Hafermilch, Haferflocken und Salz aufkochen und quellen lassen, Honig unter den abgekühlten Brei rühren und mit Heidelbeeren in Gläser schichten. Noch ein paar Kokosraspeln darüberstreuen – und schon ist ein schmackhafter „Porridge“ entstanden. Hergestellt wurde er nach dem Buch „Wohlfühlküche bei Demenz“ von Sahra Straub und war eines der Rezepte, die eine Gruppe von Männern und Frauen dieser Tage in der Küche der Schillerschule ausprobierten.
„Auberginen-Sandwich mit Avocadogemüse“ und „Schokopfannkuchen mit Kirschquark“ waren weitere der fast 20 Gerichte, die an zwei Abenden in drei Gruppen gekocht und auch verkostet wurden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren begeistert, denn die Vor-, Haupt- und Nachspeisen waren alle leicht herzustellen, auch für das Auge appetitanregend und erfüllten alle Anforderungen, die an Mahlzeiten für Demenzkranke gestellt werden sollten. Eingeladen zu diesem Event hatte die „Initiative Demenzfreundliches Wiesloch“, zusammen mit dem Verein „Wieslocher Frauen“ und dem „Zeitgeschenk“ der Bürgerstiftung. Dank der Unterstützung und Übernahme der Kosten durch die gemeinnützige Freiherr von Ulner’sche Stiftung des Rhein-Neckar-Kreises entstanden für die Teilnehmer keine Kosten.
Wie die Demenzexpertin Karin Kircher in ihrem einführenden Vortrag ausführte, vergessen Menschen mit Demenz oft zu essen und zu trinken, empfinden keinen Hunger und keinen Durst oder entwickeln besondere Vorlieben, zum Beispiel für Süßspeisen oder Mahlzeiten, die sie an ihre Kindheit erinnern. Vielleicht haben sie auch Probleme mit Messer und Gabel oder leiden unter Schluckbeschwerden. Daher sollten die Speisen die Sinne stimulieren, den Appetit anregen und reich an Kalorien und Nährstoffen sein, um den erhöhten Nährstoffbedarf älterer Menschen zu decken. Dazu gehören durchaus süße, aber gesunde Speisen und Fingerfood, das leicht zu essen ist. Bei Schluckbeschwerden eignen sich eher breiige Mahlzeiten. Da an pflegende und betreuende Familienangehörigen oft hohe Anforderungen gestellt werden, müssen Rezepte so konzipiert sein, dass sie im stressigen Alltag schnell und einfach zuzubereiten sind.
Menschen mit Demenz fällt es oft schwer, sich in eine neue Umgebung einzugewöhnen, umso wichtiger ist es, wenn ihnen Angehörige ermöglichen, ihr gewohntes Leben weiterzuführen. Das fordert viel Geduld, Empathie und Gelassenheit. Wichtig dabei ist das Wissen über die geistigen, psychischen und körperlichen Veränderungen, die durch diese Krankheit hervorgerufen werden. Enge Angehörige leiden auch oft darunter, dass mit dem geliebten Menschen nicht mehr in der gewohnten Weise kommuniziert werden kann, dieser stückweise ein Fremder geworden ist.
Um durch Überlastung nicht selbst krank zu werden, falsch und verletzend zu reagieren, oder hilflos verbale oder physische Gewalt anzuwenden, sollten sich pflegende Angehörige Hilfe und Unterstützung holen. Hier kann man sich an die „Initiative Demenzfreundliches Wiesloch“ wenden, die wohnortnahe Unterstützungsmöglichkeiten vermittelt, über das Thema Demenz umfassend informiert, sensibilisiert und für einen verständnisvollen Umgang mit Betroffenen eintritt. Sie informiert auch über lokale Initiativen, Projekte und Aktivitäten und lädt zum Austausch und zur öffentlichen Diskussion über das Thema ein.
Darüber hinaus bildet sie Ehrenamtliche zu Demenzbegleitern und Demenzbegleiterinnen aus. Sie können durch die Initiative vermittelt werden und besuchen die Kranken, gehen mit ihnen spazieren und hören zu. Den Angehörigen wird so eine Atempause verschafft, ohne dass Kosten entstehen. Weitere Angebote wie Angehörigengruppen, Betreuungsangebote, Diagnosemöglichkeiten, Tanznachmittage und Vorträge durch die Kirchliche Sozialstation Wiesloch, dem PZN und den Vereinen findet man auf der Homepage www.Buergerstiftung-Wiesloch.de/idw.
Die Ausbildung zu Ehrenamtlichen Demenzbegleitern bietet die Bürgerstiftung in einem sechswöchigen Kurs ab dem 28. April jeweils montags um 18 Uhr an. Erfahrene Referenten informieren über Grundlagen und Formen der Demenzerkrankungen und deren Auswirkungen, wertschätzende Kommunikation und die besondere Situation der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen. Besprochen werden auch Unterstützungsangebote und Pflegeberatung sowie die Themen „Beziehung gestalten, Bedürfnisse erkennen, Herausforderndem Verhalten begegnen“. Interessierte können sich persönlich jeweils dienstags zwischen 14 und 16 Uhr in der Geschäftsstelle der Bürgerstiftung, Rathausgasse 1, informieren und anmelden. Kontakt ist auch über Tel. 06222-7733530 und E-Mail Zeitgeschenk@buergerstiftung-wiesloch.de möglich.