Heimat- und Kulturverein e. V.
74238 Krautheim
NUSSBAUM+
Kultur

Der Bauernkrieg in Hohenlohe-Franken (3)

Die Weinsberger Bluttat Am Karfreitag, 14. April 1525, zogen die vereinigten Odenwälder und Hohenloher Bauern, die sich selbst der „helle lichte Haufen“...

Die Weinsberger Bluttat

Am Karfreitag, 14. April 1525, zogen die vereinigten Odenwälder und Hohenloher Bauern, die sich selbst der „helle lichte Haufen“ nannten, nach ihrem Erfolg mit den Hohenloher Grafen von Neuenstein nach Neckarsulm. Auf diesem Weg schlossen sich noch der Neckartäler Haufen unter dem berüchtigten Jäcklin Rohrbach und der „Schwarzen Hofmännin“ aus Böckingen, mit bürgerlichem Namen Margarethe Renner, an, sodass am 15. April 1525 rund 6.000 bis 8.000 Bauern auf den Wiesen vor Neckarsulm lagerten und ihr weiteres Vorgehen planten. Als nächstes Ziel bot sich die Stadt und Burg Weinsberg an. In der Stadt Weinsberg war der Graf Ludwig von Helfenstein mit 70 Landsknechten und Reisigen und drohte den Weinsberger Bauern mit Unbill, wenn sie nicht heimkehrten. Am Ostersonntag stürmten die Bauern zunächst die Burg Weinsberg, die aufgrund der geringen Besatzung bald eingenommen war und in Flammen aufging. Danach wurde die Stadt Weinsberg belagert und ebenfalls gestürmt. Ludwig von Helfenstein flüchtete mit weiteren Adligen in die Kirche und auf den dortigen Kirchturm. Sie wurden dort gefangen genommen und teilweise sofort hinter der Kirche ermordet. Ludwig von Helfenstein selbst wurde auf Beschluss Jäcklin Rohrbachs und gegen den Widerspruch Wendel Hiplers mit den anderen Adeligen, darunter zwei Sturmfeder, Rudolf von Eltershofen und Pleickhart von Riexingen, durch die Spieße gejagt und getötet, eine besonders herabwürdigende Strafe. Diese Bluttat hat die Sache der Bauern befleckt. Sie sagten sich kurze Zeit später von Jäcklin Rohrbach los und etwas gemäßigtere Kräfte gewannen die Oberhand.

Die Rolle des Götz von Berlichingen im Bauernkrieg

Über das Verhalten und die Rolle des Götz von Berlichingen im Bauernkrieg ist viel und aus den verschiedensten ideologischen Blickwinkeln geschrieben worden. Man kann heute als ziemlich sicher annehmen, dass Götz zu Beginn des Bauernaufstandes versucht hat, diese Bewegung sich und dem Adel nutzbar zu machen. Zwei Adelsausschreiben des Götz von Berlichingen aus dieser Zeit sowie seine Kontakte zum geistigen Oberhaupt des Odenwälder Haufens, dem ehemaligen hohenlohischen Kanzler Wendel Hipler, legen dies nahe. Die Weinsberger Bluttat hat dann jedoch das Band zwischen der Ritterschaft und den Aufrührern zerschnitten. Sie war gleichzeitig aber wohl auch der Anlass, dass die gemäßigten Bauern an Götz wegen der Anführerschaft herantraten. Von ihm erhoffte man sich, dass er die vielen zersplitterten Bauernhaufen mit ihren zahllosen Führern und Unterführern zu einem homogenen Bauernheer verschmelzen könnte.

In Buchen nahm Götz von Berlichingen um den 28. April 1525 mehr widerwillig als freiwillig die Hauptmannschaft des „Hellen Haufens“ an. Hierzu wurde er sowohl von den gemäßigten Bauernführern als auch den kurmainzischen Räten, darunter auch dem Krautheimer Amtmann Marx Stumpf von Schweinsberg, gedrängt, die sich davon eine Mäßigung der Forderungen und Maßnahmen der Aufrührer versprachen. In seinen Erinnerungen schildert Götz, wie er zunächst im Wald Heßbach zwischen Boxberg und Seehof von den Bauern, aber auch vom dort anwesenden Adel, unter anderem eben Marx Stumpf von Schweinsberg, gedrängt wurde, die Hauptmannschaft anzunehmen. Er lehnt zunächst ab und wurde daraufhin nach Buchen bestellt. All dies erfolgte unter der Drohung, dass ansonsten auch gegen ihn vorgegangen werden würde. Götz, der zunächst nur acht Tage als Hauptmann des Bauernheeres anbot, einigte sich schließlich mit den Bauern auf vier Wochen. Er versuchte sofort, die Bewegung in gemäßigtere Bahnen zu lenken, hatte aber dabei allergrößte Schwierigkeiten, auch nur rudimentärste Disziplinierungsmaßnahmen durchzusetzen. So konnte er die Plünderung und Verwüstung des Benediktinerklosters Amorbach und die Zerstörung der Deutschordensburg Horneck am Neckar nicht verhindern. Er unterstützte die von Wendel Hipler und dem Mainzer Amtskeller von Miltenberg, Friedrich Weygandt, verfasste sogenannte „Amorbacher Erklärung“, welche eine Modifikation der „Zwölf Artikel“ vorsah. Allein schon die Verlesung der insgesamt vernünftigen neuen Artikel „in vil stetten und flecken“ rief einen Sturm der Entrüstung bei den Bauern hervor. Wer solches fordere, den solle man totschlagen, den Berlichingen voran. Zum größeren Nachdruck gingen die mainzischen Schlösser Wildenburg und Limbach in Flammen auf. Dies zeigt, dass Götz von Berlichingen auch als ihr Hauptmann nur bedingt Einfluss auf die zügellosen Bauernhorden nehmen konnte und wenn, dann auch nur auf seinen ihm direkt unterstellten Odenwälder Haufen.

Nach der Niederlage der Bauern bei Königshofen versuchte Götz von Berlichingen, seine Haut vor der Rache der Obrigkeit zu retten. Schwer wog die drohende Strafe des Schwäbischen Bundes, da Götz durch seine Beteiligung am Bauernkrieg Artikel 2 seiner Heilbronner Urfehde gebrochen hatte. In vielen Verteidigungsschriften an den Schwäbischen Bund, den Fränkischen Kreis, den Würzburger Bischof, den Pfälzer Kurfürsten und an alle Stände des Deutschen Reichs versuchte Götz darzulegen, dass sein Eintritt in die Bauernsache erzwungen war. Da er nun schon einmal der Bauern „narr und hauptman“ hätte sein müssen, habe er, so gut es ging, sie doch von ihrer „tyrannischen weyss gewisen“ – ohne sein Einschreiten würde wohl kaum ein Haus im „stüfft Meintz noch uff dem Ottenwald büß ins land zu Schwaben“ unvebrannt mehr stehen, wodurch „vülleicht mancher büdermann umb sein leib und leben khommen“. Nach langem, drei Jahre dauerndem Hin und Her stellte sich Götz im November dem Bund und wurde in Augsburg in den Turm geworfen. Er musste am 4. März 1530 erneut die Urfehde beschwören. Diese hatte die für einen adeligen Reitersmann verletzende Auflage, zeitlebens „gezirck, hofmarckh und zehenden des schlosses Hornberg“ nicht mehr zu verlassen, nie mehr ein Pferd zu besteigen und keine Nacht außerhalb des Schlosses zuzubringen. Doch wieder zurück zum noch andauernden Bauernkrieg.

Über Miltenberg, Würzburg, Neckarsulm und Öhringen nach Krautheim

Über Heilbronn, Buchen, Walldürn und Amorbach zog der „helle lichte Haufen“, ab Buchen unter Führerschaft des Götz von Berlichingen, nach Würzburg, um dort dem Fränkischen bzw. Taubertaler Haufen bei der, allerdings wie sich erweisen wird, erfolglosen Belagerung der Marienfeste zu helfen. Ein Fähnlein aus dem Amt Krautheim war auch hier dabei. Auf dem Weg dorthin schlossen sich sämtliche Städte den Bauern an. Allenthalben wurden Klöster und Burgen als Symbole der verhassten Herrschaft geplündert und ver-brannt. Bei der Zerstörung der Deutschordensburg Scheuerberg waren nachweislich auch Krautheimer und Ballenberger Bauern beteiligt. In Miltenberg musste dann allerdings am 7. Mai 1525 Bischof Wilhelm von Straßburg, der Statthalter des in Thüringen weilenden Erzbischofs von Mainz, den Vertrag über den Beitritt des Erzstifts zum Bund der Bauern und die Anerkennung der Zwölf Artikel unterzeichnen sowie 15.000 Gulden Kriegsentschädigung versprechen.

Inzwischen hatte aber der Schwäbische Bund zum Gegenschlag gegen die Bauern angesetzt. Georg III. Truchseß von Waldburg-Zeil, bekannt geworden als „Bauernjörg“, führte das Heer des Bundes und brachte den württembergischen Bauern am 12. Mai 1525 bei Böblingen eine vernichtende Niederlage bei. Danach rückte er gegen Neckarsulm vor. Von dieser Nachricht aufgeschreckt zog der „Helle Haufen“ unter Führung von Götz von Berlichingen am 23. Mai zum Entsetzen der Zurückgebliebenen wieder von Würzburg ab, um den Brüdern am Neckar beistehen zu können. Gleichzeitig versuchte Götz, Verbindung zum Schwäbischen Bund aufzunehmen. Am 24. Mai 1525 passierten die Bauern Krautheim und am 26. Mai 1525 schrieben sie der von Würzburg nachgesandten Verstärkung, dass auch sie über Krautheim ziehen solle. In Neckarsulm hatte der Odenwälder Haufen unter Leitung von Georg Metzler mit 7.000 Mann die Stadt besetzt. Vor der heranrückenden Übermacht des Truchseß, dessen Heer zwischenzeitlich durch Truppen des Pfalzgrafen noch verstärkt wurde, setzte sich das Bauernheer über Weinsberg und Löwenstein nach Öhringen ab. Der „Helle Haufen“ von Würzburg kommend, schloss sich, in Neckarsulm angekommen, der Gruppe an. Bei Adolzfurt entfernte sich Götz von Berlichingen von den Bauern, genau nach Ablauf seiner zugesagten vier Wochen, da er die Aussichtslosigkeit der Lage der Bauern einsah. Er sah auch die Willkür der Bauern und dass diese nicht mehr im Recht waren. Von Öhringen aus setzten die Bauern den Rückzug Richtung Krautheim fort, um sich mit dem Taubertäler Haufen zu vereinigen. Gemeinsam wollte man dann dem Fränkischen Haufen, der im Maintal lagerte, nachziehen. Man verfehlte den Taubertäler Haufen aber in der Nacht und das Bauernheer zeigte erste Auflösungserscheinungen. (Fortsetzung folgt)

Wolfgang Weirether

Literaturnachweis

Herwig John: Krautheim, ein Bergstädtchen an der Jagst

Helgard Ulmschneider: Götz von Berlichingen. Mein Fehd und Handlungen

Carlheinz Gräter: Der Bauernkrieg in Franken

Erscheinung
Amts- und Mitteilungsblatt Stadt Krautheim
NUSSBAUM+
Ausgabe 14/2025

Orte

Krautheim

Kategorien

Kultur
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto