Im Team, von meinen Nebensitzern eingewiesen werden, später solche Rollen selbst übernehmend. Nochmal, mich wundert nicht, dass das Handy cool ist. Und die Plattformen und Apps darauf. Mich wundert die unglaubliche Schnelllebigkeit und die völlige Substanzlosigkeit des virtuellen Tuns. Mal ehrlich: Was bleibt vom Tage übrig? Gefilterte Bilder? Irgendein High Score? Kann dies jungen Menschen wirklich reichen? Oder auch Leuten in meinem Alter? Welche Erfolge nehmen wir abends mit in den Schlaf? Was hat uns ein gutes Gefühl gegeben, unsere Zeit sinnvoll genutzt zu haben? Wie konnten wir unsere eigenen Grenzen verschieben?
Wodurch entstand Zusammenhalt, Kameradschaft, ein gemeinsamer Erfolg? Mir scheint, dass die Beschäftigung mit dem Handy ein Sinnbild ist: Heute noch cool, morgen spießig. Zeichen all derer, die den Absprung ins richtige Leben nicht geschafft haben. Die wie Spießer – „wir können nicht anders“ – an dem festhalten, weil es für eine Neuorientierung nicht gereicht hat. Das Leben geht vorbei, ist anderswo. Kultur wird nicht am Handy gemacht, sondern auf der Bühne. Selbst der schlechteste Rapper muss den Mut finden, sich zu präsentieren. Selbst der dümmste Text ist noch ein Zeichen von Mut, schließlich hat sich jemand getraut, was zu dichten und es anderen zu zeigen. Kultur findet durch Tun statt, nicht durch daddeln oder filtern oder die KI etwas zusammenschludern lassen. Gesang befindet sich jenseits von Coolness oder Nicht-Coolness. Gesang war schon immer, seit mindestens 42.000 Jahren. All Deine Vorfahren haben wahrscheinlich auf irgendeine Art und Weise gesungen. Schon klar, oder? Erkennst Du also die Zeichen, was das alles mit DIR zu tun hat? Jede Menge, würde ich sagen. Erkennen findet durch eigenes Zuschauen und eigenes Mitmachen statt, nicht durch die Kameralinsen des eigenen Handys. Unsere Vorurteile und kulturellen Einflüsse filtern doch schon sehr viel. Wofür brauchen wir noch weitere Filter durch die Optik unserer Handys? Wird es nicht mal Zeit für das richtige Leben? Wird es nicht mal Zeit für reale Erlebnisse und richtige, selbst erschaffene Kultur? Wann kommst Du zu den Sängern am Donnerstag in der Bismarckstraße 48 vorbei? 18.45 Lyra, 20 Uhr Söhne Schriesheims.
Ingo Kuntermann
Leider haben wir vergessen, zu erwähnen, dass beim Knöchelessen der Lyra am 18.05.2025 neben den bereits erwähnten politisch engagierten Persönlichkeiten auch Stadtrat Frank Spingel (FW) und Altstadtrat Karl-Heinz Schulz (SPD) anwesend waren. Dies möchten wir hiermit nachholen.