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Der Lustgarten des speyerischen Amtskellers Peter Heinrich Schroth in Rauenberg

(Schluss) 6. Die früheren Besitzer Der erste Besitzer des barocken Lustgartens war, wie oben schon erwähnt, sein Erbauer Peter Heinrich...

(Schluss)


6. Die früheren Besitzer


Der erste Besitzer des barocken Lustgartens war, wie oben schon erwähnt, sein Erbauer Peter Heinrich Schroth, der von 1691 bis 1721 Amtskeller des Amtes Rotenberg mit Sitz in Rauenberg war. Sicherlich verbrachte er hier allein oder mit seiner Frau Dorothea und den beiden Töchtern Maria Margarethe und Maria Ursula in den warmen Jahreszeiten viele erbauliche und erholsame Stunden und feierte hier auch mit Gästen prachtvolle Feste.11 Die Kunde von dem auf freiem Feld stehenden barocken Lustgarten in Rauenberg und von den darin gefeierten Festen machte bald die Runde und gelangte auch an die Residenz des Fürstbischofs Kardinal Damian Hugo von Schönborn (reg. 1721 – 1743) in Philippsburg. Der Bischof war vermutlich so begeistert von den Schilderungen des barocken Lustgartens in Rauenberg, dass er beschloss, diesen zu kaufen und dem herrschaftlichen Besitz in Rauenberg hinzuzufügen. Daher hat er 1722 Johann Balthasar Henrici, dem neuen Amtskeller des Amtes Rotenberg mit Sitz in Rauenberg, befohlen, wegen des Kaufs des Lustgartens mit dem Besitzer Peter Heinrich Schroth, der 1721 aus dem Amt des speyerischen Amtskellers ausgeschieden war, Verhandlungen aufzunehmen. Da der neue Amtskeller Henrici dem Bischof nach einiger Zeit keine Nachricht über den Stand der Kaufverhandlungen sandte, wurde der Faut des Amtes Kislau Peter Heinrich Ducherer, der ein Neffe von Peter Heinrich Schroth war, beauftragt, die Angelegenheit in die Hand zu nehmen. Er berichtete dem Bischof, dass der Bürger Schroth erklärt habe, dass er dem Bischof den Garten zu einem vernünftigen Preis gern überlassen wolle. Dabei meldete er dem Bischof noch, dass der Kammerrat Dona zu Speyer am besten die Kaufverhandlungen mit Schroth erfolgreich zu Ende führen werde.12 So kam der Barockgarten in Rauenberg in den Besitz des Hochstifts Speyer und wurde den herrschaftlichen Besitzungen in Rauenberg hinzugefügt. Um den Lustgarten im Gewann „Kiesselwiesen“ mit den herrschaftlichen Gebäuden zu verbinden, ließ der Fürstbischof Kardinal Damian Hugo von Schönborn einen 1,60 m breiten Fußweg anlegen, der bei der Brücke über den Angelbach an der herrschaftlichen Mühle begann, über die Brücke über den Augraben ging und dann in gerader Linie im Gewann „Weierhäusel“ zum Eingang des Lustgartens an der Nordmauer führte. Im Ortsplan von Rauenberg von 1878 ist dieser Fußweg eingezeichnet.13 Eine Teilstrecke dieses einstmaligen Fußwegs zum Lustgarten, die an der Bieggasse beginnt und am Parkplatz des „Ringhotels Winzerhof“ endet, wird heute noch von der Bevölkerung benutzt.

Nach 80 Jahren im Besitz des Hochstifts Speyer, in denen keine weitere Nachricht von dem barocken Lustgarten in Rauenberg überliefert worden ist, erfolgte der nächste Besitzerwechsel. Durch den Beschluss der Säkularisation auf dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurde das Hochstift Speyer als Staat aufgelöst und ging im Großherzogtum Baden auf. Ein halbes Jahrhundert später gab es einen weiteren Besitzerwechsel. Im Jahre 1846 kaufte die Firma P. J. Landfried in Heidelberg von der Großherzoglichen Hofdomäne Wiesloch das damals als Zehntmagazin genutzte herrschaftliche Schloss-Gebäude in Rauenberg nebst den Nebengebäuden und den dazugehörenden Grundstücken zu 7.200 Gulden. Nach der Einrichtung einer Zigarrenfabrik wurden hier bis in die 1960er Jahre Zigarren produziert. Schließlich ist das Grundstück mit dem ehemaligen barocken Garten wohl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Verkauf in den Besitz der Familie Menges gekommen. Wann und wie der allmähliche Verfall des Barockgartens begonnen hat und wie er sich bis zum heutigen ruinösen Zustand der Einfriedungsmauer fortgesetzt hat, kann im Einzelnen nicht mehr ermittelt werden.


Dr. Dieter Wagner


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Rauenberger Rundschau
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Ausgabe 32/2025
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