Zur regelmäßigen Monatsausfahrt hatten Neuweilers Alterswehrchef Helmut Wurster und Mitorganisator Ewald Kübler auf den Schlossberg nach Neuenbürg eingeladen. Am Wanderheim startete die trotz Ferienzeit stattliche Gruppe ehemaliger Wehrmänner zum Spaziergang durch den Schlosswald in Richtung alte Burg. Der Pfad führt durch den Bannwald. Es wurde das Für und Wider eines sich selbst überlassenen Waldstücks diskutiert, dessen Sinn Informationstafeln erklären. Mag es auch für verschiedene Tierarten einen sonst nicht mehr üppig vorhandenen Lebensraum bieten, so wurde das Ziel als zweifelhaft angesehen, dass daraus Urwald entstehen kann. Denn zu einem solchen Ursprung zurück wird sich kaum ein ehemaliger Kulturwald entwickeln.
Durch das Tor in der Schutzmauer führte der Weg in die verborgene – von den meisten erstmals besuchte – überraschend stattliche Burgruine, die zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert entstand. Sie besaß schon eine Burgkapelle, die spätere Schlosskirche am Berghang über Neuenbürg. Funde belegen auf dem Schloss- und Burgberg, dass dieser schon vor über 4000 Jahren von den Kelten besiedelt war. In Schmelzöfen produzierten sie Eisen, war bei der Führung zu hören. Auch spätere Siedler hinterließen vor etwa 2500 Jahren in Form von Keramik und eisernen Geräten Zeugen ihrer Anwesenheit. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts, als sich die Württemberger auf dem mittelalterlichen Flickenteppich verschiedenster Herrschaften stark ausdehnten, erwarben sie die Burg samt Stadt Neuenbürg. Unter dem von 1555 bis 1568 regierenden Herzog Christoph wurde mit dem Bau des „Vorderen Schlosses“ begonnen.
So richtig Zug kam in die Baumaßnahme, als 1610 der berühmte württembergische Hofbaumeister Heinrich Schickhardt (1558-1635) die Dinge in die Hand nahm und schließlich bis 1620 den Bau samt großem Lustgarten fertigstellen ließ. Alles litt dann allerdings mächtig im Dreißigjährigen Krieg. Davon war allerdings nichts mehr zu bemerken, als die Besucher durch den weiten, von einer Mauer umgebenen Garten auf das Schloss zuspazierten.
Eine Erbteilung unter Herzog Friedrich I. brachte 1616 mit sich, dass „Neuenbürg-Württemberg“ einige Zeit selbständiger Kleinstaat wurde, der Herzog Magnus (1594-1622) zufiel. Im Gegensatz zum Stammland blieb dieser nicht neutral, sondern kämpfte im Dreißigjährigen Krieg an der Seite des badischen Markgrafen Friedrich in der katholischen Liga. Dort fiel Magnus 28-jährig bei der berühmten Schlacht bei Wimpfen. Wieder als Erbausgleich 1651 ging unter Herzog Eberhard III. Neuenbürg an Herzog Ulrich (1617-1671). Als er starb, hatte er keinen erbberechtigten Sohn, „nur“ drei Töchter. Das Gebiet fiel deshalb ans Stammhaus zurück.
Nicht nur Kinder, auch Erwachsene, beeindruckt die Präsentation von Hauffs, „Das kalte Herz“, bei der die Besucher durch mehrere Räume im Schloss gelotst werden. Beim anschließenden Gang durchs Heimatmuseum konnten die ehemaligen Blauröcke sogar Heimisches entdecken: Wer im Raum mit vielen heimatgeschichtlichen Bildern die Schublade der Köhlerei aufzieht, dem taucht im symbolisch dargestellten Wald dahinter ein echtes altes Abteilungsschild auf, auf dem zu lesen ist: „Oberkollwangen – 10 Kohlplatte“. Noch eine ganze Menge mehr zu entdecken gab es in den weiteren Ausstellungsräumen. Nicht zu kurz kommt bei der Ton-Bildschau zur Historie in Dauerschleife der zweite Richter am Oberamtsgericht Neuenbürg und Verfasser des Lieds, „Im schönsten Wiesengrunde“, Wilhelm Ganzhorn (1818-1880), der die Tochter des Rössleswirts aus Conweiler heiratete.