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Kunst

Der Lustgarten des speyerischen Amtskellers Peter Heinrich Schroth in Rauenberg

(1. Fortsetzung) 3. Die Baugeschichte Um die gesellschaftliche Stellung des Bauherrn kennen zu lernen und seine Motivation zur Anlegung eines Barockgartens...

(1. Fortsetzung)

3. Die Baugeschichte

Um die gesellschaftliche Stellung des Bauherrn kennen zu lernen und seine Motivation zur Anlegung eines Barockgartens zu verstehen, soll hier etwas weiter ausgeholt werden.

Die Burg Rotenberg und das daraus entstandene Schloss Rotenberg waren jahrhundertelang der Sitz eines Unteramtes im rechtsrheinischen Gebiet des Hochstifts Speyer.

Dieses speyerische Amt Rotenberg ist 1341 als „officium cellerarii in Rotenberg“ zum erstenmal urkundlich erwähnt worden. 1

Die Orte, die vom Amt Rotenberg verwaltet wurden, werden im Rotenberger Lagerbuch vom 1559 genannt, nämlich Schloss und Stadt Rotenberg, Horrenberg, Balzfeld und zu den Höfen, Dielheim, Mühlhausen, Malsch, Malschenberg und Rauenberg (seit 1537 zu einem Drittel und seit 1677 ganz). 2

Der leitende Beamte eines speyerischen Amtes, der vom Bischof von Speyer eingesetzt wurde, wurde „Amtmann“, „Amtskeller“ oder nur „Keller“ (von lateinisch „cellerarius“: Verwalter) bezeichnet. Der Amtskeller vereinigte viele Ämter in einer Person: Er war zugleich Finanzbeamter, oberster Polizeibeamter, Gerichtsbeamter, Verwalter der Domänen, örtlicher Militärbefehlshaber und Beamter für das herrschaftliche Bauwesen. 3

Der Amtskeller des Amtes Rotenberg erhielt eine jährliche Bezahlung von ca. 300 Gulden und Zusatzleistungen. 4

In den Jahren 1691 bis 1721 war Peter Heinrich Schroth unter der Herrschaft der Fürstbischöfe Johann, Hugo von Orsbeck (reg. 1675–1711), Heinrich Hartard von Rollingen (reg. 1711–1719) und Kardinal Damian Hugo von Schönborn (reg. 1719–1743) Amtskeller des Amtes Rotenberg. Er residierte aber nach seinem Amtsantritt nicht allein im Schloss Rotenberg: denn 1675 war das Amt Kislau vorübergehend in das Schloss Rotenberg verlegt worden, weil im Französisch-Holländischen Krieg (1672–1678) im April 1675 die Burg Kislau, in der das Amt Kislau seinen Sitz hatte, durch die Franzosen geschleift worden war. 5

Wegen der schon viele Jahre andauernden räumlichen Enge bei zwei Ämtern im Schloss Rotenberg hat der Fürstbischof Johann, Hugo von Orsbeck schließlich beschlossen, den Sitz des Amtes Rotenberg in die leerstehenden herrschaftlichen Gebäude in Rauenberg zu verlegen. Dort gab es zwei Adelshäuser, Scheunen, Ställe, Keller, eine Kelter, ein Backhaus, einen Hof und einen Baumgarten. 6

Kurz vor 1700 wurde dann der Sitz des Amtes Rotenberg vorübergehend in das 1570 erbaute ehemalige Wohnhaus der Ritter von Dalheim verlegt. Bereits um 1700 wurde die Bezeichnung „Amtskeller in Rauenberg“ zum ersten Mal erwähnt. 7

Da sich das Dalheim’sche Wohnhaus in einem schlechten baulichen Zustand befand, wurde 1705 beschlossen, das Gebäude umfassend zu sanieren. Der Amtskeller Schroth wurde daher beauftragt, bei Zimmerleuten Kostenvoranschläge für die notwendigen Bauarbeiten einzuholen. Schließlich wurde ihm befohlen, mit den Zimmermeistern Friedrich Engler und Johann Georg Fiedler aus Heidelberg einen Vertrag zu schließen und diese zu beauftragen, den zweiten Stock des Gebäudes in Riegelbauweise zu errichten, darin einen Gang und Zimmer einzubauen und darauf einen Dachstuhl mit zwei Speichern zu setzen. Außerdem sollte an der Ostseite des Gebäudes eine überdachte Einfahrt angebaut werden, die auf zwei hölzernen Pfosten aus dem herrschaftlichen Wald ruhen sollten. Die Gesamtkosten für das Bauholz, den Arbeitslohn und für die Schmiedearbeiten betrugen 613 Gulden und 4 Malter Korn. 8

Was den Amtskeller Schroth nach seinem Einzug in das sanierte „Amtshaus“ bewogen hat, einen privaten Lustgarten anlegen zu lassen, ist nicht überliefert worden. Vermutlich gab es im Bereich der herrschaftlichen Gebäude keinen geeigneten Rückzugsort, in dem er sich von seinen Amtsgeschäften ungestört erholen konnte. Daher plante er die Anlage eines Lustgartens in der freien Natur zum Entspannen, zur Erbauung und zum Feiern.

Zur Verwirklichung seines Planes kaufte er im ortsnahen Gewann „Kiesselwiesen“ eine größere Wiese und ließ darauf einen Lustgarten anlegen. In welchem Jahr die Anlage des Lustgartens fertiggestellt wurde, ist nicht bekannt. Da die erste urkundliche Erwähnung des Lustgartens aus dem Jahr 1718 stammt, darf man annehmen, dass der Garten innerhalb der Jahre 1705 und 1718 angelegt worden ist. 9

(Fortsetzung folgt)

Dr. Dieter Wagner

Erscheinung
Rauenberger Rundschau
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Ausgabe 30/2025
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