Von Kuno Schnader
Fünf spektakuläre historische Geldfunde aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit wurden in den Jahren 1841, 1866 (2) und 1949 bei einem Kelleraushub und bei drei Hausabrissen in Rot entdeckt.
Bei den Funden handelt es sich um höhere Geldbeträge mit zum Teil über 1000 Münzen. Sämtliche Taler, Kreuzer, Batzen und Pfennige sind beim Landesdenkmalamt Karlsruhe registriert, aufbewahrt oder wurden verkauft.
Fundjahr 1841
Fundstelle: bei Kelleraushub
Münzarten: 1048 Münzen: Süddeutsche Batzen, Halbbatzen, Schillinge, Sächsische Groschen, Etschkreuzer, Münzen aus österreichischen Erblanden wie Kärnten und Oberösterreich, Münzen aus 35 Herrschaftsgebieten.
Bei dem Fund handelt es sich vermutlich um die Regimentskasse der österreichischen Husaren, die während des österreichischen Erbfolgekrieges (1740-48) auf dem Weg nach Frankreich, das auch am Krieg beteiligt war, im Gewann Säuhans beim Hochholzer Wald biwakierten. Pfarrer Joes Casparus Schmitt bestätigt 1744 in seinem schriftlichen Nachlass (Notamina) die Existenz des Heerlagers: „Auf dem Friedhof in Roth wird kein uncatholischer Unteroffizier der österreichischen Husaren beerdigt. Ich habe ihm einen Platz hinter den Zäunen zugewiesen.“
Fundjahr 1948
Fundstelle: bei Unterkellerungsarbeiten in der Hauptstraße gegenüber dem Gasthaus zum Löwen. Der Lederbeutel wurde von spielenden Kindern gefunden.
Münzarten: 33 Goldmünzen und 56 silberne Taler
Zeitepoche der Taler: 1516 entdeckte man im Joachimstal (Böhmen) reiche Silbererzvorkommen. Man prägte davon die Guldengroschen (27,2 g Silber), die sich als Joachimstaler und später als Taler verbreiteten. Es war der Beginn eines neuen Münzzeitalters.
Fundjahr 1886
Fundstelle: beim Abbruch eines Hauses. Das Gebäude ist nicht näher bezeichnet.
Münzarten: 447 Münzen zwischen 1583 und 1691 geprägt und im Boden vergraben. Süddeutsche Kleinmünzen: Heller, Batzen, Pfennige und Kreuze.
Zeitepoche der Wipper und Kipper: Händler kauften Silbermünzen und brachten sie zum Einschmelzen in die Münzstätten. Der Wiegevorgang an der Münzwaage, das „Wippen und Kippen“, brachte den Ankäufern den Namen Wipper und Kipper.
Fundjahr 1836
Fundstelle: Beim Abbruch desselben Hauses wurden 3813 leichte, einseitig geprägte Pfennige aus Silber und Kupfer und 25 doppelseitig geprägte wertvolle Silberpfennige gefunden.
Zeitepoche der vielfältigen Münzsorten: 1266 prägte der französische König eine Silbermünze mit 4,2 Gewicht, davon 4 g Silber. Der Tournose, benannt nach der Stadt Tour, wurde zum Vorläufer des Groschens. In Tirol kam der Kreuzer in Umlauf.
Fundjahr: 1949
Fundstelle: Umbruch der Almendwiese im Gewann Hofäcker des Emil Steinhauser
Münzarten: 64 Gold- und 20 Silbermünzen, darunter ein 16 g schweres Goldstück mit Ritter- und Pfeilbündel (niederländischer Taler): Prägung 1676.
Zeitepoche des Kameralismus: Die böse Zeit der „Wipper und Kippper“ nahmen die Landesfürsten zum Anlass, die Werte der Reichstaler willkürlich festzulegen. Man nannte diesen Vorgang „Kameralismus“: Jeder agierte in einer Kammer.
Das 12.–14. Jahrhundert war auch die Epoche der Städtegründung. Die Macht des Kaisers schwand und die Fürsten und Städte erhielten das Münzrecht. In dieser Zeit entstand die Gewichtseinheit Mark. So kamen die Kölner Mark, die Flandersche Mark, die Prager Mark und die Wiener Mark in Umlauf. Besondere Bedeutung erlangte unter Kaiser Friedrich Barbarossa die Reichsmünzstätte Schwäbisch Hall. Wichtigstes Zahlungsmittel wurde der Haller Pfennig, der Heller. Die Landesfürsten veränderten die Münzbilder, um sie voneinander unterscheiden zu können.
St. Leon und Rotgehörten früher,wie die rechtsrheinischen Gemeinden zwischen St. Leon und Bruchsal, zum Hochstift Speyer. St. Leon und Rot grenzten an die kurpfälzischen Gemarkungen von Walldorf, Reilingen und Neulußheim. Der Zollturm in St. Leon und die Posthalterei in Rot waren deshalbvermutlich die Verursacher der Geldverstecke in Rot.
Der auf der Kurpfälzischen Wildbannkarte aus dem Jahre 1548 erwähnte Zollturm stand in St. Leon vermutlich in den Weihergärten an der Roter Straße. Wahrscheinlich wollten die fahrenden Kaufleute ihre Geldbeträge nicht an der Kontrollstelle vorbeischleusen. Die bevorzugten deshalb die Versteckmaßnahmen. Die Kurpfälzische Wildbannkarte markierte die Jagdgrenze zwischen dem Hochstift Speyer und der Kurpfalz.
Die Posthalterei, an die das Postrad im Giebel des Hauses Ecke Haupt-/Hebelstraße gegenüber der Bäckerei Feuerstein erinnert, bot Übernachtungs- und Unterstellmöglichkeiten für Pferdegespanne. Der Weg dort hieß früher Postweg und Angehörige der älteren Generation konnten sich noch an die „Post-Mathilde“ erinnern.
Die Existenz der Posthalterei in Roth, mit Unterstellplätzen für Pferdegespanne ausgestattet, ist im „Römischen Reiß-Tagebuch“ (Reisetagebuch) des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz bestätigt. Der Kurfürst hat auf dem Weg von Schwetzingen über Brixen nach Rom mit seinem Gefolge in Roth Station gemacht. Im Reisetagebuch heißt es: „Ihro fürstliche Durchlaucht sind am 7. November 1774 mit folgender Suite abends um 8 Uhr von Roth nach Rom abgereißet.“