Heimat- und Kulturverein e. V.
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Der Bauernkrieg in Hohenlohe-Franken (2)

Krautheim, Ballenberg und Schöntal im Bauernkrieg Nach dem Beginn des Bauernaufstandes im Schüpfer Grund in Tauber-Franken verlagerte er sich rasch...

Krautheim, Ballenberg und Schöntal im Bauernkrieg

Nach dem Beginn des Bauernaufstandes im Schüpfer Grund in Tauber-Franken verlagerte er sich rasch in die Gegend von Schöntal, Bieringen und Krautheim. Anführer dieses sich so bildenden „Odenwälder Hau-fens“ waren der Ochsenwirt Georg Metzler aus Ballenberg und Henslin Müller aus Bieringen, denen die Odenwälder Bauern „gleich schwärmenden Bienen“ zuliefen. Schöntal wurde ab 4. April Hauptquartier und Versammlungsort der Bauern. Die umliegenden Städte und Dörfer wurden aufgefordert, sich der Bewegung anzuschließen. Ballenberg trat als erstes zu den Aufständischen über, danach folgte Krautheim und ihre Bauern setzten sich gleich mit an die Spitze der Erhebung und warben für die Sache des Aufruhrs. Der Müller von Krautheim saß im Rat der Anführer. Auch Jakob Albert, Löwenwirt zu Krautheim, wird genannt. Der Brief der Krautheimer und Ballenberger Bauern vom 6. April 1525 aus Schöntal an die Gemeinde Buchen ist charakteristisch für den Beginn des Bauernkriegs und lautete wie folgt:

„Unsern grus und alles guts zuvor, allerlibsten bruder in Cristo.

Nachdem euwer bruderlich liebe gut wissen tregt, unser fruntlich, bruderlich und cristlich versamlung in dem Closter Schontale auß Baldenberg, Crautheim, auch einer gantzen zent, dartzu vil macher cristlicher bruder, versamelt, dem wort gottes und lere Pauli beystandt und volg thun, dieselb damit zu betrachten, das ubel zu straffen und außzureuten under geistlichen und weltlichen, edel oder unedel etc., Ist hieruff unser gantz frundtlich und bruderlich bit und begere an burgermeister, Rathe und gantz gemein Buchen, dem heiligen euangelio auch wort pauli volge zuthun und in bruderlicher liebe in obgenantem closter erscheinen.

Wollen wir in solichem und anderm gegen euch altzeit auch geneigt in bruderlicher und cristlicher liebe gefliessen sein. Des euwer bruderlich anthwurt bey unserem lieben bruder, zeiger diß brieffs, uns darnach haben zu richten.

Datum uf Donnerstag nach Ambrosii Anna 1525.

Ballenberg und Crautheim sampt der gantzen zent und ander vil Cristlichen brudern.“

Ein gleichgearteter Brief ging auch an Tauberbischofsheim. Kopien der Briefe wurden durch die mainzischen Keller Nicolaus Grünwaldt (Buchen) und Asmus Grünsfelder (Tauberbischofsheim) an den Mainzer Statthal-ter weitergereicht, der somit vom Abfall der Städte Krautheim und Ballenberg Kenntnis erhielt. Am 23. April 1525 schloss sich Tauberbischofsheim den Bauern an, Buchen folgte am 26. April 1925. Die Bauern bezeichnen sich in diesen Briefen als brüderliche und christliche Versammlung. Die Bezeichnung „Brüder“ hat ihren Grund in der Idee und dem Ziel der sozialen Gleichheit gegenüber den anderen Ständen. Die Berufung auf das Evangelium, ein deutlicher Einfluss der Reformation, ist ebenfalls ein typisches Motiv zur Untermauerung der Forderungen. Die aufrührerischen Bauern sahen ihr Tun als im Einklang mit den Lehren der Heiligen Schrift stehend. Allerdings stehen die in dem Brief so oft verwendeten Worte „Bruder“, „christ-lich“ und „Liebe“ im grassen Gegensatz zu dem tatsächlichen Verhalten der Bauern z.B. im Kloster Schöntal. Die dortigen Mönche wurden vertrieben und die großen vorgefundenen Vorräte, darunter allein 21 Fuder Wein, wurden verkauft oder vertrunken. Der siebentägige Aufenthalt der Bauern im Kloster war gekenn-zeichnet von Brandschatzungen in der Umgebung, Zerstörung der Klostergebäude und Kunstwerke, Entweihung der Altäre und Raub der Klosterschätze. Der Abt wurde in Krautheim gefangen gehalten und erst nach Bezahlung eines hohen Lösegeldes wieder frei gelassen.

In Schöntal stießen dann auch der Öhringer und der Haller Haufen zu dem versammelten Odenwälder Haufen. Auch Wendel Hipler, ehemals Sekretär der Hohenloher Kanzlei und mit den Grafen im Streit, trat hier den Aufständischen bei. Er wurde das geistige Haupt des Odenwälder Haufens. Die Obrigkeit suchte zunächst auf gütlichem Wege zu verhandeln. „Viel fruntlicher underhandlung und furschlege“ des Krautheimer Amtmannes Marx Stumpf von Schweinsberg hatten aber keinen Erfolg. Die Bauern wollten zwischenzeitlich mehr als die zu Grunde liegenden „12 Artikel“, sie wollten jetzt auch einmal Herren sein. Diese Grundstimmung verdeutlicht die Aussage der Reinsberger Bauern (Gemeinde Wolpertshausen, Landkreis Schwäbisch Hall), die erklärten: „Wir sind lange unter der Bank gelegen, wir wollen auch einmal auf die Bank“. In Braunsbach im Kochertal hatte sich zwischenzeitlich das Zentrum des Kochertäler Aufstandes gebildet. Dort gründeten die Aufständischen einen Bauernrat und zogen mit den Bauern der umliegenden Ortschaften auf die Hohenloher Ebene Richtung Schwäbisch Hall. Bei Gottwollshausen gab der inzwischen auf ca. 4.000 Mann angeschwollene Bauernhaufen aber beim ersten Schuss der ihnen entgegentretenden Haller bereits Fersengeld und die meisten Bauern gingen zurück auf ihre Höfe. Die Unentwegten schlossen sich dem Odenwälder Haufen in Schöntal an. Im Jagsttal bildete sich bei Buchenbach ein kleiner Haufen, dem unter anderen auch die Dörzbacher angehörten, und griff die Burg Jagstberg an und zerstörte sie. Die in Schöntal liegenden Bauernhaufen zogen nun weiter Richtung Weinsberg.

Der Grünbühler Vertrag mit den Grafen von Hohenlohe

Am Montag den 10. April nahmen der Odenwälder Haufen mit ca. 8.000 - 10.000 Mann von Schöntal aus kommend Neuenstein und das dortige Schloss ein. In Abwesenheit des dortigen Grafen Albrecht von Hohenlohe bemächtigten sie sich, was sie an Wein, Früchten und Kriegsgerät fanden. Die Hohenloher Grafen Albrecht und Georg verhandelten bereits am nächsten Tag auf dem Grünbühl bei Neuenstein mit den Bauern. Die Bauern, namentlich ein Wendel Kreß aus Niedernhall, forderten die Hohenloher Grafen auf: „Bruder Albrecht und Bruder Georg, kommet her und gelobet den Bauern, bei ihnen als Brüder zu bleiben und nichts wider sie zu thun. Denn ihr seid nimmer Herren, sondern Bauern und wir sind die Herren von Hohenlohe, und unsres ganzen Heeres Meinung ist, daß ihr auf unsre zwölf Artikel schwören und mit uns auf 1 Jahr zu halten euch unterschreiben sollt“. Die Grafen von Hohenlohe baten die Aufrührer, mit dem Erbieten eines rechtlichen oder gütlichen Austrags vor dem Kaiser, den Kurfürsten oder einem von beiden Teilen zu wählendem Schiedsgericht sich zu begnügen und erinnerten daran, dass keiner der anwesenden Bauern werde behaupten können, jemals in seinem Recht verkürzt oder mit einer außerordentlichen Steuer beschwert worden zu sein. Allein die Bauern wollten davon nichts wissen und drohten im Fall der Weigerung alles gräfliche Eigentum zu verheeren und zu verderben. Die Grafen akzeptierten schließlich, da sie keine andere Wahl hatten, das Abkommen, das als Grünbühler Vertrag in die Geschichte einging und gaben Brief und Siegel. Als Gegenleistung erhielten sie Brief und Siegel des Bauernführers Georg Metzler von Ballen-berg, dass sich die Bauern mit Ihnen dahingehend vertragen haben, „gegen ihre gnaden in argem oder ungutem mit tätlicher oder gewaltsamer handlung gar nichts zu üben oder fürzunehmen vielmehr sie zu schuetzen und zu schirmen“. Dadurch ersparten sie dem Hohenloher Land größeres Elend, wenngleich ein anderer Bauernhaufen vertragswidrig trotzdem gegen die hohenlohischen Schlösser Bartenstein und Schillingsfürst vorging, diese einnahm und brandschatzte. Die Bauern wurden nun immer selbstbewusster und zogen an den folgenden fünf Tagen zum Kloster Lichtenstern und danach weiter nach Neckarsulm und Weinsberg. (Fortsetzung folgt)

Wolfgang Weirether

Literaturnachweis

Herwig John: Krautheim, ein Bergstädtchen an der Jagst

G. Harro Schaeff-Scheefen: Kirchberg an der Jagst

Adolf Fischer: Geschichte des Hauses Hohenlohe

Erscheinung
Amts- und Mitteilungsblatt Stadt Krautheim
NUSSBAUM+
Ausgabe 10/2025

Orte

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Kategorien

Kultur
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