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Das „Netzwerk Asyl“ feierte zehnjähriges Jubiläum

Unverzichtbare Arbeit der Ehrenamtlichen Es war im Jahre 2014, als die damalige Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Wiesloch, Annegret Sonnenberg,...
Tatjana Berezina (am Klavier) unterhält oftmals die Gäste im Begegnungscafé; mit dabei Monika Gessat (links) und Annegret Sonnenberg.
Tatjana Berezina (am Klavier) unterhält oftmals die Gäste im Begegnungscafé; mit dabei Monika Gessat (links) und Annegret Sonnenberg.Foto: sd

Unverzichtbare Arbeit der Ehrenamtlichen

Es war im Jahre 2014, als die damalige Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Wiesloch, Annegret Sonnenberg, sich auf den Weg ins Rathaus machte. Ihr Anliegen: mal nachzufragen, was die Stadt denn vorhabe, um den zu erwartenden Flüchtlingsstrom zu meistern. Es war die Geburtsstunde vom „Netzwerk Asyl“ unter Regie der Bürgerstiftung. Wenig später fand die Gründungsversammlung statt, die eigentliche Arbeit wurde dann einige Monate später aufgenommen, als erste Geflüchtete in der Gemeinschaftsunterkunft in der Walldorfer Straße untergebracht wurden. Jetzt konnte also „Zehnjähriges“ gefeiert werden.

„Unsere Arbeit wird nach wie vor geschätzt“, meinte Monika Gessat, seit dem Vorjahr im Vorstand der Bürgerstiftung, im Gespräch mit der WieWo. Dabei war man anfänglich, und das klappte, auf die Unterstützung seitens der Bevölkerung angewiesen. Denn viele der hier Angekommenen hatten fast alles in ihrer einstigen Heimat zurücklassen müssen und so wurde hier fleißig gesammelt. Einrichtungsgegenstände, Geschirr bis hin zum Fahrrad kamen zusammen. Im Verlauf der Jahre hatte man sich beim Netzwerk darauf konzentriert, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, um somit die Selbstständigkeit zu fördern. Aber auch andere Dinge standen im Fokus. So die effektive Zusammenarbeit zwischen haupt- und ehrenamtlichen Einrichtungen zu optimieren. Das Verhältnis zum Wieslocher Rathaus sei nach Worten Gessats immer gut gewesen, bis heute.

Begegnungscafé für alle

Seit etwas mehr als drei Jahren kam ein neuer Arbeitsschwerpunkt hinzu. Im Schulterschluss mit der Evangelischen Petrusgemeinde in der Friedrichstraße wird ein Begegnungscafé angeboten, das als Anlaufstelle für Gäste aus zahlreichen Ländern eine Kontakt- und Kommunikationsstelle darstellt. Jeden Dienstag von zehn bis zwölf Uhr besteht dort die Möglichkeit, sich zu treffen und auszutauschen – und um die deutsche Sprache zu verbessern. Denn trotz guter Zusammenarbeit mit der VHS Südliche Bergstraße konnte nicht immer sofort ein Sprachkurs vermittelt werden.
Einst war das Begegnungscafé für Flüchtlinge aus der Ukraine eingerichtet worden, inzwischen jedoch sind dort viele Nationen vertreten, die sich gut aufgehoben fühlen. „Einige kommen direkt nach dem Besuch des gegenüberliegenden Tafelladens zu uns“, sagte Annegret Sonnenberg. In dem Café wird auch schnelle Hilfe geleistet. So stellt die Bürgerstiftung Überbrückungsdarlehen zur Verfügung, die hin und wieder wegen der doch teilweise schleppenden Bürokratie später zurückgezahlt werden können.

Gemeinschaftsunterkunft und Hotel Mondial

Am Anfang waren es viele helfende Hände, die sich im Netzwerk engagiert haben. „Heute sind wir um die 50 Personen, die sich direkt einbringen, weitere kommen hinzu, falls es die Situation erfordert“, berichteten Gessat und Sonnenberg. Wichtig sei es, auf vielen Ebenen eine gute Kooperation zu pflegen, so etwa mit dem Ehrenamtsbüro. Auch mit den Verantwortlichen im Rathaus habe man regelmäßige Treffen, bei denen Ideen ausgetauscht und neue Vorschläge besprochen würden. Klar kommt es zu Situationen, in denen Beratung alleine nicht reicht. „Viele haben Angst, in ihre Heimat zurückkehren zu müssen. Wir können uns jedoch kaum vorstellen, dass Geflüchtete aus der Ukraine, falls sie aus den jetzt von den Russen besetzten Landesteilen kamen, dorthin zurückwollen“, meinte Sonnenberg. Einige haben sich hier schon gut integriert, so etwa Tatjana Berezina aus der Ukraine, die oftmals die Gäste im Begegnungscafé mit Klavierspiel unterhält.
Aber nicht nur im Café sind die Teammitglieder des Netzwerks aktiv. In der Gemeinschaftsunterkunft in der Walldorfer Straße wird beraten und unterstützt, und im ehemaligen Hotel Mondial wird einmal in der Woche eine Sprechstunde angeboten. Ziel ist es dort, Hilfestellung bei der Berufsfindung und bei Bewerbungen zu leisten. Zu den Sprachkursen: „Wir bieten nur noch vereinzelt an, denn der Beginn der Integrations- und Sprachkurse in der VHS erfolgt jetzt in der Regel zügig“, so Gessat. Aber die Kursbesuche selbst und die darauffolgenden Prüfungen seien „zwei Paar Stiefel“, denn für den Einstieg ins Berufsleben muss doch so manche sprachliche Hürde gemeistert werden.

Alltagsprobleme und Kunstprojekte

Aber es sind nicht nur die Probleme des Alltags, mit denen man sich im Sinne der Geflüchteten beim „Netzwerk Asyl“ zu beschäftigen hat. Auch Kunstprojekte gehören mit dazu. So etwa die durch Spenden finanzierten zwei Kunstprojekte in Kooperation mit der Kinderkunstschule (KiKuSch) unter Leitung der Kunstpädagogin Angelika Senft-Rubarth. Schauplatz dieser „Pinselinsel“ in Räumlichkeiten der Gerbersruhschule ist ein offenes Angebot für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Für Kinder mit Fluchterfahrung und ihre Mütter gibt es im Mondial einmal pro Woche die Gelegenheit, unter Anleitung gemeinsam diese Fluchterfahrungen und ihre doch sehr unterschiedlichen Geschichten durch Kunst zu verarbeiten. Aber damit nicht genug. Das „Netzwerk Asyl“ ist bei den „Wochen gegen Rassismus“ mit dabei, ebenso bei der „Interkulturellen Woche“. (sd)

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von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
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