Beim Wandern in unserem regionalen Odenwald beeindrucken die schönen Buchen. Einige haben einen besonders großen Umfang (z. B. die Riesenbuche am Plattengüberweg), was auf ein sehr hohes Alter hindeutet. Manche haben keinen geraden Stamm, sondern bizarre Formen. Sie sind mit anderen Buchen (manchmal sogar mit anderen Baumarten) zusammengewachsen oder verzwirbelt – wie moderne Kunstwerke. An vielen Buchen sind jahrzehntealte Botschaften (z. B. von Liebespaaren) eingeritzt. Doch wie entsteht so ein wunderbarer Baum?
Nach Befruchtung der Blüten seiner Eltern bilden sich die Samen, die Bucheckern. Aus diesen wachsen die Keimlinge. Ihre Blätter ähneln Schmetterlingsflügeln. Nach ihrer Entfaltung beginnen die Keimblätter direkt mit der Fotosynthese, d.h. sie setzen Kohlendioxid und Wasser zu Zucker und Sauerstoff um. Das machen die Blätter aller Bäume ihr Leben lang (außer im Winter); daher sind Wälder für die Dekarbonisierung äußerst wichtig. Doch zurück zur Buche. Der kleine Baum wächst ganz langsam weiter. Jedes Frühjahr bildet er neue Triebe aus. Doch nur wenige Sprosse erreichen das Erwachsenenalter. Von den knapp 2 Millionen Bucheckern, die eine Buche in ihrem Leben hervorbringt, wächst nur eine einzige zur Größe des Mutterbaums heran. Die anderen werden verspeist oder zersetzt, und auch die Sprosse sind Leckerbissen für Wildtiere. Buchen können mehrere Jahrhunderte alt werden, doch wegen forstwirtschaftlicher Nutzung erreichen die meisten nicht dieses hohe Alter. Die Rotbuche weist eine glatte Rinde auf. Bei älteren Bäumen wird diese faltig und rissig und ähnelt der Rinde einer Eiche. Zucker ist der Hauptanteil der Nahrung, außerdem benötigen die Bäume Stickstoff, Phosphor und Mineralien, die sie über die Wurzeln aufnehmen. Buchen sind soziale Lebewesen. In einem Buchenwald verbinden sie sich über die Wurzeln miteinander, so dass schwache Bäume von den Kräftigeren mit Zucker versorgt werden können. Ein geschlossenes Kronendach ist für das gesunde Heranwachsen der Waldbäume sehr wichtig. Denn damit wachsen die Bäume langsamer, als wenn sie im Sonnenlicht exponiert sind. Und ein langsames Wachstum garantiert Widerstandskraft und Stabilität.
Quelle: Wohllebens Waldakademie: Waldgeheimnisse, 2024, ISBN 978-3-453-28161-5
Im Gebiet Weißer Stein / Hoher Nistler gibt es viele interessante Buchen zu bewundern. Vielleicht achten Sie bei Ihrer nächsten Wanderung darauf.
Nächstes Treffen am 14.08.25 um 19.30 Uhr in Müllers Weinstube (ausnahmsweise). Kontakt: karin.reinhard12@gmail.com, Spendenkonto: DE96 6709 2300 0033 3033 27
Dr. R. Kraft