Die Friedenslinde

Achtzig Jahre sind nun vergangen, seit der Zweite Weltkrieg endete und mit ihm die Herrschaft des deutschen Faschismus. Es ist gut, dass in Korntal-Münchingen vielerorts erinnert wird an die Opfer von Krieg und Verfolgung - mit Gedenktafeln, Mahnmälern und Stolpersteinen.

Aber gedenken und mahnen kann man nicht nur mit Worten, sondern auch mit Bäumen! So geschehen im Mai 1995, als der BUND und die Stadt gemeinsam auf der Birkemer Höhe eine Linde pflanzten. Denn die Linde ist in vielen Kulturen bekannt als ein Symbol für Heimat, Gerechtigkeit und Frieden, als Sinnbild einer Gesellschaft, in der es sich frei und unbeschwert leben lässt. Die Wörter Dorflinde, Gerichtslinde, Friedenslinde, Tanzlinde zeugen davon. Wer eine Linde pflanzt, spricht eine Sprache, die überall verstanden wird – ohne Dolmetscher und Übersetzer-App.

Dies zumal dann, wenn der Baum an einem besonderen Ort die ersten Wurzeln schlagen darf. Denn was nur noch wenige wissen: Dort, wo sich heute Äste zum Himmel recken, stand bis 1945 eine Flugabwehrkanone. Und als sich 1995 das Ende des Zweiten Weltkriegs zum fünfzigsten Mal jährte, war klar: Nirgendwo anders als hier musste ein Zeichen der Versöhnung, Erinnerung und Mahnung entstehen - unsere Friedenslinde!

„Warum eine Friedenslinde?“, mögen sich damals manche gefragt haben. „Ist nicht der Eiserne Vorhang gefallen, der Kalte Krieg beendet? Gehen wir nicht einer friedvollen Zukunft in einem vereinten Europa entgegen?“ Doch welch eine Illusion! Heute sehen wir politische Kräfte am Werk, die den europäischen Gedanken verachten. Und wir erleben, wie sich ein europäisches Land verzweifelt gegen einen Überfall wehrt, geplant und ausgeführt von seinem niederträchtigen Nachbarn.

Grund genug, um am kommenden Samstag um 13:30 Uhr auf der Birkemer Höhe ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen für die Werte, zu denen wir uns bekennen: Frieden, Solidarität und ein Leben im Einklang mit der Natur.

Für all dies steht – und grünt – unsere Friedenslinde!

Uli Lukas