach Westen hin zu erweitern, mit legalen und illegalen Mitteln, und stand als absolutistischer...
Aus der Zürcher Wappenrolle
Aus der Zürcher WappenrolleFoto: Public domain

Herzog Friedrich I. betrieb also sehr viel Aufwand, sein Territorium nach Westen hin zu erweitern, mit legalen und illegalen Mitteln, und stand als absolutistischer Fürst gutgemeinten Ratschlägen nicht sonderlich positiv gegenüber. Freudenstadt lag inmitten eines erhofften geschlossenen Territoriums, so dass diese Stadt als zukünftige Residenzstadt vorgesehen war, somit auch die Stadtkirche von Freudenstadt als repräsentative Residenz- oder Schlosskirche.

Waldenbuch hingegen war ein kleines württembergisches Städtchen, durch den Sitz des Waldvogtes für den Schönbuch allerdings nicht ganz bedeutungslos. Das Jagdschloss hatte eine große Bedeutung für Herzog Friedrich, der die Jagd und die damit verbundene aufwändige Repräsentation liebte. Um so mehr verwundert es, dass an der neben dem Jagdschloss liegenden Kirche nicht ein Herzogswappen oder sonst ein herzogliches Präsentationsobjekt zu finden ist. Vielleicht war Herzog Friedrich der Meinung, dass das große Herzogswappen von Herzog Christoph im Innenhof des Schlosses für das gesamte Gebäudeensemble Kirche, Schloss und Pfarrhaus ausreichend wäre als Repräsentation des württembergischen Herzogtums.

So hatte der Steinmetz und Bauleiter Peter Pfänder die Möglichkeit, als Schmuck und zu seinem eigenen Andenken mit großen Lettern seine Initialen "PP" am Aufgang der Freitreppe zu hinterlassen, mit der Angabe der Jahreszahl 1607, also das Jahr der Fertigstellung der Kirche. Herzog Friedrich I. hat das anscheinend nicht unterbunden. Ein Grund könnte auch der sein, dass Herzog Friedrich bei diesem Mehrzweckbau Kirche/Fruchtkasten der Nutzungsart "Fruchtkasten" mehr Wichtigkeit zukommen ließ als der Nutzungsart "Kirche", so dass er Peter Pfänder die Freiheit ließ, sich dort zu verewigen.

Im Folgenden soll den beiden Wappensymbolen Barben und Hirschstangen nachgegangen werden, in der Hoffnung, dass sich eventuell ein Herstellungszeitraum für das Wappen an der Waldenbucher Kirche ermitteln lässt. (Fortsetzung folgt)

Gebhard Mast/Siegfried Schulz

Bildquelle: Antiquarische Gesellschaft in Zürich, Heinrich Runge (Hrsg.) "Die Wappenrolle von Zürich. Ein historisches Denkmal…"

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Ausgabe 11/2025

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