Gemeinde Neulußheim
68809 Neulußheim
Dies und das

Der Igel – Ein Wildtier in Not und meine persönliche Begegnung

Vor drei Jahren hatte ich eine Begegnung, die mir die Augen für ein Wildtier geöffnet hat, das in unseren Gärten oft übersehen wird: der Igel. Es war...


Vor drei Jahren hatte ich eine Begegnung, die mir die Augen für ein Wildtier geöffnet hat, das in unseren Gärten oft übersehen wird: der Igel. Es war ein kühler Herbstabend, als ich auf dem Grab meiner Mutter auf dem Friedhof einen kleinen Igel fand, der offensichtlich in Not war. Er war schwach, dehydriert und bewegte sich kaum. Ohne zu zögern, brachte ich ihn zu einem Tierarzt, der bestätigte, dass der Igel dringend Hilfe benötigte. Diese Erfahrung war ein Wendepunkt für mich. Mir wurde bewusst, dass Igel in unseren modernen Lebensräumen zunehmend gefährdet sind – und dass wir, jeder Einzelne von uns, etwas tun können, um sie zu unterstützen.
Warum brauchen Igel unsere Hilfe?
Igel sind zwar ein bekanntes und beliebtes Wildtier, doch ihr Lebensraum schrumpft zunehmend. Ursprünglich in natürlichen Wäldern und Wiesen zu Hause, haben sich Igel über die Jahrhunderte an das Leben in Gärten und städtischen Gebieten angepasst. Doch die moderne Zersiedelung, versiegelte Flächen und der Einsatz von Pestiziden in Gärten und auf Feldern bedrohen die kleinen Stacheltiere. Es wird immer schwieriger für sie, geeignete Lebensräume und genug Nahrung zu finden.
Was viele nicht wissen, für Igel kann es schädlich sein, sich hauptsächlich von Schnecken und Würmern zu ernähren, da diese häufig Träger von Parasiten und Krankheitserregern sind. Die Hauptgefahren sind:
1. Lungenwürmer: Schnecken sind oft Zwischenwirte für. Igel können sich infizieren, wenn sie Schnecken fressen, und eine Lungenwurminfektion führt zu Atemproblemen, Husten und Schwäche, was den Igel ernsthaft schädigen kann.
2. Darmparasiten: Würmer und Schnecken können auch andere Parasiten wie Magen-Darm-Würmer tragen, die den Igeln schaden, indem sie den Verdauungstrakt befallen und Nährstoffmangel verursachen.
3. Schneckenkorn: Viele Menschen verwenden Schneckenkorn, um Schnecken zu bekämpfen, und diese Gifte können von Igeln aufgenommen werden, wenn sie vergiftete Schnecken fressen. Das Schneckenkorn ist hochgiftig und kann bei Igeln zu Vergiftungen, Organversagen und Tod führen.
Insgesamt können Schnecken und Würmer in kleinen Mengen Teil der natürlichen Ernährung von Igeln sein, aber eine zu einseitige Ernährung oder der Kontakt mit kontaminierten oder parasitenbelasteten Schnecken und Würmern birgt erhebliche Gesundheitsrisiken für die Tiere.
Ein weiterer Faktor ist der zunehmende Verlust von Verstecken und Unterschlüpfen. Igel brauchen dichte Hecken, Laubhaufen und naturbelassene Ecken, um zu schlafen und ihre Jungen großzuziehen. Gepflegte und „aufgeräumte“ Gärten bieten jedoch oft nicht mehr die nötigen Rückzugsorte.
Aber auch der Straßenverkehr fordert jährlich unzählige Igelopfer. Da Igel nachts aktiv sind und oft schlecht sichtbar sind, werden sie von Autofahrern leicht übersehen. Zudem haben Igel die Angewohnheit, bei Gefahr stehenzubleiben oder sich einzurollen, anstatt wegzulaufen, was sie besonders anfällig für Verkehrsunfälle macht.

Was können wir tun?
Igel sind Wildtiere und als solche brauchen sie unsere Unterstützung, um in einer von Menschen dominierten Umwelt zu überleben. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie in Gefangenschaft gehalten oder zu Haustieren gemacht werden sollten. Vielmehr können wir ihnen helfen, indem wir ihre natürlichen Bedürfnisse respektieren und ihre Lebensräume schützen.
• Naturnahe Gärten: Ein Garten muss nicht perfekt sein, um schön zu sein. Im Gegenteil, je wilder, desto besser für den Igel. Laubhaufen, Reisig oder ein kleines Stück Wildwiese können wertvolle Rückzugsorte bieten. Auch der Verzicht auf Pestizide hilft, denn der Igel ernährt sich hauptsächlich von Insekten.
• Igelhäuser und Futterstellen: Spezielle Igelhäuser können eine gute Ergänzung sein, vor allem in Zeiten, in denen es für die Tiere schwer ist, Unterschlupf zu finden. Es ist jedoch wichtig, nur dann Futter anzubieten, wenn es wirklich nötig ist, zum Beispiel in besonders harten Wintern. Ansonsten sollten Igel ihre Nahrung in der Natur finden können.
• Straßen und Zäune: Viele Igel sterben durch den Straßenverkehr oder weil sie in Zäunen oder Gittern stecken bleiben. Offene Gärten, durchlässige Zäune und das Errichten von „Igelbrücken“ können Leben retten.
In Neulußheim haben wir bereits erste Schritte unternommen, um den Igeln aktiv zu helfen. So wurden auf dem Friedhof mehrere ‚Igelhotels‘ aufgestellt, die den Tieren als sicherer Unterschlupf für den Winter dienen. Diese geschützten Orte bieten Igeln eine Rückzugsmöglichkeit, um die kalten Monate zu überstehen. Das Aufstellen der Igelhotels war eine Gemeinschaftsaktion, die zeigt, wie wichtig es ist, dass wir uns als Gemeinde für unsere heimische Tierwelt einsetzen. Mit solchen Projekten können wir den Igeln in unserer Region helfen und sie langfristig unterstützen.
Mein Appell
Meine Erfahrung mit dem kleinen Igel vor drei Jahren hat mir gezeigt, dass jedes Lebewesen, so klein es auch sein mag, unseren Respekt und unseren Schutz verdient. Igel sind keine Haustiere, sondern wichtige Wildtiere, die ihren Platz in unserem Ökosystem haben. Sie halten Schädlinge in Schach und sorgen dafür, dass das natürliche Gleichgewicht erhalten bleibt.
In einer Zeit, in der viele Tierarten unter dem Druck des menschlichen Einflusses leiden, ist es umso wichtiger, dass wir Verantwortung übernehmen. Indem wir einfache Maßnahmen ergreifen, wie das Schaffen von naturnahen Gärten und das Verzichten auf schädliche Chemikalien, können wir einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Igels leisten. So stellen wir sicher, dass auch kommende Generationen noch das nächtliche Schnaufen eines Igels im Garten erleben dürfen.
Bei Fragen zu Igeln oder wenn Sie ein krankes oder auffälliges Tier gefunden haben, können Sie sich gern an mich wenden. Ich stelle dann den Kontakt zu igelkundigen Tierärzten, Pflegestellen etc. her bzw. stelle mich als ‚Igel Taxi‘ zur Verfügung.
Denn eines habe ich gelernt: Der Schutz eines Wildtieres beginnt oft mit einem kleinen Moment der Aufmerksamkeit – wie bei mir an jenem Abend vor drei Jahren.
Martina Baumann

Erscheinung
Lußheimer Nachrichten
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Ausgabe 40/2024

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Panorama
von Bürgermeisteramt Neulußheim
04.10.2024
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