Wie erlebten die Menschen in Leutershausen und Großsachsen das Ende des Zweiten Weltkriegs? Dieser Frage widmet sich der Historiker Christian Burkhart in einem Vortrag am Samstag, dem 27. Januar, um 19 Uhr in der Ehemaligen Synagoge Leutershausen. Die Veranstaltung findet anlässlich des Internationalen Tags des Gedenkens an die Opfer des Holocaust statt, der weltweit am 27. Januar begangen wird. Dieses Datum erinnert an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau.
Nach Kriegsende forderte der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber – wegen seiner SS-Mitgliedschaft im Volksmund auch „Brauner Conrad“ genannt – die katholischen Pfarrämter seines Bistums auf, Berichte über die Kriegsereignisse zu erstellen. Zwischen 1945 und 1947 dokumentierten zahlreiche Geistliche detailliert die Geschehnisse in ihren Gemeinden. Diese Aufzeichnungen gerieten lange in Vergessenheit, bevor sie in jüngerer Zeit von der Forschung wiederentdeckt wurden. Auch aus dem Dekanat Heidelberg existieren solche Berichte. Bereits im März 1946 schrieb der Leutershausener Pfarrer Josef Anton Merk einen bewegenden Bericht, der unter anderem von einem Karfreitagsgottesdienst für katholische US-Soldaten erzählt.
Der Historiker Christian Burkhart aus Dossenheim, bekannt für seine Forschungen zur NS-Vergangenheit und regionalen Geschichte, hat sich intensiv mit diesen Dokumenten und weiteren Quellen beschäftigt. In seinem Vortrag präsentiert er seine Ergebnisse. Burkhart, der unter anderem für die Rhein-Neckar-Zeitung über das Kriegsende 1945 berichtete, untersuchte neben deutschen auch amerikanische Quellen, um ein umfassendes Bild dieser Zeit zu zeichnen.
Musikalisch wird der Abend von der jungen Mezzosopranistin Nele Kiau und der Pianistin Doris Wettengel gestaltet. Gemeinsam interpretieren sie Lieder von Ilse Weber, die im Konzentrationslager Theresienstadt entstanden sind. Weber arbeitete dort als Krankenschwester in einer Kinderstube. Als die Kinder in das KZ Auschwitz-Birkenau gebracht werden sollten, meldete sie sich freiwillig, um sie zu begleiten. In dem KZ wurde sie unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet.
Der Eintritt zu dieser Gedenkveranstaltung ist frei. Spenden zur Unterstützung des Synagogen-Arbeitskreises sind willkommen.