Gemeindeverwaltung Plankstadt
68723 Plankstadt
Aus den Rathäusern

Der Blumepeter wird 150 Jahre – Geburtstagskaffee

Peter Schäfer – besser bekannt als Blumepeter – wäre 150 Jahre alt! Geboren am 5. April 1885 als Peter Berlinghof im Waldpfad 67 in Plankstadt,...
Foto: © Sabine Zeuner

Peter Schäfer – besser bekannt als Blumepeter – wäre 150 Jahre alt! Geboren am 5. April 1885 als Peter Berlinghof im Waldpfad 67 in Plankstadt, verzog die Familie – seine Mutter hatte inzwischen geheiratet und Peter bekam den Familiennamen Schäfer – im Jahr 1891 nach Mannheim. Der inzwischen 16-jährige Peter war geistig so sehr behindert, dass er keine Schule besuchen konnte und damit er nicht nur untätig herumsaß, schickte ihn seine Tante mit Blumensträußchen durch die Mannheimer Lokale, um für die arme Familie etwas dazuzuverdienen. Dabei „entdeckten“ ihn Mitglieder des Mannheimer Karnevalclubs „Feurio“ und nahmen ihn unter ihre Fittiche. Sie machten Fotos von ihm als Gewichtheber und andere Posen und führten ihn bei Veranstaltungen vor – natürlich sahen sie in ihm auch eine gute Einnahmequelle. Übrigens war der Peter gar nicht witzig – eher fiel er durch freche Bemerkungen auf, wenn ihm nichts abgekauft wurde. All die vielen Witze, die über ihn kursieren, sind nachträglich erfunden worden. Bereits 1919 aber wurde Peter in der Öffentlichkeit so auffällig, dass er fortan in Heil- und Pflegeanstalten untergebracht wurde – zuerst in Weinheim, danach in Wiesloch. Dort verstarb er am 15. Juni 1940 und wurde am 18. Juni auf dem Anstaltsfriedhof beerdigt – das Grab ist dort noch heute vorhanden. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht ganz klar, obwohl der Journalist Eberhard Reuss akribisch in den Krankenakten recherchiert hat. Wahrscheinlich entging er mit etwas Glück den Transporten zur Tötung des von den Nazis sogenannten „unwerten Lebens“.

Warum Denkmale in Mannheim und in Plankstadt?

Nun, die Mannheimer haben in ihre Symbolfigur die Charaktereigenschaften hineininterpretiert, die einen echten Kurpfälzer ausmachen: Schlagfertigkeit und Zungenschärfe, Humor und Mutterwitz, Schnoddrigkeit, urwüchsigen Dialekt, Gutmütigkeit und Toleranz. Und da wir ja alle gerne Kurpfälzer sind und vor allem gerne Plänkschder, die ihre Heimat lieben, erklären wir Plänkschder da uns gerne mit den Mannheimern solidarisch und lassen auch „unseren“ Blumepeter hochleben! In Mannheim ist er zwar bekannt gemacht worden, ein Alleinstellungsmerkmal haben die Plankschder aber: Er ist nun mal hier geboren!

Zum Geburtstag werden Gäste erwartet: Eberhard Reuß, der als erwiesener Blumepeter-Kenner am Samstag nach Plankstadt kommt, wird seinen Film über das Leben des „Blumepeter“ zeigen, den er vor einigen Jahren für den Südwestfunk gedreht hat. Auch das MARCHIVUM in Mannheim zeigt den Film am 23. April, um 18 Uhr im Friedrich-Walther-Saal, 6. OG.

Der Brühler Künstler Karl-Heinz Monshausen schenkt anlässlich der kleinen Feier am Samstag der Gemeinde Plankstadt ein Kunstwerk, das den Blumepeter zeigt. Ein Foto des alten Peter Schäfer vor dem Hintergrund eines düsteren städtischen Straßenzuges, dessen Häuser Hakenkreuzfahnen zieren. Für den Betrachter eine nicht zu übersehende Anregung für Gedanken, wie mit Behinderten umgegangen wurde – und auch ein Auftrag an die heutige Zeit.

Dazu hat sich die frühere Plankstädter Lehrerin Angelika Zöbeley für die Sensibilisierung unserer Kinder beim Umgang mit Behinderten ihre Gedanken gemacht und dazu eine kleine Broschüre erstellt, die gegen eine Schutzgebühr erworben werden kann. Zum Geburtstagsbesuch haben sich auch Träger des Mannheimer „Bloomaulordens“ angekündigt, die in Mannheim die Erinnerung an den Blumepeter hochhalten. Vor dem Plankstädter Termin werden sie in Mannheim am Denkmal des Blumepeters auf den Kapuzinerplanken an einer kleinen Gedenkfeier teilnehmen – ebenso wie Bürgermeister Nils Drescher und Gemeindearchivar Ulrich Kobelke.

Zum Geburtstagskaffee werden die Landfrauen selbstgebackenen Kuchen anbieten, der auch „to go“ gekauft werden kann. Wer möchte, kann gerne mitfeiern. Am Blumepeter-Denkmal auf dem Blumepeter-Platz (Ecke Schwetzinger Straße/Waldpfad) dürfen gerne ein paar Blümchen niedergelegt werden – den Peter würde es sicher freuen.

Erscheinung
Mitteilungsblatt Plankstadt
Ausgabe 14/2025

Orte

Plankstadt

Kategorien

Aus den Rathäusern
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto