Sonne satt und Temperaturen um die 30 Grad – die Rahmenbedingungen zum diesjährigen Museumstag am 1. Mai waren fast zu schön, doch die Räumlichkeiten des Oftersheimer Gemeindemuseums boten ausreichend Schatten und teils angenehme Abkühlung, so dass wieder viele Besuchergruppen sowohl aus dem Ort selbst als auch aus der Umgebung den Weg in die Mannheimer Straße 59–61 fanden. Dazu gehörten auch Vertreter von Heimatvereinen benachbarter Kommunen wie Brühl und Plankstadt.
Als landwirtschaftliches Sonderthema stand in diesem Jahr der Raps als vielseitig verwendbare Kulturpflanze im Mittelpunkt, deren leuchtend gelbe Blüten zuweilen die Feldfluren prägen. Er ist gefragt als vitaminreiches Speiseöl und Tierfutter mit hohem Eiweißgehalt wie auch als Rohstoff für Biodiesel. „Wir essen unseren Weihnachtsbaum“ lautete die jahreszeitlich etwas verstörende Devise in der Bauernküche, die dort aber schnell Aufklärung fand, ging es doch um Erzeugnisse aus Tannen- und Fichtennadeln, beispielsweise Sirup und Essig, zusammengefasst in einem Rezeptbüchlein zum Mitnehmen. Nicht weit davon sorgten liebevoll gestaltete Puppenstuben immer wieder für nostalgische Kindheitserinnerungen.
Im ersten Obergeschoss der Tabakscheune konnten die Besucher wieder zuschauen, wie einst auch in der Hardtgemeinde Zigarren aus eben jener Pflanze hergestellt wurden, die man früher auch in diesem Gebäudeteil zum Trocknen aufgehängt hatte. Im gleichen Raum wurde auch wiederholt gesponnen und geklöppelt von einem rührigen Dreigestirn aus Eberbach – die Frauen hatten schon im letzten Jahr erneut ihr Kommen zugesagt. Die kleinen Besucher durften in der Werkstatt unter fachkundiger Anleitung des Arbeitskreises „Volkskunde und Brauchtum“ Papiertüten mit bunten Motiven wie Blumen und Schmetterlingen verzieren und beim Kinderquiz ihr Wissen rund um den Museumstag testen. Lebendiges Handwerk gab es in der Schreinerwerkstatt zu erleben und im Museumshof, wo Korbmacher und Drechsler ihre Fingerfertigkeit demonstrierten. Dort hat traditionsgemäß auch der Baumstamm-Sägbock seinen Platz, stets zur – mitunter schweißtreibenden – Freude von Groß und Klein.
Natürlich kam auch der kulinarische Aspekt nicht zu kurz, denn Pfälzer Spezialitäten wie Saumagen, Leberknödel oder „Schiefer Sack“ gehören längst zum festen Speisekarten-Repertoire an diesem Tag. Der gewohnt reichhaltigen Kuchentheke wurde ebenso eifrig zugesprochen. An dieser Stelle ergeht an alle Spenderinnen und Spender ein herzliches Dankeschön vonseiten des Vereins für deren Unterstützung, nachdem das vorige Büfett bei der Osterausstellung im Rose-Saal kaum vier Wochen zurücklag. Allgemein durften die Organisatoren des ausrichtenden Heimat- und Kulturkreises am Abend wieder ein positives Resümee ziehen, auch oder gerade weil es zunehmend schwieriger wird, geeignete und bereitwillige Personen zu gewinnen, die an diesem Tag altes, mitunter ausgestorbenes Handwerk anschaulich demonstrieren können.
Im nächsten Jahr feiert das Gemeindemuseum übrigens seinen 40. Geburtstag, denn am 30. April 1986 wurden bei einem Festakt mit viel Politprominenz die in einem ersten Abschnitt erweiterten Ausstellungsbereiche im Anwesen Nr. 61 eröffnet.
Hans-Peter Sturm