Kultur

Deutschsprachige Erstaufführung im Theater am Puls

Ergreifendes Drama um eine Männerfreundschaft „Take care of your blessings - Sei gut zu dem Guten in dir“ ist das Lebensmotto von Jesse: Wertschätze...
Leandro Labantey und Benjamin Martins kämpfen in "This Bitter Earth" für ihre Leidenschaft und Liebe.
Leandro Labantey und Benjamin Martins kämpfen in "This Bitter Earth" für ihre Leidenschaft und Liebe.Foto: Nicole Böhm

Ergreifendes Drama um eine Männerfreundschaft

„Take care of your blessings - Sei gut zu dem Guten in dir“ ist das Lebensmotto von Jesse: Wertschätze und pflege deine Stärken! Daran will er sich halten. In dem Drama „This Bitter Earth“ hinterlassen seine poetischen und philosophischen Gedanken über das Leben auf die Zuschauer einen tiefen Eindruck.

Jesse ist der nachdenkliche, in sich ruhende Partner in der Männerfreundschaft von Jesse und Neil, während Neil immer in Aktion ist. Und: Jesse ist schwarz, Neil ist weiß. Neil wirkt gehetzt, glaubt durch seinen hektischen Aktivismus für eine bessere Welt beizutragen. Neil ist der Getriebene, der sich auf den Demos für die Rechte der Schwarzen engagiert. Die Bewegung „Black Lives Matter“ (also „Schwarze Leben zählen“) ist in dem Zeitraum von 2012 bis 2015, in dem das – auf einer wahren Begebenheit beruhende - Theaterstück spielt, gerade aufgekommen: Viele Schwarze wurden von weißen Polizisten erschossen. Neil ist ständig in Sorge um seinen Freund. Als Weißer hat er Schuldgefühle und arbeitet diese durch seinen Einsatz auf Demonstrationen ab.

Erstmals auf Deutsch

Das Theater am Puls zeigt das Drama „This Bitter Earth“ des amerikanischen Autors Harrison David Rivers erstmalig auf Deutsch. Der Vorschlag, dieses in Amerika viel beachtete Theaterstück in Schwetzingen zu zeigen, kam von Filmemacher und -regisseur Benjamin Martins, der im Theater am Puls vor einigen Jahren auch als Schauspieler aufgetreten war. Mit dieser Idee bot Martins auch gleich an, die Übersetzung ins Deutsche zu übernehmen. Und nun steht er auch wieder als Schauspieler auf der Bühne. Martins' Übersetzung gelingt es, die verschiedenen Nuancen des Textes lebendig und emotional werden zu lassen: Von den hochsensiblen Gedanken des Jesse, die aus einem Gedicht stammen könnten, bis zu den teilweise vulgären Wutausbrüchen. Die beiden so unterschiedlichen Männer streiten sich auch heftig über das moralisch richtige Handeln.

Erste große Rolle in Schwetzingen

Einen Bühnenpartner hatte Regisseur Joerg Mohr auch gleich gefunden: Der 21-jährige Leandro Labantey ist gerade mit der Schauspielschule fertig geworden. Hier hatte Mohr, der auch Dozent in der Mannheimer Theaterakademie ist, das Talent entdeckt und den vielseitig begabten Akteur, Rapper, Songwriter und Schriftsteller für seine erste große Rolle nach Schwetzingen geholt.

Neil und Jesse sind verschieden: Der eine impulsiv, schreiend bunt gekleidet, aus einem reichen Elternhaus stammend, der andere fürsorglich, ganz in Schwarz angezogen, sich seinem Schreiben und dem Studium widmend. Die Bühne – Ausstattung von Teresa Ungan – ist ganz in Schwarz gehalten, sogar das Papier, auf dem Jesse schreibt, ist schwarz. In dieser existentialistischen Ruhe wirkt Neil mit seinen schrillen Farben oder im bunten Einhornkostüm wie ein Paradiesvogel.

Tiefe Männerfreundschaft

In dem Drama geht es neben der Politik vor allem um diese tiefe, leidenschaftliche Männerfreundschaft, die gegen die Unterschiede und Vorurteile ankämpft. Am Ende wiederholt Jesse seine Gedanken zu dem, was ihn auszeichnet: „Ich habe erstens einen Verstand. Zweitens kann ich meine Gedanken zu Papier bringen. Und drittens habe ich die wahre Liebe kennengelernt.“

Stehende Ovationen für diese ergreifende Inszenierung. (bs)

Jesse, ein schwarzer Schriftsteller, und Neil, ein weißer Aktivist, kämpfen mit den Widersprüchen von Privileg, Protest und Identität.
Jesse, ein schwarzer Schriftsteller, und Neil, ein weißer Aktivist, kämpfen mit den Widersprüchen von Privileg, Protest und Identität.Foto: Nicole Böhm
Erscheinung
Schwetzinger Woche
Ausgabe 23/2025
von Freundeskreis theater am pulsRedaktion NUSSBAUM
02.06.2025
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