Innovative Straßenbeleuchtung in Heiningen senkt Insektensterblichkeit um 50 Prozent und ermöglicht erhebliche Energieeinsparungen – ein Modell mit Potenzial für ganz Deutschland.
Könnte man in Deutschland jedes Jahr Milliarden von Insekten vor dem Tod bewahren und gleichzeitig in nennenswertem Umfang Energie einsparen?
Antworten auf diese Fragen gibt das Forschungsprojekt KISBE (kurz für „KI-gestützte adaptive Straßenbeleuchtung zum Schutz der Biodiversität und zur Energieeinsparung“), dessen Ergebnisse am 25. November in Heiningen vorgestellt wurden – mitsamt praktikabler Lösungen.
In der Gemeinde Heiningen war im Rahmen des Projekts die Straßenbeleuchtung der vielbefahrenen Ortsdurchfahrt L 1217 nachts dem aktuellen Verkehrsaufkommen angepasst worden. Ein Schlüsselelement des Projekts ist ein hochmodernes kamerabasiertes System, das die Beobachtung und Zählung von Insekten ermöglicht, um die direkten Auswirkungen der Beleuchtungsanpassung zu bewerten.
Die Ergebnisse sind eindeutig und belegen eindrucksvoll den Nutzen dieser Technologie: An Standorten mit gedimmter Beleuchtung wurden über 50 % weniger Insekten angelockt als an Standorten, an denen die Beleuchtungsstärke konstant blieb. Das ist wichtig, da künstliche Beleuchtung Insekten anzieht, die entweder direkt an den Lichtquellen sterben oder sie bis zur Erschöpfung umfliegen.
Außerdem wurden erhebliche Energieeinsparungen erzielt. Durch die intelligente Steuerung der Straßenbeleuchtung auf Basis neu definierter Dimmzeiten und -werte konnten unabhängig vom Verkehrsaufkommen Energieeinsparungen von mehr als 50 % erzielt werden. Der Bürgermeister von Heiningen, Matthias Kreuzinger, erklärt:
„Neben dem ökologischen Aspekt hat sich das Projekt für uns auch in wirtschaftlicher Hinsicht gelohnt. Durch die Kombination verschiedener technischer Ansätze konnten wir eine Gesamteinsparung von 65 Prozent erzielen. Die Anpassung der Beleuchtungsstärke wurde von den Anwohnern positiv aufgenommen – teilweise wurde sie sogar gar nicht bemerkt – und beeinträchtigte vor allem auch nicht die Verkehrssicherheit.“
Staatssekretärin Elke Zimmer: „Das Projekt KISBE in Heiningen zeigt, wie wir mit smarter Technologie Energie sparen und gleichzeitig die Artenvielfalt schützen können. Ein angepasstes Beleuchtungskonzept lockt weniger Insekten an und bringt damit mehr Nachhaltigkeit. Ich hoffe, dass dieses Modellprojekt ein insektenfreundlicher Wegweiser wird, der auch andere Kommunen motiviert, innovative Lösungen umzusetzen.“
Steffen Bastian, Leiter Kommunale Beziehungen, vom Regionalzentrum Mittlerer Neckar der Netze BW, unterstreicht die Bedeutung des Projekts: „Ohne Einschnitte für Bürger und Bürgerinnen signifikant Energie einsparen, Kosten für Kommunen reduzieren sowie letztlich einen wichtigen Beitrag zu Klima- und Insektenschutz leisten – wenn man von Win-Win spricht, würde mir kein besseres Beispiel einfallen.“
In einem landesweit einzigartigen Projekt wurde die Beleuchtungsstärke der Straßenlampen entlang der Ortsdurchfahrt in Heiningen nachts dem tatsächlichen Verkehrsaufkommen angepasst. Anstatt wie bisher die Straße nach standardisierten Durchschnittswerten auszuleuchten, werden Echtzeitdaten aus Verkehrskameras, Navigationsgeräten oder Bluetooth-Trackern erfasst und anonymisiert in ein Lichtmanagementsystem eingespeist, das dann die Dimmlevel der Straßenbeleuchtung reguliert. Das heißt: In verkehrsarmen Zeiten kann sie zum Schutz der Insekten heruntergeregelt werden – natürlich ohne die Verkehrssicherheit zu gefährden. Gleichzeitig können die Tiere über ein kameragestütztes KI-System beobachtet und gezählt werden.
Die Verminderung der Lichtverschmutzung zum Schutz der Biodiversität ist erklärtes Ziel des Landes Baden-Württemberg. Deshalb förderte das Ministerium für Verkehr des Landes Baden-Württemberg dieses Projekt mit 75.000 Euro aus Mitteln des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt.
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