Zwischen Fantasie und Verzweiflung: Franka Hellmann begeistert im Solo-Musiktheater „Giulietta für Elise“ als Beethovens unglückliche Muse – sensibel, klug und eindrucksvoll am Flügel.
„Aufstand gegen den Anstand“ - so interpretiert Giulietta Beethovens Mondscheinsonate. Giulietta war Beethovens Klavierschülerin, sie waren verleibt ineinander. Aber sie durften nicht heiraten. „Ich war adlig und eine Frau – also hatte ich keine freie Entscheidung“, erklärt die 20-jährige Frau, die später standesgemäß, aber unglücklich mit einem Grafen verheiratet war.
Die Geschichte der seiner Schülerin gewidmeten Sonate, der unerfüllten Liebe und Beethovens Verzweiflung ist Thema des Musiktheaters „Giulietta für Elise über Beethoven“, das im Hebel-Gymnasium in einer neuen Fassung Premiere feierte. Die Oberstufenschülerin Franka Hellmann beeindruckt in dem Solo-Stück durch ihre sensible Schauspielkunst sowie emotionale Interpretation der Musik am Flügel.
Hellmann spricht und spielt teilweise gleichzeitig (und ohne Noten). Sie erklärt dem Publikum, dass der Name „Mondscheinsonate“ nicht von Beethoven stammt. Der Komponist gab seinem Werk den Titel „Sonata quasi una Fantasia“, also eine „Sonate so gut wie eine Fantasie“. Durch das „quasi“ erlaubte sich Beethoven, von der üblichen Sonatenform abzuweichen. Beispielsweise startet er nicht mit einem erwarteten schnellen Satz, sondern mit einem langsamen Adagio. Manche Sätze schlagen ebenso ein wie die überraschenden Notensequenzen: „Hier ist alles quasi!“ Und seine unglückliche Geliebte hört darin den hoffnungslosen und verzweifelten Liebenden. Sie interpretiert jede Musikpassage aus ihrer und Beethovens Sicht, der damals durch seinen beginnenden Gehörverlust an Selbstmord dachte: „Er starb in dieser Fantasie, und blieb deshalb in der Realität am Leben.“ Die philosophische Sprache des Monologs (nur selten kurz durch Beethovens Zitate unterbrochen) stammt aus der Feder der Klavierlehrerin Tatjana Worm, die das Ketscher Musiktheater leitet und das Solo-Stück schon vor einigen Jahren geschrieben hatte.
Hellmann, die seit elf Jahren Klavier spielt, hat den Text mit ihrer Klavierlehrerin nun neu einstudiert, unterstützt von Lehrer Daniel Zischka, der den Duke Award am Hebel-Gymnasium organisiert. Im Rahmen dieses Projekts setzt sich jeder Teilnehmer ein Ziel, das sein persönliches Talent herausfordert. (bs/red)