
Bis zu acht Millionen Menschen in Deutschland leiden an Arthrose: Die betroffenen Gelenke schmerzen mal mehr und mal weniger stark. Neue Lebensqualität in vielen Fällen verspricht künstlicher Gelenkersatz – eine sogenannte Endoprothese. Über 900 solcher Implantate setzen die Ärzte des Endoprothetikzentrums am Klinikum Landkreis Tuttlingen (KLT) Patientinnen und Patienten jährlich ein. Entsprechend groß war das Interesse am Endoprothetik-Informationstag im Klinikum.
Die Veranstaltung erwies sich einmal mehr als ideal für Menschen, die über kurz oder lang ein neues Gelenk benötigen. Denn neben informativen ärztlichen Vorträgen gab es im Zuge einer Leistungsschau im Krankenhaus auch „Endoprothetik zum Anfassen“ – führende Hersteller und Anbieter von Endoprothetik- und Reha-Zubehör präsentierten ihre Artikel in einer umfassenden Ausstellung vor der unfallchirurgischen Station D2. Dort zeigten Stationsleitung Helena Schropp und ihr Team, wie Endoprothetik-Patienten stationär bestens versorgt werden, während Physiotherapeut Ivan Zilic den Besuchern im angegliederten Trainingsraum und anhand des Outdoor-Parcours erklärte, wie frisch Operierte schon wenige Stunden nach der Implantation wieder auf die Beine gebracht werden.
Möglich machen dies Dr. Matthias Hauger, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, und sein Team. Sie verfügen über große Routine bei Gelenkersatz-OPs. Bei Dr. Haugers Vorträgen über Hüft- beziehungsweise Kniegelenksersatz war der Konferenzraum des Klinikums brechend voll; beide Vorträge wurden deshalb auch in den benachbarten Speisesaal des Klinikums übertragen. Derweil waren Haugers Oberärzte und Hauptoperateure Dr. Dietmar Kuppel, Dr. Matthias Trennheuser, Dr. Peter Friedrich, Dr. Volker Dürr und Dr. Michael Weiser gut damit beschäftigt, potenzielle Patientinnen und Patienten individuell zu beraten. Ergänzt wurde dieses Info-Angebot durch zahlreiche Mitarbeitende der Bereiche OP, Anästhesie, Sozialdienst und Kliniksekretariat.
Im Konferenzraum machte Dr. Matthias Hauger einmal mehr deutlich, dass am KLT modernste minimalinvasive OP-Verfahren sowie innovative Prothesen zum Einsatz kommen. Beim Hüftgelenk beispielsweise sind das in der Regel mikrobeschichtete Kurzschaftprothesen, die auch ohne Knochenzement schnell und stabil in den Knochen einwachsen, auch bei Älteren. Dabei betonte der Chefarzt, dass jede einzelne Prothese nach dem Patientengespräch computergestützt genau geplant und die jeweilige Implantation im Vorfeld teamintern gründlich besprochen werde. Wichtig ist für Hauger, „dass das Titanteil perfekt in die Anatomie des Patienten hineinpasst“. Er sagt: „Der Weg zur Prothese muss sorgfältig geplant werden.“
Und genau das setzt jene Erfahrung voraus, über die die Spezialisten der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, die seit 2013 zertifiziertes Endoprothetik-Zentrum ist, so reichlich verfügen – auch bei der Implantation künstlicher Kniegelenke. Dr. Hauger betonte, dass beide Operationen, sowohl an Hüfte als auch am Knie, „keine Spielerei sind“, sondern große Eingriffe. Dabei gehe es vor allem darum, „Beschwerden zu lindern“. Mit einem Kunstgelenk, das mehrere Jahrzehnte hält, gewinne man viel Lebensqualität zurück und kann sogar sehr viele Sportarten wieder betreiben. Allerdings gelte es, die eigene Anspruchshaltung zu überdenken – statt Bergwandern müsse im Einzelfall „vielleicht auch mal Radfahren genügen“.
Im Anschluss erläuterten Reha-Experten aus der Region, wie es für Patientinnen und Patienten nach dem fünftägigen stationären Aufenthalt weitergeht. Sowohl Dr. Francesco Scarfi, Chefarzt der Birkle-Klinik in Überlingen, als auch Dr. Sylvia Herbort, Chefärztin der Bad Dürrheimer Klink Limberger, erläuterten, wie Gelenkimplantierte im Zuge umfassender Therapiepläne innerhalb weniger Wochen wieder alltagsfit gemacht werden. „Eine Reha läuft bei uns niemals schematisch ab, sondern immer individuell“, betonte Dr. Herbort. Hierzu stehe man in engem Kontakt mit den Tuttlinger Operateuren. Bei der körperlichen Wiederherstellung geht es dann nicht nur darum, Muskulatur zu kräftigen und die Koordination wiederzuerlangen, sondern auch, richtig zu essen, wie Annette Müller deutlich machte, die dafür als Ernährungsberaterin in der Klinik Limberger zuständig ist.



