Von Joachim Klaehn
Kurz zusammengefasst:
Da war nichts zu machen: Die MLP Academics Heidelberg verlieren das zweite Playoff-Halbfinale deutlich mit 61:90 (33:37) gegen den Meisterschaftsfavoriten FC Bayern Basketball. Es wird – vor allem in der zweiten Halbzeit – zu einer Münchner Demonstration der Stärke. Damit revanchiert sich das Starensemble eindrucksvoll für das 90:95 zum Auftakt der Serie und gleicht zum 1:1-Zwischenstand aus.
Vor 4.568 Zuschauern im ausverkauften SNP dome dürfen die Jungs vom Neckar lediglich in den ersten beiden Vierteln von einem weiteren Coup träumen. Es ist ein intensives, sehr nickliges Match – mit äußerst kleinlichen Referees. Viele Fouls werden auf beiden Seiten gepfiffen, da wundert sich auch die deutsche Damen-Nationalmannschaft auf der Tribüne, die an diesem Freitag (19 Uhr) gegen die Türkei an gleicher Stätte spielt.
Bis zum Seitenwechsel ist das Duell relativ offen. Danach erhöhen die Bayern nochmals deutlich die Aggressivität in der Defensive. Sie lassen keinerlei Zweifel mehr am Auswärtserfolg aufkommen. Die ausgeglichen besetzte Mannschaft zeigt ihre Qualität – und Headcoach Gordon Herbert verfügt schlichtweg über eine längere Bank als die seines Amtskollegen Danny Jansson. Die MLP Academics lassen kräftemäßig nach und kassieren deshalb eine hohe Niederlage, die zu deutlich ausfällt.
Bereits am Samstagabend (20 Uhr) geht’s im SAP Garden mit dem dritten Spiel weiter. Man darf auf die Gegenwehr des Underdogs am Olympiapark gespannt sein.
Zahlenspiegel:
Viertelergebnisse: 16:17, 17:20, 12:28 und 16:25. Der FC Bayern trifft diesmal hochprozentiger und agiert in der zweiten Hälfte abgezockt sowie effizient. Die relevanten Zahlen zwischen Heidelberg und München im Vergleich: Fieldgoals 19/55 (35 Prozent) gegenüber 28/59 (47 Prozent); Zweier: 12/30 – 15/26; Dreier: 7/25 – 13/33; Freiwürfe: 16/23 – 21/24; Rebounds 28/40; Assists: 8/16; Steals: 5/11; Turnover: 16/12; Fouls: 25/25. Die Dominanz wird bei fast allen Werten deutlich. 18 Punkte mehr des FCB von der Dreierlinie sind halt ein Wort.
Auffälligste Akteure:
Bei den Academics überzeugt Bakary Dibba am meisten. Ihm gelingt viel, er holt acht Rebounds und tritt insgesamt agil und wild entschlossen auf. Michael Weathers legt los wie die Feuerwehr, kann aber das Niveau leider diesmal nicht halten. Was freilich an der körperbetonten Spielweise der Bayern liegt. Die Gäste dürfen auf ein starkes Sextett bauen: Booker, Voigtmann, Napier, Obst, Weiler-Babb und White treten kompakt auf. Bitter für sie, dass der Ex-Speyerer Elias Harris (Knieverletzung) nach einem Kurzeinsatz von nur 1:20 Minuten gleich wieder vom Feld geführt werden muss. Ein Ausrutscher mit Folgen – nicht der einzige an diesem Abend.
Statistiken:
MLP Academics: Weathers 17 (2 Dreier), Dibba 15 (2, 8 Rebounds, 4 Steals), Horne 11 (1), Zipser 6 (1), Mikesell 5, Keßen 4, Ersek 3 (1), O’Brien, Rietsch, Vengert, Würzner (DNP).
FC Bayern Basketball: Napier 16 (2), Voigtmann 13 (2), Obst 13 (4), Booker 12 (1), White 10 (2), Giffey 8, Weiler-Babb 7 (1, 7 Assists), Lucic 4, Brankovic 4, Kharchenkov 3 (1), Hollatz, Harris.
Statements:
„Es war sehr körperlich. München hat die Intensität erhöht und von Anfang an unsere Spielzüge unterbrochen. Die erste Halbzeit war nicht schön. Es waren zwei Mannschaften, die sich gegenseitig zerstören wollten, aber wir haben es gut gemacht. In der zweiten Halbzeit, als etwas schiefgelaufen ist, haben wir sofort angefangen, die Köpfe hängen zu lassen und dann ist plötzlich alles zum Fenster hinausgeflogen. Allerdings sind wir uns auch bewusst, dass wenn man sich gegen München eine Minute lang nicht konzentriert, es sehr schnell schwierig wird. Aber es ist, wie es ist - und wir bauen von hier aus weiter auf. Wir müssen uns besser auf die Physis der Mannschaft vorbereiten und einen Weg finden, um unser Momentum und unsere Identität zu bewahren. Dann denke ich, dass wir diese Serie hoffentlich noch sehr interessant gestalten können.“ – Danny Jansson, Headcoach der MLP Academics
„Das war eine starke Antwort unserer Spieler. Wir hatten in der Offense etwas Probleme, doch die Verteidigung war der Grundstock. Im dritten Viertel lief dann auch unser Angriff, die Spieler haben eine gute Antwort gegeben. Jetzt ist es ein Best-of-three, wir haben den Heimvorteil zurückgeholt. Wir müssen fokussiert bleiben und verstehen, dass auch das nur ein Spiel war. Elias‘ Verletzung ist jedoch ein schwerer Verlust. Er ist ein großes Teil dieses Teams, auf dem Feld, aber auch in der Kabine und als Persönlichkeit.“ – Gordon Herbert, Headcoach des FC Bayern
„Wir haben nicht mit einem 3:0 gerechnet. Die Fans waren wieder da heute. Im dritten Viertel haben wir irgendwann nachgelassen. Es war unser Ziel, so lange wie möglich in Schlagdistanz zu bleiben. Das haben wir eigentlich ganz gut gemacht in der ersten Halbzeit. Aber im dritten Viertel hat Bayern nochmal draufgelegt und wir haben nicht richtig reagiert. Deswegen sind sie dann weggezogen. Aber das Schöne in den Playoffs ist, dass es jetzt nur 1:1 steht.“ – Paul Zipser, Power Forward der MLP Academics
„So ein Sieg tut gut. Dass wir die Serie ausgeglichen und den Heimvorteil wieder auf unserer Seite haben, ist natürlich super. Wir werden jetzt aber nicht in Euphorie verfallen, denn das wäre deutlich zu früh. Wir haben ein sehr ausgeglichenes Team, jeder kann scoren, zu jeder Zeit und das ist das, was uns so stark macht. Heute war halt ich das in der Offensive. Wenn sich ein Spieler wie Elias so schwer verletzt, dann geht das nie spurlos an dir vorbei und da sind schon viele Gefühle dabei, so etwas hat niemand verdient.“ – Johannes Voigtmann, Center des FC Bayern
Nächstes Spiel:
Playoff-Halbfinale, 7. Juni, 3. Spiel (Samstag, 20 Uhr): FC Bayern Basketball – MLP Academics Heidelberg.