In einer Sondersitzung wurde dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit das Baugutachten der Dekra vorgestellt.
Fazit vorweg: Das Gutachten hat deutlich aufgezeigt, „dass es an dem Gebäude noch viele offene Baustellen und nicht unerhebliche Risiken gibt“, wie es Oberbürgermeister Ruppaner formulierte.
Das Gebäude und die vorliegenden, leider nur teilweise vorhanden Bau-Unterlagen, wurden von der Dekra umfassend geprüft und gesichtet, ohne freilich Kernbohrungen vorzunehmen, die das Gutachten, dessen geschätzter Wert hoch im fünfstelligen Bereich liegen dürfte, deutlich verteuert hätte.
Die Gutachter konnten dem Gebäude insgesamt kein gutes Zeugnis ausstellen. Probleme gebe es bei den Geländern im Treppenhaus, ebenso bei den Fenstern, denen eine Zertifizierung fehle, dass es sich um absturzsicheres Glas handele. Auch Abweichungen zur einstigen Baugenehmigung wurden festgestellt, die nachträglich zu beantragen und zu genehmigen seien. Der Erweiterungsbau, der bisher zweite Bauabschnitt für das Schülerwohnheim, der von der Dekra nun als „Kulturhaus“ bezeichnet wurde, weise deutliche Mängel auf. In diesem Gebäudeteil, von dem nur das Untergeschoss fertiggestellt wurde, befinden sich die Sanitäranlagen, sowie die gesamte Technik für den ganzen Gebäudekomplex. Da die Baustelle hier nur provisorisch abgedichtet ist, sei Wasser in das Untergeschoss eingedrungen. Zudem stehe das Gebäude auf einem erhöhten Grundwasserspiegel, dessen Absenkung für die Bauzeit durch den Einsatz einer Pumpe genehmigt wurde. Dies gelte allerdings nur für die Bauzeit. Danach müsse die Pumpe abgeschaltet werden. Würde die Pumpe jetzt ausfallen, würde das Gebäude unter Wasser stehen und die Standsicherheit der gesamten Anlage sei gefährdet. Der Gutachter sprach von einer realen Gefahr, dass das Gebäude in solch einem Fall „davonschwimmen“ könne. Zusätzlich habe die Witterung bereits an der Fassade genagt, so dass Teile des Putzes bereits wieder abgefallen seien.
Da der Baustopp nun schon deutlich länger als ein Jahr andauere, seien alle Baugenehmigungen erloschen und müssten für einen Weiterbau neu beantragt und genehmigt werden.
Hier sei aber nun das „Erneuerbare Energien Gesetz (EEG)“ zu beachten, so dass die gesamte Wärmeplanung erneuert bzw. angepasst werden müsse.
Bei den Kosten für die Fertigstellung wäre mit einem Betrag von etwas über 5 Millionen Euro zu rechnen, um das Gebäude einer Nutzung zuführen zu können. Ein Abriss wäre vor diesem Hintergrund günstiger.
Wie es nun weitergeht, werden die nächsten Monate zeigen. Zunächst soll dem islamischen Kulturverein VKBI die Möglichkeit gegeben werden, seine Sicht der Dinge dem Gemeinderat in einer seiner nächsten Sitzungen zu erläutern. Dann solle bei einer Klausurtagung noch vor der Sommerpause der Gemeinderat über die möglichen nächsten Schritte beraten. Eine öffentliche Beschlussfassung wäre dann wohl in der letzten GR-Sitzung vor der Sommerpause möglich.
„Es bleibt festzuhalten, dass jeder, der das Gebäude übernehmen möchte, mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert sein wird“, so Otto Ruppaner in der Presse am Tag danach. Dies gelte sowohl für die Muslime, die als Verein nun beraten müssen, wie und ob sie diese finanziellen Risiken tragen wollen und können, als auch für mögliche Investoren, die bereits in den Startlöchern stehen, wie die jüngste Debatte um ein mögliches Ärztehaus als Alternative zeigt.