Die siebenköpfige Band bereitete ein Fest voll aufregender Latin-, Rock- und Pop-Rhythmen und bekannter Songs von einem der weltweit größten Gitarristen und Komponisten: Carlos Santana, ein amerikanisch-mexikanischer Musiker, der schon seit über 60 Jahren seine Fans mit unvergesslichen Melodien und rhythmusstarker Begleitung begeistert.
Die Rhythmus-Sektion von de Corazón, einer Band, die seinen Spuren folgt, besteht aus gleich drei Mann: Allrounder an den Percussions Thomas Hammer, Percussionist Leo Ortega an den Congas und Drummer Harald Simon. Bassist Neophytos Stephanou und Keyboarder Martin Reiser sowie Sängerin Laura Maas, die auch akustische Gitarre und Harp spielt, runden den Sound perfekt ab.
Die unverkennbaren Gitarrensoli von Carlos Santana zelebriert Eddie Gimler, Bandleader, der auch durch das fast zweieinhalbstündige Programm führte. Gleich am Anfang des Gigs sorgte die Band für Furore mit „Jingo“, einem weltberühmten Stück aus Santanas erstem Album. Die Gruppe begann nahezu originalgetreu, aber ihre Kreativität und Spielfreude ließ sie kurz abdriften in andere Stücke, zum Beispiel „Soul Makossa“ mit afrikanischen Rhythmen, um dann zum eigentlichen musikalischen Thema zurückzukehren.
Frontmann Eddie Gimler stellte die einzelnen Mitglieder der Band vor und erinnerte sich, dass in der Zeit, als Santana berühmt wurde, viel hervorragende neue Musik gelaufen sei. „Wir sind doch mit richtig toller Mucke groß geworden,“ freute sich der Saarländer, der selbst schon seit über vierzig Jahren als Pop- und Rock-Gitarrist auf der Bühne steht.
Dann nahm er seine akustische Gitarre, spielte eine spanische Weise, Bassist Stephanou gesellte sich hinzu, ebenso die anderen, Gimler wechselte zur E-Gitarre, und zusammen erfreuten sie ihr Publikum mit „Maria Maria“, einem der bekanntesten Santana-Songs. Dies war erst das zweite Stück, und schon konnten viele nicht mehr ruhig bleiben und tanzten. „Black Magic Woman“, eine Komposition von Peter Green, kam als nächster Song, und Laura Maas sang mit kräftiger, souliger Stimme.
Das Stück beginnt melodiös und entwickelt sich weiter als percussion-betonte Improvisation. Thomas Hammer, ein famoser Kurpfälzer Percussionist mit klarer Vorliebe für Latin, wirbelte mit seinen Instrumenten das Publikum in einen Zustand höchster Begeisterung. Zur Abwechslung sollte es ruhiger, romantischer werden, versprach Gimler, und Maas stimmte das Lied „The game of love“ an.
Dann breiteten sich effektvolle sphärische Klänge im Saal aus, die Gimler auf seiner Gitarre erzeugte; es stellte sich als Intro für „Europa“ heraus, das die Gruppe nahezu originalgetreu interpretierte. Weitere sieben Latin-Rock-Songs, auf Spanisch und Englisch gesungen, bestimmten den Rest des ersten Sets von insgesamt mehr als einer Stunde.
Ein Highlight des Abends bezog sich auf die Anfänge von Carlos Santanas Karriere. Gimler erzählte, wie der amerikanische Impresario Bill Graham, damals einer der wichtigsten Förderer für Festivals, die 1966 gegründete Band entdeckt hatte und sie für einen ersten Auftritt in seinem Fillmore West Festival in San Francisco 1968 buchte; in Fillmore traten nur Leute mit Rang und Namen auf, Santana aber war noch eine Band von Newcomer. Kurz vor Veröffentlichung ihres ersten Albums wurde die Band auf Anraten Grahams zum legendären Woodstock-Festival 1969 eingeladen und erreichte sofort ihren weltweiten Durchbruch.
Dieser Erinnerung folgend, nahmen Gimler und de Corazón das Schwetzinger Publikum mit auf eine Zeitreise, visuell unterstützt durch projizierten Fotos des Festivals und musikalisch vertreten durch „Soul Sacrifice“, ein vorwiegend durch Schlaginstrumente getragenes Stück, das die Originalband von Santana damals auch auf dem Festival spielte und bei dem sich nun Drummer Simon und die beiden Percussionisten Ortega und Hammer hervortun konnten.
Es folgte noch ein Highlight – diesmal von ganz anderer Art: Ruhig und besonnen setzte sich Ortega, Latino von Herzen und Kultur, mit Bongos in die Mitte der Bühne, die anderen versammelten sich um ihn mit Gitarren, Bass und kleinen Percussion-Instrumenten, und dann spielten sie „Chan Chan“, den herzerwärmenden Hit von Buena Vista Social Club. „De Corazón“ eben - von ganzem Herzen!
Keine Santana-Session ohne „Samba pa ti“ und „Oye como va“, den ganz großen Hits von Santana, die de Corazón zum Besten gab. Als nach weiteren Titeln Gimler den Schluss des Konzerts ankündigte, war der Wunsch nach Zugabe groß. So kam die Gruppe nochmals auf die Bühne und spielte „Iron Lion Zion“, einen Reggae-Song; dabei war das Publikum aufgefordert mitzusingen. Noch während des gemeinsamen Singens legten die Musiker ihre Instrumente weg und verließen den Saal.
Der Applaus war groß, aber man war auch müde, denn ein Konzert mit de Corazón bedeutet tanzen, tanzen, tanzen.
Die nächsten Termine in der Wollfabrik sind: Bosstime - Bruce Springsteen Tribute am 11. Oktober; Coldplay.live am 12. Oktober; Bon Jovi Tributeband Bounce am 18. Oktober; Roxette Experience am 19. Oktober; The Queen Kings am 2. November; Floydside of the Moon - Musik von Pink Floyd am 9. November. Und vieles mehr. Weitere Infos: alte-wollfabrik.de/veranstaltungen. (rw)