Der Ortsfunk war im eigentlichen Sinne kein Funk, sondern eine Beschallungsanlage, die sich mit einem Netz von Lautsprechern über eine ganze Ortschaft oder Stadt erstreckte. Die elektrischen Tonsignale wurden in der 100-Volt-Technik über ein Leitungsnetz zu den Lautsprechern übertragen. Die Lautsprecher waren entweder elektromagnetische Lautsprecher, die wegen der statischen Spule mit einer ausreichend hohen Impedanz hergestellt werden konnten, oder über einen Transformator angeschlossene, niederohmige Lautsprecher mit Schwingspule. Das erlaubte den Betrieb mit Leitungslängen bis zu einigen Kilometern ohne zusätzliche Verstärker und Stromversorgung. Wegen der hohen Impedanz konnten alle Lautsprecher einfach parallel geschaltet werden [Info de.wikipedia.org/wiki/Ortsrufanlage]. Anfang der 1960er-Jahre hatten in Baden 204 Kommunen eine solche Anlage.
Noch im September 1950 lehnte der Königsbacher Gemeinderat die Einführung eines Gemeindeblattes ab, es blieb bei der bewährten Ortsschelle. (PZ vom 5. September 1950). Doch schon vom 12. Dezember 1950 findet sich im Ortsarchiv Bestand Königsbach, Signatur 325 / 486 die Auftragsbestätigung von Philipps Valvo über die Bestellung der „Ortsbesprechungs-Anlage“ gemäß Angebot vom 24. November 1950. Sie wurde zum Preis von 12.238,80 Mark für die Geräte und 6.790 Mark für das Ortsamt, also zusammen für 19.028,80 Mark bestellt. Zahlbar war die beachtliche Summe in drei Jahresraten zu je einem Drittel in den Haushaltsjahren bis 1953/54. Die jeweils verbliebene Restsumme wurde mit einem Teilzahlungszuschlag von 8 % verzinst. Die Lieferung der Anlage wurde bis spätestens 31. Januar 1951 zugesichert.
Zur ersten Durchsage erschien ein Zeitungsartikel in der PZ vom 18. Mai 1951:
Ortsschelle erklang zum Abschied im Lautsprecher
Königsbacher Ortsbesprechungsanlage mit 75 Lautsprechern feierlich übergeben
„Am Mittwoch wurde die neue Ortsbesprechungsanlage von der Gemeinde übernommen. Von der Abnahmekommission wurde die 7,8 km lange Leitung begangen und jeder der 75 vorhandenen Lautsprecher geprüft, ebenso die 5 an den Ortsausgängen befindlichen Richtstrahler. Durch diese Richtstrahler sind Bekanntmachungen auch auf größere Entfernungen zu hören, so dass selbst die auf dem Felde arbeitende Bevölkerung auch verständigt werden kann. Im Bürgersaal des Rathauses fand die feierliche Übernahme der Anlage statt. Als Gäste waren Landrat Dissinger sowie zwölf Bürgermeister der umliegenden Ortschaften und drei Bürgermeister des Kreises Karlsruhe erschienen. Die Station ist im Zimmer des Bürgermeisters untergebracht; von hier aus werden auch die Nachrichten bekanntgegeben. Die Bekanntmachungen, die meistens in den Abendstunden erfolgen, werden mit einem Marsch eingeleitet. Die Ankündigungen können von jedem Haus aus gehört werden. Bürgermeister Knobloch dankte in seiner Ansprache vor allem der Herstellerfirma Deutsche Philipps G.m.b.H., sowie sämtlichen Mitarbeitern.“ (Forts. folgt.)
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