115 Jahre Bühnengeschichte: 1910 gründete Bruno Hermann Hottenroth die „Volksspiele Dilsberg“ und feierte mit der Uraufführung der „Rose von Dilsberg“ einen Erfolg, der bis heute die Zuschauer anzieht. Nach sieben Jahren kehrt die „verklungene Sage aus ferner Zeit“ auf die Dilsberger Burgbühne zurück.
Knapp 80 Darsteller erzählen die romantisch-tragische Geschichte. Regisseurin Tanja Emmerich schrieb das Stück und bleibt dem Original treu, indem sie alte Texte mit neuen Passagen verbindet.
Die Handlung dreht sich um das Bündnis zweier Häuser: Graf Heinrich von Lauffen (Florian Lindekugel) und Pleikart von Steinach (Matthias Hornung) beschließen in trunkenem Zustand, ihre Kinder Rosamunde von Lauffen (Ada Brizzi) und Ulrich von Steinach (Sebastian Weitzel) zu verheiraten. Doch Ulrich zieht in die Kreuzzüge und verschwindet. Das Bündnis gerät in Vergessenheit, die Freundschaft zerbricht. Rosamunde wächst heran und verliebt sich in den Ritter Wolf von Hirschhorn (Nils Weitzell). Heimlich treffen sie sich, nur Zofe Renate (Sarah Dopf) ist eingeweiht. Als Wolf um Roses Hand anhält, gerät das Dilsberger Volk in Feierlaune. Endlich wieder ein Fest – und dann die Hochzeit ihrer Rose! Die Mägde schnattern aufgeregt – denn es gibt viel vorzubereiten.
Heinrich von Lauffen lädt in seiner Freude nicht nur die Dilsberger und Hirschhorner, sondern auch die Mückenlocher ein und reicht in seinem Übermut auch dem Steinacher die Hand. Seine Mutter Kunigunde (Michaela Deichl) ahnt Unheil, doch im Hause Lauffen glaubt man zunächst weiter an das Gute. In der Johannisnacht verzaubern Elfen mit Gesang und Tanz die Bühne. Drei Bauernkinder (Jakob und Charlotte Pistor, Marlen Neureither) und zwei Türmer (Andreas Wirthele und Sven Lindekugel) beobachten das Geschehen rund um die Burg. Der Geistliche (Kolja Grotkop) bereitet seine Rede vor, der Hofnarr (Jakob Marschall) erheitert mit Scherzen. Am Hochzeitstag strömen Besucher aus Neckarsteinach und Hirschhorn in die Dilsberg-Feste. Doch was ist das? Während der Zeremonie erhebt sich ein unheilvoller Ruf aus den Reihen der Steinacher: Ulrich gibt sich zu erkennen und rammt zornig die Steinacher Fahne in den Dilsberger Boden. Das Volk raunt und fleht, noch bevor Heinrich von Lauffen das Unglück erkennt, das über sein Haus hereinbricht.
Schlosshauptmann (Simon Emmerich) und Kunigundes Zofe Elsa (Amelie Schütz) müssen hilflos zusehen, wie das Schicksal seinen Lauf nimmt. Pleikart und sein fieser Bruder Konrad (Simon Winter) triumphieren über ihre Intrige. Aus einem boshaften Scherz wird nun bitterer Ernst. Heinrich von Lauffen sieht sich gezwungen, Rosamunde von Wolf zu trennen. Doch Wolf fordert Ulrich zum Duell, um seine Liebe zu retten – und stirbt. Entsetzen, Tränen, Wut: Rosamunde wählt den Tod, um mit Wolf vereint zu sein, statt eine Ehe mit Ulrich einzugehen.
Mit Leidenschaft, Emotion und Energie erwecken die Darsteller die Sage zum Leben. Die Bühne, in farbiges Licht getaucht, wird von Oliver Arundels Eigenkompositionen in eine magische Atmosphäre gehüllt. Die Schauspieler überzeugen ebenso wie das Ambiente und die Pausenversorgung, bei der das Gastro-Team auch die berühmte Rose-Waffel serviert. Schneiderin Uschi Ess fertigt die hochwertigen Kostüme, jedes ein Unikat; die technische Leitung liegt bei André Wolf. Stehende Ovationen am Ende des Stücks: Vorstand Markus Winter strahlt am Ende mit dem Ensemble und dankt allen, die dieses Erlebnis möglich gemacht haben. Tanja Emmerichs Rose verbindet das Original meisterhaft mit modernen Elementen, schwärmt er.
Genau das brauchte das Stück, um nun von den jüngeren Generationen weitergetragen zu werden. Der Simon-&-Garfunkel-Hit „Sound of Silence“, gesungen vom Ensemble und begleitet von Markus Gaa am Piano, verabschiedet das Publikum in die Dilsberger Johannisnacht.
Alle acht Vorstellungen sind bereits ausverkauft. (pm/red)