von Willi Steger, Arbeitskreis Heimatgeschichte St. Leon-Rot
Das Kloster der Reuerinnen bestand um 1227 im Ort St. Leon. Schutzpatronin war die hl. Maria Magdalena. In den Archivunterlagen des noch heute bestehenden Folge-klosters der Reuerinnen, den Dominikanerinnen des Kloster St. Magdalena in Speyer, findet sich über den Ursprung des Klosters St. Magdalena folgender Hinweis:
„ … den Anfang unseres Klosters finden wir rechts des Rheins in St. Leon, einem Dorf am Westrand des Kraichgaues, wo sich eine Gemeinschaft von Reuerinnen befand, deren Patronin die hl. Maria Magdalena war.“
Es war die Zeit der Erneuerung der christlichen Kirche, deren Jahrhunderte die Orden der Franziskaner, Dominikaner, Benediktiner (Zisterzienser) und viele andere Ordensgemeinschaften der mittelalterlichen Gesellschaft prägten.
Die Geschichte des Reuerinnenklosters zu St. Leon beginnt demnach um oder einige Jahre vor 1225. Ludwig H. Hildebrandt vermutet, dass die Reuerinnen die baulichen Reste des Stiftes zum hl. Leo genutzt haben. (St. Leon-Rot – das Heimatbuch 2004, Seite 69)
Ob die Kongregation um 1227 in St. Leon von Beginen begründet wurde, oder ob es sich um eine lose Vereinigung von Büßerinnen handelte, ist nicht sicher nachzuweisen.
In der Festschrift „750 Jahre Kloster Magdalena Speyer“ erfahren wir über den Begriff „Reuerinnen“ folgendes: „Ein guter Teil der Nonnen, die einer Reuerinnengemeinschaft angehörten, waren vor ihrem Eintritt in diese Gemeinschaft demoralisierte Frauen gewesen. Die Kreuzzüge und die höfische Minne der Troubadours (Sänger) hatten dazu beigetragen, dass es soweit mit ihnen gekommen war.“
Um 1224 gründete der ehemalige Dompropst von Hildesheim, Rudolf von Hildesheim, die neue Ordensgemeinschaft für„gefallene Frauen und Mädchen“ und gab ihnen den Namen „sores penitentes sancte Marie Magdalena“ (Bußschwestern, Reuerinnen, Weißfrauen, der hl. Maria Magdalena). Seine Aufgabe sah er darin, sich der Seelsorge der gestrauchelten Frauen zu widmen.
Am 12. Juni 1227 wurde der Orden von Papst Gregor IX. bestätigt.
Eine Bestätigung über die Ordensgemeinschaft der Reuerinnen/Büßerinnen in St. Leon findet sich auch in den Archivunterlagen der Pfarrgemeinde St. Leon, und zwar im „Notabilienbuch“ des Pfarrers Volz 1833-1839. Im genannten Notabilienbuch findet sich die Aussage, die einer der ältesten Bürger des Ortes 1834 gemacht hat:
„Zur St. Leoner Altertumsgeschichte ist unter vielem anderen noch zu sagen, dass das dermalen in Speyer existierende Frauenkloster ad Maria Magdalenam, welche Reuerinnen waren, ehedem in den Gärten bei der Mühle von St. Leon stand …“
Bereits um das Jahr 1228 lösten die Nonnen das Reuerinnenkloster in St. Leon wieder auf und übersiedelten mit der ganzen Gemeinschaft nach Speyer. Hier schenkte ihnen das Ehepaar Walther und Edelinde Bart das Grundstück am Hasenpfuhl, auf dem heute noch das Kloster „St. Magdalena“ steht.
Über den Anlass der Reuerinnen sobald nach ihrer Gründung den Ort St. Leon wieder zu verlassen und nach Speyer zu ziehen, kann man nur spekulieren.
Es war die Zeit der Kreuzzüge noch hinein bis ins 13. Jahrhundert. Wer kümmerte sich um die zurückkehrenden und traumatisierten Männer und auch Frauen? Es waren die „Weißfrauen oder Reuerinnen“, die sich um die heimkehrenden verletzten Männer und Frauen kümmerten, die sie pflegten und auch für ihre Wiedereingliederung in der Gesellschaft sorgten.
War es die unsichere Lage des Konvents auf dem nur schwach mit Palisaden geschützten Ort St. Leon? Oder waren es die Verlockungen der „Reichsstadt Speyer“. Mit dem „Freiheitsbrief“ vom 14. August 1111 durch Kaiser Heinrich V., worin er den Einwohnern von Speyer – als erste deutsche Stadt – Freiheitsrechte in Form des Verzichtes von Abgaben auf Erbnachlässe, Zölle usw., auch auf Recht auf Eigentum verbriefte. Diese Privilegien wurden auch den Zuwanderern zugestanden.
Auch die Ummauerung der Vorstadt im Hasenpfuhl brachte dem Konvent Sicherheit. Die Selbstverwaltung der Stadt Speyer als „freie Reichsstadt“ eröffnete dem Konvent der Reuerinnen neue Perspektiven.
Im Jahre 1304 erbaten die Reuerinnen den Übertritt in den Orden des hl. Dominikus. Papst Benedikt XI. bestätigte die Aufnahme in den Dominikanerorden durch ein Dekret vom 12. März 1304.
Eine Klostervorsteherin aus St. Leon im Martha-Kloster in Speyer
Im obigen Abschnitt hörten wir von den „Beginen/Büßerinnen“ die sich in den Anfängen des Mittelalters zu einer Gemeinschaft zusammenschlossen.
Das „Marthakloster“ bei der ehemaligen Martinskirche in Speyer, vor dem ehemaligen „Wormser Tor“, war zu Beginn des neunten Jahrhunderts, mit „Beginen“ und später mit „Augustiner-Chorfrauen“ bewohnt.
Die Vorsteherinnen solcher klösterlichen Gemeinschaften wurden gewöhnlich „Meisterinnen“ genannt. Die Vorsteherin/Meisterin, die aus den Mitgliedern des Konvents gewählt wurde, musste bei ihrem Amtsantritt dem Bischof (hier: Eberhard von Dienheim 1581–1610) Treue und Gehorsam schwören.
Am 23. Juli 1592 wurde Dorothea Renz aus St. Leon vom Speyerer Generalvikar, Beatus Moses, im Auftrag des Bischofs zur Meisterin ernannt, welches Amt sie mit viel Würde bis zu ihrem Tod im Jahre 1602 innehatte.
Das Marthakloster wurde zusammen mit der daneben stehenden Martinskirche wegen schwerer Bauschäden als Folge des 30-Jährigen Krieges im Jahr 1685 abgerissen. Die beiden zuletzt verbleibenden Nonnen fanden eine neue Bleibe im Clarakloster (Klarissenkloster) in Speyer. Auch das Clarakloster wurde 1799 aufgehoben, das Gebäude 1803 versteigert und 1870 durch Feuer zerstört.