„Mit dem Alt werden ist es wie mit auf „einen Berg steigen“: Je höher man steigt, desto mehr schwinden die Kräfte - aber umso weiter sieht man.“
Ingmar Bergman
Beginn um 17.00 Uhr. Traditionell lädt der Schwarzwaldverein Pfalzgrafenweiler am dritten Advent zu seiner Waldweihnacht im Schlosswald bei der Nördlinger Hütte alle Kinder mit Ihren Eltern, Großeltern, Mitglieder des Vereins und die Bürger der Gesamtgemeinde herzlich ein. Nach der Begrüßung durch die Vereinsführung wird Pfarrer Anton Romer von der kath. Kirche die Andacht halten und eine kurze Kindergeschichte erzählen. Umrahmt wird die Feier von der Bläsergruppe. Auch der Nikolaus hat sein Erscheinen angekündigt und hält für alle Kinder eine kleine Überraschung bereit. Bitte Trinkbecher mitbringen. Der Schwarzwaldverein wünscht allen Besuchern eine besinnliche Waldweihnacht. Auf einen recht zahlreichen Besuch freut sich die Vorstandschaft. Im Anschluss an die Feier trifft sich die Schwarzwaldvereinsfamilie zum gemütlichen Jahresabschluss im Gasthaus Linde in Pfalzgrafenweiler.
Die Helfer treffen sich um 16.00 Uhr bei der Nördlinger Hütte.
Man schrieb das Jahr 1898
Bertholt Brecht, George Gershwin, Enzo Ferrari, Willy Messerschmitt wurden geboren. Otto von Bismarck, Kaiserin Elisabeth (Sissi), Theodor Fontane sind verstorben.
Marie und Pierre Curie entdeckten das Element Radium.
Pfalzgrafenweiler zählte 1412 Einwohner. Bürgermeister war Christoph Decker, Pfarrer Theodor Christian Siegel.
Am 30. Dezember 1898 gründeten 40 Interessierte den 16. Bezirksverein Pfalzgrafenweiler im Württembergischen Schwarzwaldverein. 100 Jahre nach dem Großbrand am 24. April 1798, 10 Jahre nach der Einweihung der neuen Wasserversorgung von Pfalzgrafenweiler im Jahre 1888, 14 Jahre nach der Gründung des Württembergischen Schwarzwaldvereins am 23. November 1884 und acht Jahre vor der Einweihung der Nördlinger Hütte am 29. Juli 1906.
Neben Julius Nördlinger als Vorsitzendem wurde Kaufmann Gutekunst zum Rechner und Schullehrer Kühefuß zum Schriftführer gewählt.
Kurze Zeit später wurden bereits 65 Mitglieder erreicht. Die Mitgliederzahl schwoll rasch an: 1901 = 108, 1902 = 156, 1903 = 181, 1904 = 213, 1905 = 220, 1910 = 305 Mitglieder.
Die erste Wanderung in der Vereinsgeschichte folgte am 22. Januar 1899 zu den Großen Tannen nach Kälberbronn, um dort die großen Sturmschäden zu besichtigen.
Sanitätsrat Dr. Julius Levi
Eines der Gründungsmitglieder und langjähriges Ausschussmitglied des Schwarzwaldvereins Pfalzgrafenweiler war der im Rathaus wohnende Distriktarzt Dr. Julius Levi. Aus den lückenhaften Zeugnissen zur Vereinsgeschichte geht immer wieder hervor, dass Dr. Levi bei Vereinsveranstaltungen die Festreden hielt und zur Gestaltung beigetragen hat. Dr. Levi nahm auch regelmäßig an dem angesehenen Stammtisch für „bessere Herrschaften“ im Gasthaus Schwanen, dem „Runden Tisch“ teil. Dr. Levi war für Pfalzgrafenweiler und Umgebung von 1876 bis 1926 ein beliebter Landarzt. Bei seinem 25-jährigen Arztjubiläum am 03. November 1901 wurde er von den bürgerlichen Kollegien seiner Heimatgemeinde zum Ehrenbürger ernannt.
Am 05. Oktober 1926 trat Dr. Levi 75-jährig in den Ruhestand. Der wohlverdiente Ruhestand von Sanitätsrat Dr. Julius Levi blieb aber nur sechs Jahre ungetrübt, ihn und seine Familie trafen voll die Schikanen des Naziregimes. Von dem verdienstvollen Ehrenbürger Dr. Levi war „nur noch ein Jude“ übrig geblieben. Er wurde von der Wählerliste gestrichen, ihm wurden die bürgerlichen Nutzungen der Gemeinde verweigert. Als er 1937 nach seinem Tod von seiner Heimatgemeinde mit Glockengeläut verabschiedet wurde, zur Beerdigung auf dem Judenfriedhof in Baisingen, wurde dieser Vorgang von der Nazipresse mit der Überschrift: „Christliches Glockengeläut für einen Juden“ kommentiert.
Die bürgerlichen Gremien der Gemeinde Pfalzgrafenweiler haben in der Nachkriegszeit, warum auch immer, erst spät eine Rehabilitation ihres einzigen Ehrenbürgers vorgenommen. Durch die feierliche Einweihung einer Bronzetafel am Rathaus im Oktober 2000 erfuhr Dr. Levi eine späte Rehabilitierung. Unweit der Christoph-Decker-Straße wurde eine Straße nach Dr. Julius Levi benannt.
Auf Initiative des Schwarzwaldvereins wurde im Gemeinderat beschlossen, ein Gedenkstein mit Bank und Baum im Neubaugebiet „Links am Heuwasen“ vorzusehen. Der Erste Vorsitzende des Schwarzwaldvereins Pfalzgrafenweiler, Frieder Haug, bezeichnete es am Einweihungstag im Jahre 2005 als symbolhaft, dass der Gedenkstein für das Gründungsmitglied an der Einmündung der Dr. Julius-Levi-Straße in die Christoph-Decker-Straße stehe, seien doch der damalige Bürgermeister Christoph Decker (im Amt 1892 – 1929) und der Sanitätsrat Dr. Julius Levi dicke Freunde gewesen.
Der Schwarzwaldverein Pfalzgrafenweiler besuchte am 3. November 2002 das Grab von Dr. Julius Levi auf dem Judenfriedhof in Baisingen. Der erste Vorsitzende Frieder Haug legte am Grabe als Zeichen der Verbundenheit ein Gesteck nieder mit der Schleifenaufschrift: „Unserem Gründungsmitglied Dr. Julius Levi in dankbarer Erinnerung – Schwarzwaldverein Pfalzgrafenweiler 1898 e. V.“
Willi Bosch