Heimat- und Kulturverein e. V.
74238 Krautheim
Kultur

Der Bauernkrieg in Hohenlohe-Franken (4)

Von Krautheim über Königshofen und Giebelstadt zum bitteren Ende In Krautheim vereinigte sich der Odenwälder Haufen mit dem ebenfalls von Öhringen...

Von Krautheim über Königshofen und Giebelstadt zum bitteren Ende

In Krautheim vereinigte sich der Odenwälder Haufen mit dem ebenfalls von Öhringen wieder zurückweichenden Taubertäler Haufen. Einem leider nicht genau datierten Schreiben der Mergentheimer Bauern an Hauptmann Hans Kolbenschlag im Lager zu Krautheim ist zu entnehmen, „dass das Lager zu Krautten 20.000 Mann stark werden sollte. Allerdings hätten die obersten Hauptleute nicht mehr als 4.000 Mann bei sich und von den Ortschaften würden nur wenig Volk herbeiziehen und sie wären mit dem Proviant nicht wie die anderen gehalten. Die Hauptleute und Räte der Versammlung im Lager zu Krautheim schreiben am 31. Mai nach Mergentheim zurück, man wäre willens, schon heute von Krautheim aus unter Königshofen zu lagern, da man vom Bund mehr und mehr bedrängt wird. Indessen wäre durch den Gemeinen Hellen Haufen beschlossen worden, noch einige Tage im Lager zu bleiben.“

Wenige Stunden, nachdem die Bauern Öhringen verlassen hatten, trafen die Truppen des Bundes in der Stadt ein. Um den Marsch der Bauern zu beeinträchtigen oder einige ihrer zahlreichen und guten Geschütze zu erobern, sandte Georg III. Truchseß von Waldburg-Zeil ihnen eine Abteilung Reiterei nach. Die Bauern hatten aber am 30. Mai 1525, knapp vor den Reitern, Krautheim schon besetzt. Hier hatten sie nun, zwischenzeitlich wieder 5.000 bis 6.000 Mann stark, eine strategisch günstige Stellung bezogen und hätten neue Aufgebote zusammenziehen und den Angriff des Bundesheeres abwarten können. Für Georg Truchseß war aber klar, dass er sein Geschütz auf den engen und steilen Wegen nicht an die Stadt heranbringen und auch die Panzerreiter hier nicht einsetzen konnte. Er führte deshalb sein Heer von Öhringen über Möckmühl nach Ballenberg, um das Bauernheer von Würzburg abzuschneiden. Bauern, die man unterwegs aufgriff, wurden gehenkt oder enthauptet. Seine Taktik hatte Erfolg. Die Bauern ließen sich aus ihrer sicheren Stellung in Krautheim herauslocken und zogen am 1. Juni 1525 zur Tauber und lagerten bei Königshofen. Damit war Krautheim um eine Belagerung herumgekommen. Am nächsten Tag, den 2. Juni 1525, näherte sich auch das Bundesheer Königshofen. Obwohl sie ihre Wagenburg oberhalb des Ortes aufgeschlagen hatten, folglich den Truppen des Truchseß gegenüber im Vorteil waren, wagten die meisten der Bauern dem Angriff der Bündischen nicht Widerstand zu leisten oder wollten es auch gar nicht. Sie flohen und wurden in einem furchtbaren Gemetzel niedergemacht. Es wurde „gar ein weidlich Gehetz mit ihnen gehalten, gleich wie eine Schweinhatz“, berichtete der damalige Sekretär und spätere Deutschordenskanzler Gregor Spieß. Nach seinen Angaben sind in Königshofen 4.000 bis 7.000 Mann umgekommen. Die wenigen Überlebenden, ungefähr 350 an der Zahl, hätten sich auf Gnade und Ungnade ergeben. Mehrere Rädelsführer wurden an Ort und Stelle enthauptet.

Auf der Hochebene zwischen Würzburg und Giebelstadt folgte dann das endgültige Ende des Bauernaufstandes. In und um Würzburg hatten die nicht in Königshofen beteiligten Bauern, Teile des Odenwälder und Neckartäler Haufens, ihr Lager aufgeschlagen. Auf die Nachricht von der Katastrophe in Königshofen zogen am frühen Pfingstsonntagmorgen rund 5.000 Bauern Richtung Königshofen im Glauben, den dort geschlagenen Bauern noch zu Hilfe kommen zu können. Gleichzeitig marschierte am 4. Juni 1525 der Bauernjörg mit seinem Heer von Königshofen Richtung Würzburg. Bei Sulzdorf nahe Giebelstadt trafen die beiden Heere aufeinander zur vollkommenen Überraschung der Bauern, die das Bundesheer noch in Königshofen vermuteten. Als die pfalzgräflichen Schützen den Angriff starteten, ergriffen die Bauern die Flucht. Diesmal war das Gemetzel noch größer als in Königshofen. Die Orte Bütthard, Giebelstadt und Sulzdorf gingen in Flammen auf. Die sich dorthin und in das Schlösschen Ingolstadt geflüchteten Bauern wurden erschlagen, erschossen oder sie verbrannten in den Gemäuern. Damit war der Bauernkrieg in Hohenlohe-Franken und im kurmainzischen Gebiet beendet.

Das Strafgericht folgte auf dem Fuß

Nach der vernichtenden Niederlage der Bauern setzte jetzt allenthalben das strenge Strafgericht der Obrigkeit ein. In Ballenberg wurden neun Bürger gerädert. Die Auswirkungen des Bauernkriegs in Neunstetten waren besonders hart. Der Ort stand wohl schon von Anfang an in enger Berührung mit der bäuerlichen Erhebung. Den bedeutsamsten Anstoß gab aber das Zusammengehen des Dorfherrn Götz von Berlichingen mit den Bauern. Alle waffenfähigen Männer Neunstettens, 30 an der Zahl, schlossen sich der Aufstandsbewegung an. Das Ergebnis nach der bäuerlichen Niederlage bei Königshofen war für die Männer und den Ort grausam. Nach der Aussage Götz von Berlichingens wurden von den 30 Neunstettener Mitkämpfer alle bis auf sechs oder acht erschlagen. Ihre Wohnungen in Neunstetten wurden verbrannt und ihre ganze, wenn auch bescheidene Habe, weggenommen. Die dem Dorf auferlegten Brandschatzungen wurden von Mainzer Beamten nicht nur einmal, sondern gleich sechsmal eingetrieben. Götz von Berlichingen legte sich verschiedentlich für seine armen Untertanen ins Mittel. Aber er konnte wegen seiner eigenen Beteiligung an der Bauernbewegung nicht viel für sie tun. Um den durch den Bauernkrieg so hart mitgenommenen Neunstettener ein wenig entgegenzukommen und die ihnen geschlagenen Wunden zu lindern, ließ er sich aber dazu bestimmen, die den Dorfbewohnern am meisten verhassten unangemessenen Fronden in dem sogenannten Fronbrief von 1533 zu erlassen, wenn auch nur gegen eine jährliche Ablösesumme von 65 Gulden. Es dauerte sehr lange, bis sich Neunstetten von den Folgen des Bauernkriegs einigermaßen wieder erholt hatte. Sein Los wurde aber unter den Nachfolgern des Götz von Berlichingens durch neue Lasten und Steuern immer noch drückender gemacht.

Von Krautheim sind keine Personenstrafen bekannt, aber wie alle an der Empörung beteiligten Dörfer und Städte, musste auch Krautheim sich auf Gnade und Ungnade ergeben, andernfalls sie vom Heer des Schwäbischen Bundes überzogen zu werden drohten. Am 10. Dezember 1525 besiegelten Bürgermeister, Rat und ganze Gemeinde zu Krautheim und Ballenberg und die Einwohner der zum Zent Ballenberg gehörigen Dörfer ihre Unterwerfung gegenüber dem Erzstift Mainz. Dafür, dass sie sich „wider (ihren) gnedigsten den Cardinal und Ertzbischoven zu Meintz als (ihren) Landtfursten gleicherweiß emporet, eigen Hauptleut unther (ihnen) desselben geystliche unnd weltliche underthanen helffen uberziehen, beschedigen, Stet, Sloß unnd Closter innemen, die plendern, verwusten und zum Teil außbrennen“, mussten sie auf 14 Unterwerfungsartikel schwören, die alle ihre während des Aufstands aufgestellten Forderungen und dem Erzstift abgepressten Verträge zunichtemachten. Gegenüber dem Landesherrn verpflichteten sie sich zu Gehorsam, sagten allen Vereinbarungen mit dem „Hellen Haufen“ ab und erklärten die Nichtigkeit der dem Erzstift während des Aufstands aufgezwungenen Verträge. Die Geldforderungen des „Hellen Haufens“ brauchte der Erzstift nicht mehr zu bezahlen und die Bürger mussten versprechen, sich „zu ewigen Tagen nicht mehr gegen den Erzbischof aufzuwerfen und kein darauf abzielendes Bündnis einzugehen. Die jährlichen Zinsen, Renten, Gülten, Zehnten, Zölle und Gefälle mussten künftig wieder gutwillig und vollkommen entrichtet und die Frondienste gehorsam geleistet werden. Das Eigentum flüchtiger Aufständischer wurde eingezogen und ihnen die Gefangennahme bei Rückkehr zu ihren Familien angedroht.

Fünf Bestimmungen der Unterwerfungsartikel griffen besonders tief in die bisherigen Rechte der Stadt und ihrer Bürger ein. Die Bewohner von Stadt und Amt wurden entwaffnet. Die Stadtschlüssel waren der Obrigkeit zu übergeben. Alle Bruderschaften, Zünfte und andere Vereinigungen wurden aufgehoben und sollten ohne Wissen der Mainzer Regierung nicht mehr eingerichtet werden. Besonders schwer aber wog, dass die Bürger alle ihre Privilegien und Freiheiten verloren. Sie mussten versprechen, diese nicht mehr anzuwenden und die Urkunden darüber herauszugeben. Damit war in Krautheim wie auch in den anderen kurmainzischen Städten Frankens die Selbstverwaltung abgeschafft. Ab 1528 fand dies in der Albertinischen Stadtordnung für die nächsten Jahrhunderte die bleibende und gültige Festsetzung. Als besondere Strafe wurden der Stadt ihre Waldungen sowie die Gemeindewiesen genommen und der mainzischen Verwaltung unterstellt. Den Bürgern der Stadt wurde die Zahlung des Besthaupts auferlegt, von der sie bisher, wohl seit der Erhebung Krautheims zur Stadt, befreit gewesen waren. Diese Erbschaftsabgabe, die aus der Ablieferung des besten Stücks Vieh bei Tod oder Wegzug bestand, war eines der Kennzeichen der Leibeigenschaft.

Über das Ausmaß des von den Aufständischen an den Gebäuden in Krautheim angerichteten Schadens sind wir nicht genau informiert. Die Bauern richteten ihre Wut vor allem gegen die Burg als Amtshaus und Wohnung des Amtmannes. Diese wurde von Ailringer, Stuppacher und Mergentheimer Bauern geplündert und angezündet. Zerstört wurden Wohnräume, das Kapellendach und der zinnerne Abschluss des Bergfrieds. Der Amtmann Marx Stumpf von Schweinsberg beschwerte sich im Juli 1525 in mehreren Schreiben gegenüber der Deutschordenskomtur in Mergentheim und vor dem Erzbischof von Mainz gegen die Verwüstungen, vor allem auch über den Verlust persönlicher Habe. Von den Burggebäuden haben wahrscheinlich die Bauten an der Südwestecke, wo sich heute das Schloss befindet, und ein an der Nordseite vermuteter Wohnbau Schaden genommen. Außerdem wurde das Obergeschoss des Palas beschädigt. Die Wirtschaftsgebäude an der Süd- und Westseite wurden entweder gar nicht wieder aufgebaut, oder nur notdürftig repariert.

Wolfgang Weirether

Literaturnachweis

Herwig John: Krautheim, ein Bergstädtchen an der Jagst

Otto Hagmaier: Neunstetten im Bauernkrieg

Dankwart Leistikow: Burg Krautheim und die Architektur des 13. Jahrhunderts in Mainfranken

Carlheinz Gräter: Der Bauernkrieg in Franken

Bernhard Klebes: Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter

Erscheinung
Amts- und Mitteilungsblatt Stadt Krautheim
NUSSBAUM+
Ausgabe 18/2025

Orte

Krautheim

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