… hat 80 Jahre nach dem Kriegsende viele Teilnehmer bewegt. Wir bringen seither im Stadtblatt Auszüge aus den Texten der einzelnen Stationen. Heute nun die 4. Station in der Ludwigstraße 4, die die Geschehnisse rund um das Kriegsende 1945 in Ebersbach in den Blick genommen hat:
In den letzten Wochen vor Kriegsende lebte die Ebersbacher Bevölkerung ständig in der Angst vor Luftangriffen. Da sich sowohl amerikanische Einheiten von Norden bzw. Nordosten sowie französische Einheiten von Westen dem Ebersbacher Raum näherten, fragten sich viele Bürger, wer zuerst in Ebersbach einmarschieren würde. Viele hofften auf die Amerikaner.
Am Donnerstag, 19. April 1945, rückten die US-Truppen von Schwäbisch Gmünd kommend über Wäschenbeuren bis nach Uhingen vor. Zurückflutende deutsche Einheiten verstopften zunächst Wäschenbeuren, das in der Folge einem erheblichen Angriff durch US-Artillerie und Jagdbomber ausgesetzt war. Eine weithin sichtbare Rauchsäule stand über Wäschenbeuren und war im ganzen unteren Filstal sichtbar.
Am Freitagabend, 20. April 1945, rückten die US-Soldaten auf der Reichsstraße 10 von Uhingen kommend auf Ebersbach zu, stießen bei der Firma Geiger aber zunächst auf Widerstand des wenige Mann starken Volkssturms, was zu zwei kurzen Gefechten und dem Stopp des Vormarsches führte. Die Nachricht über die Gefechte verbreitete unter der Ebersbacher Bevölkerung große Angst. Viele befürchteten einen Angriff am nächsten Tag, wie tags zuvor in Wäschenbeuren. In der Nacht schickte Bürgermeister Seebich zwei Unterhändler ins Nassachtal, ins Lager der US-Truppen. Dort baten sie den Kommandeur Major Holbrook, Ebersbach nicht beschießen zu lassen. Es würde sich ergeben, wenn im Laufe des nächsten Tages die letzten Reste der deutschen Soldaten abgezogen seien.
Der Samstag, 21. April 1945, war ein unruhiger Tag in Ebersbach. Viele hatten Angst vor einem Angriff. Den ganzen Tag waren Schießereien zu hören und der Strom fiel aus. Aber die letzten Soldaten zogen tatsächlich Richtung Schwäbische Alb ab.
Am Sonntag, 22. April 1945, herrschte zunächst eine gespannte Stille. Um 9:00 Uhr kamen ca. 15 US-Soldaten mit einem Jeep und zwei Lkw und besetzten kampflos das Rathaus. Alle Waffen mussten binnen einer Stunde abgegeben werden. Die Bevölkerung verhielt sich ruhig. Dadurch waren am Ort keinerlei Kriegsschäden durch Kampfhandlungen zu beklagen. Kurz darauf fuhren die Amerikaner weiter und ließen nicht einmal Sicherheitskräfte zurück.
Die amerikanische Militärregierung verlangte, dass die ortsansässigen ausländischen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen als Gäste der Deutschen zu behandeln seien. Das waren am Ende des Krieges noch ca. 900 Personen, bei ca. 4.350 einheimischen Einwohnern. Um Plünderungen zu unterbinden, richtete Bürgermeister Seebich unter Einbeziehung der westeuropäischen Zwangsarbeiter einen Sicherheitsdienst ein. Die Gewährleistung der Sicherheit und Ordnung sowie die Versorgung der Ebersbacher Bevölkerung waren die größten Aufgaben, die sich stellten. In einer Ansprache vom 25. April 1945 vor dem vorläufig gebildeten Gemeinderat schloss Bürgermeister Seebich mit den Worten: „Ein gütiges Geschick hat unseren Ort vor dem Schlimmsten bewahrt. Eine neue Zeit bricht nun an. Sie stellt uns vor große Aufgaben, die in neuem Geist und mit neuen Männern vollbracht werden müssen.“
Gaby Strittmater-Seitz und Thomas Haller umrahmten musikalisch die nachdenklich stimmenden Schilderungen u. a. mit dem Antikriegslied „Sag mir, wo die Blumen sind“.
Das „Wann wird man je verstehen“ begleitete uns noch länger auf dem weiteren Weg der Gedenkrunde.