Tiere, Natur & Umwelt

Die Schmetterlingsarten im Biotopverbund Kusterdingen

Auf den Wiesen, Weiden und im Wald des Gemeindegebiets Kusterdingen fliegen in den Sommermonaten zahlreiche Falter. Schmetterlinge zählen zu den auffälligsten...
Brauner Feuerfalter
Brauner FeuerfalterFoto: © Bamann

Auf den Wiesen, Weiden und im Wald des Gemeindegebiets Kusterdingen fliegen in den Sommermonaten zahlreiche Falter. Schmetterlinge zählen zu den auffälligsten und beliebtesten Insekten – bunt, mit besonderen Mustern und leicht zu entdecken, gelten sie als sogenannte „Flaggschiffarten“ im Naturschutz. Gleichzeitig lassen sie sich von Fachleuten relativ einfach kartieren. Durch ihren komplexen Lebenszyklus mit den verschiedenen Stadien Ei, Raupe, Puppe und Falter haben sie hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. Ihr Vorkommen ist damit ein deutlicher Indikator für die Qualität und Vielfalt von Lebensräumen. Gleichzeitig profitieren Schmetterlinge besonders von verbindenden Strukturen und Trittsteinen zwischen den einzelnen Flächen. Diese Eigenschaften machen sie zu wichtigen Zielarten im Biotopverbund. Die sechs Falterarten, die für den Biotopverbund der Gemeinde Kusterdingen ausgewählt wurden, möchten wir Ihnen nun vorstellen und zeigen, was sie so besonders macht.

Neben bekannten Schmetterlingsarten, wie etwa dem Tagpfauenauge, gibt es in der Gemeinde einige seltene und gefährdete Arten. Der Braune Feuerfalter zum Beispiel steht stellvertretend für viele Arten als Bewohner der extensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft. Um sein Vorkommen in der Region zu sichern, werden Landwirte unterstützt, wenn sie Acker- und Grünland extensiv bewirtschaften, das bedeutet z.B. weniger Dünger oder seltenere Mahd.

Der Mädesüß-Perlmutterfalter kommt, wie es sein Name vermuten lässt, auf feuchten Brachen mit den Pflanzen Mädesüß oder Großer Wiesenknopf vor. Diese Flächen werden durch intensive Nutzung oder Nutzungsaufgabe mit folgender Verbuschung sowie Trockenphasen im Sommer immer seltener. Um diese wertvollen Habitate zu erhalten, werden, vor allem auf nassen und wenig produktiven Flächen, Brachen gefördert. Säume am Waldrand oder entlang von Gräben werden auch mit der Unterstützung des NABU Härten gepflegt und von Gehölz freigehalten.

Die Raupen des Braunkolbigen Braun-Dickkopffalters ernähren sich nur von bestimmten Gräsern, während die erwachsenen Falter den Nektar von violetten Blüten wie dem Wiesen-Klee oder der Flockenblume aufsuchen. Diese Art profitiert also von einer vielfältigen und offenen Landschaft mit Magerrasen und offeneren Waldbereichen. Dafür ist eine gezielte Entnahme von Gehölzen wichtig, wodurch lichte Waldflächen und Waldränder mit einem blühenden und artenreichen Unterwuchs entstehen. Ein Beispiel für einen solchen Waldrand kann man z. B. am südlichen Rand des Hartwaldes sehen. Dort wurden vor einiger Zeit gezielt Bäume und Sträucher entnommen, damit sich dort ein blütenreicher Saum entwickeln kann.

Die folgenden drei Arten: Baldrian-Scheckenfalter, Storchschnabel-Bläuling und Sechsfleck-Widderchen, sind so selten, dass sie nur an bestimmten Orten im Gemeindegebiet vorkommen. Sie wurden als Zielarten in die Biotopverbundplanung aufgenommen, um die Qualität dieser Flächen zu erhalten.

Der Baldrian-Scheckenfalter und der Storchschnabel-Bläuling verdanken ihren Namen den jeweiligen Futterpflanzen. Beide Schmetterlingsarten leben in feuchten Habitaten, wie etwa jungen Brachen, Hochstaudenfluren oder Nasswiesen. Dabei unterscheiden sich die Ansprüche an ihren Lebensraum durch das Vorkommen der bestimmten Futterpflanzen.

Das auffällig rot-schwarz gefärbte Sechsfleck-Widderchen ist typisch für extensiv genutztes Grünland. Im Gebiet der Gemeinde Kusterdingen kommt es nur noch isoliert vor. Hauptursachen für den Rückgang der Art sind Nutzungsintensivierung, Eutrophierung und Verbreitung von Gehölzen. Im Umkehrschluss heißt das, dass der Fortbestand des Sechsfleck-Widderchens in einer vielfältigen Agrarlandschaft und durch die extensive Bewirtschaftung von wertvollem Grünland gelingen kann.

Um diese in Baden-Württemberg gefährdeten Schmetterlingsarten zu erhalten, arbeiten Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Naturschutz im Biotopverbund zusammen. Wer möchte, kann sich aktiv durch die Teilnahme an der NABU-Ortsgruppe oder anderen Naturschutz-Initiativen für den Erhalt der Vielfalt in unserer Kulturlandschaft einsetzen. Auch der Kauf von lokal produzierten Lebensmitteln durch die Landwirte vor Ort unterstützt dies.

Wenn Sie Fragen zum Thema Biotopverbund haben oder konkrete Maßnahmenvorschläge einbringen möchten, können Sie sich an Fabian Roser von VIELFALT e. V. wenden:

Tel. 07473/270-1261, E-Mail: f.roser@vielfalt-kreis-tuebingen.de

Mehr Informationen zum Biotopverbund im Landkreis Tübingen erhalten Sie auch unter:

www.vielfalt-kreis-tuebingen.de/biotopverbund

Erscheinung
Der Gemeindebote Kusterdingen
NUSSBAUM+
Ausgabe 24/2025
von Gemeinde Kusterdingen
13.06.2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
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