Der Wartturm in Weingarten ist eine historische Sehenswürdigkeit und gehört neben den beiden Kirchen im Ortskern zu den Wahrzeichen der Weinbaugemeinde.
In früheren Jahrhunderten boten die Gebietsherren den Reisenden gegen ein Entgelt Schutz auf bestimmten Straßen, den sogenannten Geleitstraßen. Auch am Knotenpunkt Weingarten, wo im Jahr 1589 der 13 Meter hohe Wartturm auf einer Anhöhe über dem Ort errichtet wurde und auch zur Beobachtung der Nachbargemeinden und der unteren Hardt genutzt wurde.
Der Bürger- und Heimatverein Weingarten hatte 1989 aus Anlass des 400-jährigen Bestehens des Aussichtsturms im Einvernehmen mit der Gemeinde ein Heimatmuseum eingerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das schön eingerichtete Museum im Turm beherbergt eine interessante, heimatgeschichtliche Ausstellung auf drei Ebenen mit Exponaten aus Haus und Hof sowie aus der Landwirtschaft, dem Weinbau, dem Handwerk und verschiedenen Gewerben. Sonderausstellungen wie zuletzt zum Thema „Die geologische Uhr der Erdgeschichte“ mit historischen Fossilien komplettieren das Angebot. Von der Plattform des alten Wartturms können die Besucher einen Blick über Weingarten mit seinen beiden Kirchen, die Tulla-Brücke, das Rathaus und Walk'sche Haus sowie über die Rheinebene werfen, wobei man an schönen Tagen im Norden den Kaiserdom zu Speyer, im Westen die Berge der Pfälzer Haardt und im Süden den nördlichen Schwarzwald ausmachen kann, wie vom früheren, langjährigen Vorstandsmitglied Klaus Geggus bei einem Rundgang zu erfahren war.
Wenn auf der Turmspitze die blau-weiß-grüne Weingarten-Fahne mit der symbolischen Weintraube weht, ist der Turm für das Publikum zugänglich und kann bestiegen werden. Vom Ort aus führt in Rathausnähe eine 127-stufige Steintreppe hinauf zum Turm. Interessant sind sicher Exponate wie alte Setzsteine, Teller von der früheren Weingartener Porzellanfabrik aus dem Jahr 1884 sowie Utensilien alter Handwerksberufe wie Wagner, Küfer, Schmied oder Bäcker. Dazu Werkbank, Schleifstein, Mühlstein und Werkzeuge wie Hobel oder Schnitzbock und natürlich alles für die Traubenlese, die im Ort seit Menschengedenken einen wichtigen Erwerbszweig darstellte. Besonderes Interesse weckt bei den Besuchern neben einem Mammut-Stoßzahn, der im Weingartener Baggersee gefunden wurde, auch eine Steinsäule aus dem Jahr 1814. „Hierbei handelt es sich um ein Teil eines sogenannten dreischläfrigen Galgens“, berichtet Klaus Geggus, der, so wie am vergangenen Wochenende geschehen, neben Gästen aus der Umgegend auch schon mal einen weitgereisten Besucher aus dem hohen Norden Deutschlands begrüßen kann. Der Verein bietet von Ostern bis Oktober jeden Sonntag und Feiertag in der Zeit von 15 Uhr bis 18 Uhr eine Führung an und freut sich über alle Besucher sowie über neue Mitglieder, die sich als sachkundige Gästeführer zur Verfügung stellen.
Der aus Stein errichtetet Turm, dessen innere Struktur zu Beginn aus Holz bestand, brannte im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) sowie in dessen Folge aus, und der unter König Ludwig VI. tätige französische Offizier und Kriegsminister Ezéchiel du Mas, Comte de Mélac, veranlasste 1689 große Zerstörungen in ganz Weingarten. Später wurde der Wartturm auch als Gefängnis genutzt und mehrere Male renoviert. Zum Gedenken an die Gefallenen der großen Kriege wurde 1956 ein 2,5 Meter hohes Engelsrelief als Mahnmal sowie eine Gedenktafel außen am Turm angebracht. Heute gehört der Turm, der 1884 mit Zinnen, Helmdach und Glockenreiter ausgestattet wurde, zu den Wahrzeichen der Weinbaugemeinde Weingarten und bietet an allen Tagen ein lohnendes Ausflugsziel. Im Erdgeschoss des Turmes steht das wertvollste Stück, ein etwa 600 Jahre alter Taufstein aus vorreformatorischer Zeit, mit einer Verzierung, den sogenannten Bourbon'schen Linien.
Informationen gibt es beim Bürger- und Heimatverein Weingarten, der sein eigentliches Heimatmuseum in der Durlacher Straße hat. Dort sind, wie beim Wartturm nach vorheriger Anmeldung auch, Sonderführungen für Gruppen möglich. Parkplätze gibt es am nahen Friedhof (Navi: Katzenbergweg 5). Kontakt über die Vorstandspitze mit dem Vorsitzenden Wolfgang Wehowsky oder Stellvertreterin Sonja Güntner, Telefon (07244) 5580685, sowie per E-Mail an Info@bhv-weingarten.de. (of)